16.07.2016 01:11:48
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UPDATE/Türkische Armee verkündet Machtübernahme und verhängt Kriegsrecht
--Erdogan ruft Bevölkerung zum Widerstand auf
--In Ankara ist heftige Explosion zu hören
--Kampfflugzeuge und Militärhelikopter am Himmel
--Zwei Bosporus-Brücken in eine Richtung gesperrt
--Kerry will sich Überblick über Lage verschaffen
(NEU: Reaktion von Kerry, Obama, Griechenland)
ANKARA (AFP)--Die türkische Armee hat die Übernahme der Macht in der Türkei verkündet sowie das Kriegsrecht und eine Ausgangssperre verhängt. "Die Macht im Land ist in ihrer Gesamtheit übernommen", hieß es in einer im Fernsehsender NTV am Freitagabend verlesenen Erklärung des Militärs. Vor dem Istanbuler Atatürk-Flughafen fuhren laut NTV Panzer auf. Präsident Recep Tayyip Erdogan rief die Türken auf, gegen die Putschisten auf die Straße zu gehen.
Die regierungsnahe Nachrichtenagentur Anadolu meldete unter Berufung auf "glaubhafte Quellen", der Generalstabschef Hulusi Akar sei in Ankara eine Geisel der Putschisten. In einer im Staatssender TRT verlesenen Erklärung des "Rats für den Frieden im Land" verkündeten die Putschisten, sie würden "nicht erlauben, dass die öffentliche Ordnung in der Türkei gestört werde".
Zuvor hatte Ministerpräsident Binali Yildirim einen "illegalen Versuch" von Teilen des Militärs verurteilt. Die Beteiligten an dem "illegalen Akt" würden "den höchsten Preis" zahlen, sagte Yildirim NTV am Telefon. Die Regierung werde "den Versuch" nicht zulassen. Es sei aber nicht richtig, von einem "Putsch" zu sprechen. Die türkischen Nachrichtensender sprachen dagegen von einem "versuchten Staatsstreich".
Der türkische Präsident Erdogan verurteilte einen "Aufstand einer Minderheit in der Armee". Der Staatschef rief die Bevölkerung am späten Freitagabend im Nachrichtensender CNN-Türk auf, sich auf öffentlichen Plätzen und an den Flughäfen zu versammeln, um sich der versuchten Machtübernahme entgegenzustellen. Die "Putschisten" würden keinen Erfolg haben, sagte Erdogan dem Sender per Telefon.
Aus dem Umfeld der Präsidentschaft verlautete, Erdogan sei an einem sicheren Ort. In Ankara war eine heftige Explosion zu hören. Der Grund war zunächst unklar. Kampfflugzeuge und Militärhelikopter waren am Himmel über der Hauptstadt zu hören.
CNN-Türk berichtete über eine außergewöhnliche Mobilisierung von Sicherheitskräften vor dem Sitz des Generalstabs in Ankara. Die Sicherheitskräfte schlossen die beiden Bosporus-Brücken in Istanbul für sämtlichen Verkehr von der asiatischen Seite der Millionenmetropole in Richtung der europäischen Seite, wie NTV berichtete.
US-Außenminister John Kerry äußerte die Hoffnung auf Frieden, Stabilität und "Kontinuität" in der Türkei. Von Moskau aus sagte er, noch versuche er, sich eine Übersicht über die sich schnell entwickelnden Ereignisse zu verschaffen. US-Präsident Barack Obama wurde von seinen Beratern über die Entwicklung in der Türkei auf dem Laufenden gehalten, wie der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats mitteilte.
Lawrows russischer Kollege Sergej Lawrow sagte, jedes Blutvergießen müsse vermieden werden. Von griechischer Regierungsseite hieß es, die Lage in der Türkei werde "aufmerksam und kaltblütig" verfolgt. Griechenland und die Türkei sind beide Nato-Mitgliedsstaaten, gelten aus historischen Gründen aber als Erzfeinde.
Zuletzt hatte es in der Türkei 1997 einen sogenannten kalten Militärputsch gegeben, bei dem eine Machtdemonstration der Armee die damalige Regierung zum Rücktritt gezwungen hatte. Die Armee, die sich als Garant und Verteidiger der säkularen türkischen Republik sieht, hatte zuvor bereits 1960, 1971 und 1980 geputscht.
Die derzeitige islamisch-konservative Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan, dessen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) seinerzeit aus der politischen Bewegung des islamistischen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan hervorging, kämpft seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2002 darum, den politischen Einfluss der Armee zu beschneiden.
DJG/apo
(END) Dow Jones Newswires
July 15, 2016 18:41 ET (22:41 GMT)- - 06 41 PM EDT 07-15-16

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