19.04.2013 16:09:30

UPDATE: Lufthansa steht Montag neuer Streik ins Haus

   -- ver.di will am Montag an deutschen Großflughäfen streiken

   -- Lufthansa bezeichnet Streik als unverhältnismäßig und prüft rechtliche Schritte

   (durchgehend neu)

   Von Kirsten Bienk

   Bei der Lufthansa wird schon wieder gestreikt. Passagiere von Deutschlands größter Airline müssen am Montag mit massiven Beeinträchtigungen rechnen. Das Bodenpersonal will an deutschen Großflughäfen ganztägig streiken, um den Druck auf die Lufthansa in den laufenden Tarifverhandlungen zu erhöhen. Diverse Flüge dürften ausfallen, viele Maschinen verspätet starten und landen. Die Gewerkschaft rechnet mit mehr als 8.000 Streikenden.

   ver.di fordert für die etwa 33.000 Mitarbeiter am Boden und bei Servicegesellschaften mehr Geld als Lufthansa bisher angeboten hat. Vor allem fordert die Gewerkschaft bislang nicht erhaltene Zusagen für sichere Arbeitsplätze. ver.di wirft der Deutschen Lufthansa eine "Verweigerungshaltung" vor. Die Fluggesellschaft habe am Mittwoch in der dritten Verhandlungsrunde "kein verhandlungsfähiges Angebot" vorgelegt.

   Europas größte Airline reagiert gereizt. Das Angebot sei verhandelbar gewesen und der Streik für Montag unverhältnismäßig. "Hier handelt es sich um einen Vollstreik", sagte Lufthansa-Sprecher Helmut Tolksdorf dem Wall Street Journal Deutschland. Bei dieser Massivität könne nicht mehr von einem Warnstreik gesprochen werden. Zudem hätten beide Seiten bereits vier weitere Verhandlungstage vereinbart. Die Lage im Tarifstreit spitzt sich zu.

   Möglicherweise wird der Streik aber noch abgewendet. Die Lufthansa prüft wegen der ihrer Ansicht nach gegebenen Unverhältnismäßigkeit rechtliche Schritte gegen die Streikankündigung der Gewerkschaft. Details nannte die Fluggesellschaft bisher nicht. Möglicherweise wendet sich der Konzern an das Arbeitsgericht in Frankfurt und fordert per Einstweiliger Verfügung ein Streikverbot. Gegenwärtig liegt nach Angaben des Gerichts aber noch kein Antrag vor.

   Sollte die Lufthansa diesen Weg gehen, sind die Chancen für ein Abwenden des Streiks wohl nicht sonderlich gut. Ein Rechtsexperte hält es für möglich, dass die Airline mit einem entsprechenden Ansinnen keinen Erfolg haben wird. Volker Rieble, Professor für Arbeitsrecht an der Ludwig-Maximilians-Universität München, verweist auf ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts, das dem Streikrecht als Grundrecht große Bedeutung beimesse und sich gegen eine Prüfung der Verhältnismäßigkeit ausspreche. Folgen Arbeitsrichter dieser Einschätzung, dürfte der Antrag abgelehnt werden, sagte er.

   ver.di sieht einer juristischen Prüfung gelassen entgegen. "Ich bin überzeugt, dass wir rechtlich auf der sicheren Seite sind", sagte Verhandlungsführerin Christine Behle dem Wall Street Journal. sie geht davon aus, dass mehr als 8.000 Mitarbeiter die Arbeit niederlegen werden.

   Ein Streik würde die Lufthansa in jedem Fall teuer zu stehen kommen. Die Fluggesellschaft rechnet mit einem Schaden in zweistelliger Millionen-Euro-Höhe. Zum einen nehme Lufthansa durch fehlende Ticketverkäufe weniger Geld ein, zum anderen müsse sie zusätzliches Personal für die Betreuung wartender Reisenden bezahlen.

   Lufthansa will ihre Kunden am Samstagabend darüber informieren, welche Flüge im Vorfeld des geplanten Streiks gestrichen werden. Gegenwärtig werde noch geprüft, welche Starts und Landungen stattfinden könnten. Lufthansa will wie bei früheren Streiks vor allem innerdeutsche und innereuropäische Verbindungen aus dem Plan nehmen. Langstreckenflüge dürften wie üblich die höchste Priorität genießen.

   Die Gewerkschaft hat Lufthansa-Beschäftigte aufgerufen, am Montag am Betriebsbeginn die Arbeit an vielen Flughäfen - unter anderem Frankfurt, München und Hamburg - ganztägig niederzulegen. Die Beschäftigten fordern 5,2 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Lufthansa bietet bei einer Laufzeit von 29 Monaten für Mitarbeiter der Deutschen Lufthansa AG ein Plus von bis zu 2,7 Prozent und für Mitarbeiter der Lufthansa Technik einen Anstieg bis zu 3 Prozent. Außerdem sei die Airline "grundsätzlich" bereit, Zusagen für sichere Arbeitsplätze zu machen. Details blieb die Lufthansa hier aber bisher schuldig.

   Die Lufthanseaten hatten während der laufenden Tarifrunde schon einmal gestreikt. Während des ersten Arbeitskampftages am 21. März musste Lufthansa 700 von ursprünglich geplanten 1.800 Flügen ausfallen lassen. Der zweite Warnstreiktag dürfte größere Auswirkungen haben, da die Gewerkschaft mehr Beschäftigte zur Arbeitsniederlegung aufgerufen hat.

   Kontakt zur Autorin: kirsten.bienk@dowjones.com

   DJG/kib/kla/sha

   (END) Dow Jones Newswires

   April 19, 2013 09:38 ET (13:38 GMT)

   Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 09 38 AM EDT 04-19-13

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Indizes in diesem Artikel

DAX 21 787,00 -0,53%
Prime All Share 8 419,79 -0,51%
HDAX 11 318,89 -0,49%
CDAX 1 855,47 -0,50%
EURO STOXX 544,22 -0,45%