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09.04.2013 15:28:31
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UPDATE: Telekom bekommt grünes Licht für schnelleres Internet
-- Bundesnetzagentur gesteht Deutscher Telekom Vectoring zu
-- Auflagen begünstigen Telekom in den Großstädten
-- Telekom begrüßt Entscheidung, Kritik kommt von den Wettbewerbern
(durchgehend neu)
Von Archibald Preuschat
Die Bundesnetzagentur hat der Deutschen Telekom zugestanden, ihre Breitbandanschlüsse insbesondere in Großstädten schneller zu machen. Das ehemalige Staatsunternehmen darf dazu die sogenannte Vectoring-Technologie einsetzen. Sie erhöht die Geschwindigkeit auf den letzten hundert Metern zwischen dem Verteilerkasten am Straßenrand und dem Hausanschluss.
Für dieses Stück wird hauptsächlich Kupfer eingesetzt, was die Geschwindigkeit der Datenübertragung ausbremst. Vectoring gilt - zumindest übergangsweise - als Alternative zu der sehr teuren Erschließung von Gebäuden mit Glasfaser und versetzt die Telekom so in die Lage, besser mit den Kabelnetzbetreibern zu konkurrieren. Diese können heute beim Herunterladen von Daten schon Geschwindigkeiten von bis zu 150 Megabit pro Sekunde anbieten - die Telekom kann im Idealfall zur Zeit gerade mal ein Drittel davon bieten. Mittels Vectoring sollen dann aber Download-Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde möglich sein, beim Hochladen von Daten immerhin noch 40 Megabit pro Sekunde, mehr als derzeit in Kabelnetzen.
Vectoring ist aber nicht unumstritten, denn es kann nur von einem Telekommunikationsunternehmen genutzt werden. Setzt die Telekom die Technik also ein, müssen Wettbewerber außen vor bleiben.
Die exklusive Nutzung der letzten Meile für Vectoring durch die Telekom knüpft die Bundesnetzagentur darum auch an Bedingungen. So müssen in den Städten mindestens drei Viertel der Gebäude auch an das Kabelnetz angeschlossen sein und die Telekom zudem bei der Breitband-Kundenzahl anderen Internet-Anbietern überlegen sein.
Gebietsmonopole sollen aber nicht entstehen, so Bundesnetzagentur-Präsident Jochen Homann, denn setzt die Telekom Vectoring ein, muss sie die Leitung auch Wettbewerbern zur Verfügung stellen - gegen Gebühr versteht sich. Auch die genauen Konditionen sind noch unklar.
Die Telekom begrüsste in einer Stellungnahme das grüne Licht für den Einsatz, kritisierte aber, dass an der Ausgestaltung der Regeln für den Zugang zu ihren schnelleren Leitungen noch gearbeitet werden muss. Deutlicher fiel die Reaktion der Telekom-Wettbewerber aus: "Es ist nicht nachzuvollziehen, wie die Regulierungsbehörde den Anträgen der Telekom in weiten Teilen folgen konnte", sagte Ralf Kleint, Präsident des Bundesverbandes Breitbandkommunikation (Breko), in dem über 140 Wettbewerber der Telekom im Festnetzbereich organisiert sind. "Zumal es doch ganz offensichtlich ist, dass die Deutsche Telekom darauf abzielt, hauptsächlich in den Ballungsgebieten ihre Marktstellung gegenüber den Kabelnetzbetreibern zu verbessern und den Wettbewerb im ländlichen Raum auszubremsen," so Kleint weiter. "Um den flächendeckenden Breitbandausbau geht es der Telekom doch gar nicht."
Verbands-Geschäftsführer Stephan Albers kündigte an, auf die EU-Kommission einwirken zu wollen, um den Entscheid der nationalen Behörde noch zu beeinflussen.
Für den Einsatz von Vectoring in den ländlichen Gebieten sieht die Telekom nun ihre Wettbewerber gefordert. Ob es auch in kleineren Städten eine schnelle Surfalternative zum Kabelanschluss geben wird, steht in den Sternen. Hauptproblem ist hier, dass die beschleunigende Wirkung von Vectoring schnell verpufft, wenn der Weg vom Verteilerkasten zum Haus zu lang ist.
Versöhnlicher gibt sich der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), in dem 110 Unternehmen zusammengeschlossen sind. Sie wollen der Telekom nicht nur im Festnetz, sondern auch im Mobilfunkbereich Paroli bieten. "Die Bundesnetzagentur hat sich in ihrem Entwurf große Mühe gegeben, Regelungen zu schaffen, die sowohl für die Deutsche Telekom als auch für die Wettbewerber die Möglichkeiten offen halten, in den Breitbandausbau zu investieren," sagte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Er fügte aber hinzu, dass es nach der Grundsatzentscheidung jetzt genauerer Regeln bedürfe. Die Spanne der Reaktionen spiegelt die unterschiedlichen Interessenslagen wieder.
Während beispielsweise Vodafone in der Vergangenheit keine Einwände gegen die Vectoring-Pläne der Telekom hatte und nach Informationen des Wall Street Journal Deutschlands interessiert ist, bei ihr Breitband-Internet-Leitungen anzumieten, stehen Regionalanbieter wie die EWE Tel mit der Telekom in direkter Konkurrenz: Ihr Geschäftsmodell beruht vielfach auf einer Mitnutzung der letzten Meile. Wie auch die EWE Tel, sind viele lokale und regionale Festnetzanbieter Töchter von Energieversorgern.
Die Telekom selbst hat ehrgeizige Vectoring und Breitband-Ausbaupläne. In den nächsten Jahren sollen 6 Milliarden Euro investiert werden, um den Technologievorsprung der Kabelnetzbetreiber einzuholen.
Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@dowjones.com
DJG/apr/sha
(END) Dow Jones Newswires
April 09, 2013 08:57 ET (12:57 GMT)
Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 08 57 AM EDT 04-09-13

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