20.02.2015 16:26:31
|
UPDATE: Merkel fordert Nachbesserungen von Athen
--Griechenland soll aber in Eurozone bleiben
--Treffen mit Hollande in Paris
--Varoufakis vor Treffen in Brüssel selbstbewusst
(Durchgehend neu nach Pressekonferenz in Paris, mehr Statements)
Von Stefan Lange und Christian Grimm
PARIS/BERLIN--Im Ringen um weitere Finanzhilfen kann Griechenland immer noch auf die Unterstützung der anderen Euroländer hoffen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande signalisierten nach einem Treffen am Freitag in Paris nicht nur Gesprächsbereitschaft. Sie sprachen sich zudem eindeutig für einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone aus. Klar war aber auch, dass Athen sein Verhandlungsangebot nachbessern muss, um an frisches Geld zu kommen. Der Fokus liegt damit weiterhin auf dem Treffen der Euro-Finanzminister, das am späten Nachmittag in Brüssel beginnen sollte.
Merkel sagte, sie habe sich umfassend mit Hollande über das Thema Griechenland ausgetauscht. Mit Blick auf die Beratungen in Brüssel sagte Merkel, es bedürfe noch "erheblicher Verbesserungen bei der Substanz dessen, was da beraten wird". Die CDU-Chefin bezog diese Äußerung auch auf den Bundestag, der kommende Woche über eine Verlängerung des Hilfspakets für Griechenland abstimmen müsste.
Sie glaube, dass mit dem Treffen der Eurogruppe eine "intensive Phase der Arbeit beginnen muss", sagte Merkel. Sie hoffe, "dass das auch so geschieht". Wenn es eine Verlängerung des Hilfsprogramms geben solle, dann müsse die Eurogruppe "substanziell wissen", was das bedeute. "Wir müssen ja auch den Menschen in anderen europäischen Ländern sagen können: Was heißt das?" Das seien noch "viele technische Fragen zu klären, da muss gearbeitet werden, da müssen Beschlüsse gefasst werden".
Angeblich kein Grexit-Plan
Beide Politiker widersprachen Gerüchten, Frankreich und Deutschland würden sich hinter den Kulissen auf eine Grexit, einen Ausstieg Griechenlands aus dem Euro, vorbereiten. "Griechenland ist in der Eurozone. Und Griechenland muss in der Eurozone bleiben", sagte Hollande. Frankreichs Position sei, dass auf europäischer und auf griechischer Seite alles für einen stärkeren Zusammenhalt in der Eurozone getan werden müsse. Es gebe kein vorbereitetes Drehbuch, das einen Grexit beschreiben würde, betonte Hollande. Die griechische Regierung habe ja auch mehrfach bekräftigt, dass sie dazu nicht die Absicht habe.
Merkel sagte, seit es Hilfsprogramme für Athen gebe, sei die deutsche Politik wie die Politik aller Euro-Länder darauf ausgerichtet, "dass wir das Ziel haben, dass Griechenland im Euroraum bleibt." Dafür habe das griechische Volk erhebliche Opfer erbracht. Es seien ja auch schon Fortschritte erzielt worden. "Wir werden alles versuchen, um diesen Weg auch fortzusetzen", sagte Merkel.
Schäuble mauert
Griechenland hat nach eigener Einschätzung schon ein Gutteil dieses Weges zurückgelegt. "Die griechische Regierung ist nicht nur die Extrameile gegangen, sondern zehn Meilen", sagte Finanzminister Yanis Varoufakis vor dem Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel. Er hoffe, dass die Geldgeber seinem Land ein Stück weit entgegenkämen. "Am Ende werden wir hoffentlich weißen Rauch haben."
Schäuble hingegen gab sich vor dem Treffen zugeknöpft. Es sei eigentlich alles gesagt, meinte der CDU-Politiker. Das Beschlossene müsse jetzt auch umgesetzt werden. "Es geht darum, dass wir uns in Europa gegenseitig vertrauen können", erklärte Schäuble.
Deutschland hatte am Donnerstag den Vorschlag Athens zur Verlängerung des Hilfsprogramms brüsk zurückgewiesen. Schäuble waren die Zusagen nicht konkret genug. Er verlangt im Wesentlichen, dass sich die Syriza-Regierung von Wahlversprechen wie der Anhebung des Mindestlohnes verabschiedet.
Außerdem bemängelt Schäuble, dass bisher eine Aufstellung darüber fehlt, wie das überschuldete Euro-Mitglied trotz wegbrechender Steuereinnahmen seine Rechnungen bezahlen will. Drittens fordert Berlin eindeutige Zusagen, wie und wann das laufende Hilfs- und Reformprogramm abgeschlossen werden kann.
Aufschwung in der Eurozone
Ungeachtet der Turbulenzen in Griechenland hat sich im Februar das Wirtschaftswachstum in der Eurozone wegen der anziehenden Nachfrage bereits zum dritten Mal hintereinander beschleunigt. Der Sammelindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - erhöhte sich auf 53,5 Zähler von 52,6 im Vormonat, wie das Markit-Institut in einer ersten Veröffentlichung berichtete. Volkswirte hatten einen Anstieg auf 53,1 Punkte vorhergesagt.
"Der aktuelle Sammelindex zeigt, dass die Eurozone auf dem Weg der Besserung ist", sagte Markit-Chefökonom Chris Williamson. "Ungeachtet der anhaltenden Schuldenkrise in Griechenland hat der Aufschwung an Fahrt gewonnen und dürfte sich in den nächsten Monaten weiter beschleunigen."
Mitarbeit: Andreas Plecko.
Kontakt zum Autor: stefan.lange@wsj.com
DJG/stl/mgo
(END) Dow Jones Newswires
February 20, 2015 09:56 ET (14:56 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 09 56 AM EST 02-20-15

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!