23.05.2016 19:16:46
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UPDATE/Van der Bellen siegt bei Präsidentenwahl in Österreich
-- Van der Bellen siegt mit 50,3 Prozent der Stimmen vor Rechtspopulist Hofer
-- Van der Bellen nur 31.026 Stimmen vor seinem FPÖ-Rivalen
(NEU: weitere Äußerungen von Hofer, Reaktionen von Valls und Hollande)
WIE (AFP)--Der Grünen-Politiker Alexander Van der Bellen ist zum neuen Präsidenten Österreichs gewählt worden. Nach einem wahren Wahlkrimi siegte der 72-Jährige letztlich mit nur wenigen zehntausend Stimmen Vorsprung vor dem Rechtspopulisten Norbert Hofer, wie das Innenministerium am Montag in Wien mitteilte. Bundespräsident Joachim Gauck, Frankreichs Regierung und die deutschen Grünen gratulierten Van der Bellen zum Sieg - in Berlin und Paris war Erleichterung zu spüren.
Van der Bellen siegte mit 50,3 Prozent der Stimmen vor Hofer. Der von den Grünen unterstützte Wahlsieger lag damit laut Innenminister Wolfgang Sobotka nur 31.026 Stimmen vor seinem FPÖ-Rivalen. Die beiden Kandidaten hatten sich bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Da das Ergebnis nach der Stichwahl am Sonntag zunächst nicht eindeutig feststand, entschieden die Stimmen der rund 700.000 Briefwähler, die erst am Montag zu Ende ausgezählt wurden.
Hofer räumte auf seiner Facebook-Seite seine Niederlage ein. "Natürlich bin ich heute traurig", schrieb der 45-Jährige. "Ich hätte gerne für Euch als Bundespräsident auf unser wunderbares Land aufgepasst." Bei seinen Anhängern bedankte er sich für die Unterstützung und versprach, der Einsatz für den Wahlkampf sei "nicht verloren sondern eine Investition in die Zukunft".
Noch bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl hatte Hofer mit 35 Prozent der Stimmen deutlich vor Van der Bellen gelegen, der auf gut 21 Prozent gekommen war. Der Grünen-Politiker und einstige Wirtschaftsprofessor profitierte nun von einer hohen Wahlbeteiligung und von Stimmen aus den Lagern der großen Volksparteien ÖVP und SPÖ. Beiden war es nicht gelungen, mit ihren Kandidaten in die Stichwahl einzuziehen.
Bundespräsident Gauck gratulierte Van der Bellen zum Sieg und würdigte ihn als "überzeugten Europäer". Er übernehme sein Amt "in einer Zeit großer Herausforderungen für Europa", schrieb Gauck vor dem Hintergrund der größten Flüchtlingskrise in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.
Auch die Grünen in Berlin jubelten: "Wer den Kampf mit den Rechtspopulisten offensiv führt, der kann gewinnen", erklärte Fraktionschef Anton Hofreiter. Der erste grüne Bundespräsident in Österreich sei ein "Signal der Humanität, der Weltoffenheit und der Vernunft über Hass und Ausgrenzung".
Frankreichs Premierminister Manuel Valls zeigte sich "erleichtert", dass die Österreicher "Populismus und Extremismus zurückgewiesen" hätten. Jeder in Europa müsse daraus seine Lehren ziehen, schrieb er im Internetdienst Twitter. Präsident François Hollande gratulierte Van der Bellen "herzlich" zum Sieg und erklärte, er freue sich auf die Zusammenarbeit mit ihm.
Hofer wäre der erste Rechtspopulist gewesen, der in die Wiener Hochburg einzieht. Er profitierte im Vorfeld der Wahl nicht nur von der Flüchtlingskrise, sondern auch von der Enttäuschung der Wähler über die etablierten Volksparteien. Die rechtsextreme französische Partei Front National gratulierte ihrerseits Hofer zu seinem "sehr guten Ergebnis". Dieses spreche für "künftige Erfolge" in Österreich und anderen Ländern.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/kla
(END) Dow Jones Newswires
May 23, 2016 12:46 ET (16:46 GMT)- - 12 46 PM EDT 05-23-16

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