12.06.2014 19:33:31
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UPDATE: Rhön-Klinikum-Aktionäre ziehen Hauptversammlung in die Länge
--Kritik an beabsichtigter AR-Bestellung von Ludwig Georg Braun
--Rhön-Chef wirbt für seine Pläne
(Neu: Weitere Aussagen von der Hauptversammlung)
Von Heide Oberhauser-Aslan
Die Hauptversammlung der Rhön-Klinikum AG ist in weiten Teilen vom Unmut einer Gruppe von Kleinaktionären geprägt worden. Vor allem die beabsichtige Bestellung von Ludwig Georg Braun des Medizinbedarfs-Unternehmens B.Braun Melsungen in den Aufsichtsrat, erzürnte die Gemüter und stieß bei vielen Aktionären auf Kritik. Diese befürchten einen Interessenkonflikt, weil B.Braun Melsungen mit seinen Medizintechnikprodukten auch Rhön-Klinikum beliefert.
Die B.Braun Melsungen ist mittlerweile mit etwa 18 Prozent der größte Rhön-Aktionär vor dem Ehepaar Münch mit etwa 12,4 Prozent. Weitere Pakete halten mit 5 Prozent Fresenius und der Klinikkonzern Asklepios.
Rhön-Chef Martin Siebert trat diesen Befürchtungen entgegen und erklärte die Lieferkonditionen des Medizintechnikkonzerns seien marktgerecht. "Wenn Braun gewählt wird, werden wir von Seiten des Vorstands besonders darauf zu achten haben, dass alle Beteiligten bereits den Anschein vermeiden, dass Interessenkonflikte zum Tragen kommen, dass alle Leistungsbeziehungen sehr marktgerecht sind und sich ausschließlich am medizinischen Bedarf orientieren", erklärte der Rhön-Lenker. Das Unternehmen gehe zudem davon aus, dass ein Aufsichtsratsmitglied Interessenkonflikte erkenne und sich entsprechend verhalte, sagte er weiter.
Den Unmut einiger Aktionäre zog Braun auch deshalb auf sich, weil er sich als Aufsichtsratskandidat zwar kurz vorstellte, dann aber das Aktionärstreffen verließ und nicht mehr für die zahlreichen Rückfragen zur Verfügung stand. Ein Aktionär stellte etwa die Frage, ob der Friedensschluss mit Braun und der Vorschlag, ihn in den Aufsichtsrat zu wählen, eine Übernahme von Rhön-Klinikum durch diesen vorbereite.
Ungewöhnlich viele Aktionäre ergriffen das Wort und forderten unter anderem auch mehr Informationen zum geplanten Aktienrückkauf durch Rhön-Klinikum. Kritik äußerten die Aktionäre unter anderem auch an der aus ihrer Sicht nach wie vor unklaren künftigen Ausrichtung des stark verkleinerten Konzerns. Die Aussagen in der Rede des Vorstandsvorsitzenden seien löchrig wie ein Schweizer Käse, sagte ein Aktionär.
Im vergangenen Jahr hatte der Klinikkonzern zwei Drittel seiner Häuser für gut 3 Milliarden Euro an Fresenius verkauft, nachdem zuvor ein Komplettverkauf des Konzerns an die Bad Homburger am Widerstand von Wettbewerbern gescheitert war. Die Großaktionäre mit Rhön-Gründer Eugen Münch, dem Medizintechnikkonzern B.Braun und der Klinikgruppe Asklepios haben inzwischen ihren Streit weitgehend beigelegt. Rhön-Klinikum habe das Zeug dazu, über das gemeinsam von ihr, Helios und Asklepios gebildete Netzwerk in neue Dimensionen vorzustoßen, sagte Münch. Rhön-Klinikum werde dabei die Pionierfunktion übernehmen und das maßgeblich gestaltende Element sein, kündigte er an.
Der Krankenhauskonzern setzt nach der Schrumpfkur auf Veränderungen. Es komme jetzt darauf an, das Momentum der Veränderung auf allen Ebenen zu nutzen und die Neuausrichtung des Konzerns voranzutreiben, sagte Rhön-Chef Siebert. Die Transaktion mit Fresenius/Helios sei nicht das Ende von Rhön, sondern ein neuer Anfang, erklärte der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzende Eugen Münch. "Wir sind lediglich von einem großen Tanker nun auf ein wendigeres, schnelleres Boot umgestiegen", sagte er. Es liege nun an allen Rhön-Mitarbeitern, die Stärken im Markt auszuspielen, die die neu gewonnene Gestaltungsfähigkeit mit sich bringe. An die Adresse der Aktionäre richtete er den Appell, das Unternehmen auf seinem neuen Weg zu begleiten und zu unterstützen.
Die "neue" Rhön-Klinikum AG sei nicht die "Reste-Rhön" und das Überbleibsel einer Zerschlagung, sagte Siebert. Die übrig gebliebenen 10 Kliniken an 5 Standorten in Gießen, Marburg, Bad Neustadt, Bad Berka und Frankfurt/Oder seien hochspezialisierte Spitzenkliniken. Das Unternehmen stehe nach 40 Jahren nun vor einer neuen Epoche in seiner Geschichte. Mit etwa 5.300 stationären Betten, rund 15.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 1 Milliarde Euro gehöre Rhön auch in Zukunft zu den Schwergewichten unter den deutschen Klinikunternehmen. Das Unternehmen ist nach der Fresenius-Tochter Helios, Asklepios und den Sana Kliniken der viertgrößte private deutsche Klinikkonzern.
Die Aktionäre von Rhön-Klinikum müssen auf der Hauptversammlung, die derzeit noch andauert, über wichtige Beschlussvorlagen abstimmen. Zum einen steht das Votum über die Verwendung des Erlöses aus dem Verkauf von 40 Kliniken an Fresenius noch aus. Des Weiteren müssen die Anteilseigner über die Wiedervorlage zur Abschaffung einer Übernahmehürde befinden.
Wichtigster Tagesordnungspunkt ist der geplante Aktienrückkauf mit Herabsetzung des Grundkapitals. Auf diesem Weg soll ein großer Teil des Verkaufserlöses von 3 Milliarden Euro, den Rhön-Klinikum von Fresenius für den Verkauf von 40 Kliniken eingestrichen hat, an die Aktionäre zurückfließen. Damit will Rhön der verringerten Größe des Konzerns Rechnung tragen. Zudem soll dieser Weg Aktionären, die unter den veränderten Umständen nicht mehr an Bord bleiben wollten, einen kursschonenden Ausstieg aus dem Unternehmen ermöglichen.
Das Vorhaben kann aber auch selbst bei Zustimmung der Mehrheit der Aktionäre scheitern. Auf der Hauptversammlung hat sich bereits angedeutet, dass einige Kleinaktionäre Anfechtungsklagen anstreben. Mit der altbekannten Strategie, immer neue Fragen zu stellen, die dann als nicht beantwortet angesehen werden, bereiten klagewillige Aktionäre so etwas in der Regel vor. Sollte der Aktienrückkauf im geplanten Volumen von rund 1,67 Milliarden Euro durch etwaige Klagen so verzögert werden, dass das Angebot nicht bis zum Jahresende geschlossen werden kann, will Rhön-Klinikum das Geld über eine Bardividende ausschütten. Vorgesehen ist ein Mindestpreis von 23,54 Euro mit 7 Prozent Spielraum nach oben. Zusätzlich soll wie im Vorjahr eine Dividende von 0,25 Euro je Aktie ausgeschüttet werden.
Abstimmen müssen die Aktionäre auch erneut darüber, ob die 90-Prozent-Hürde für wichtige Hauptversammlungsbeschlüsse gekippt werden soll oder nicht. Wegen Anfechtungsklagen ist der Beschluss von der Hauptversammlung 2013, die 90-Prozent-Klausel zu streichen, bislang nicht ins Handelsregister eingetragen worden. Auf der Hauptversammlung haben die Aktionäre nun erneut die Gelegenheit darüber abzustimmen, ob an der Satzungsänderung weiter festgehalten wird oder nicht.
Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com
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June 12, 2014 13:04 ET (17:04 GMT)
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