16.12.2015 22:21:45

UPDATE/Fed begleitet Zinswende mit taubenhaften Äußerungen

   --US-Leitzins steigt auf 0,25 bis 0,50 Prozent

   --Ratsmitglieder projizieren flacheren Zinspfad

   --Reaktion der Finanzmärkte bleibt gelassen

   (NEU: Yellen, Analysten, Marktreaktionen)

   Von Jon Hilsenrath und Andreas Plecko

   WASHINGTON (Dow Jones)--Die Federal Reserve hat erstmals seit fast zehn Jahren die Zinsen erhöht. Zugleich waren die Währungshüter mit Fed-Chefin Janet Yellen an der Spitze bemüht, den geldpolitischen Schlag mit taubenhaften Äußerungen abzumildern. Der Leitzins klettert um 25 Basispunkte auf eine Bandbreite von 0,25 bis 0,50 Prozent. Seit Ende 2008 hatte der Schlüsselzins bei null bis 0,25 Prozent gelegen. Die weiteren Zinsschritte würden "schrittweise" erfolgen, hieß es im Begleittext zum einstimmig gefällten Zinsbeschluss.

   Die geldpolitische Straffung war von Ökonomen und Börsianern weithin erwartet worden, nachdem Yellen seit Wochen entsprechende Signale gegeben hatte. Im September war die Fed schon einmal drauf und dran gewesen, die Geldpolitik zu straffen, schreckte aber zurück, weil der Abschwung in China damals ein weltweites Börsenbeben auslöste.

   Nach dem Vollzug der Zinswende ist für die Finanzmärkte nun die entscheidende Frage, welchen Zinspfad die Fed künftig einschlagen wird, das heißt wie steil oder wie flach der Zinspfad ausfällt.

   In den neuen Projektionen der Fed-Ratsmitglieder zeichnet sich für 2017 und 2018 ein flacherer Zinspfad ab. Bis Ende 2016 erwarten die Geldpolitiker weiter einen Anstieg der Zinsen auf 1,375 Prozent, was einen Zinsschritt in jedem Quartal impliziert. Bis Ende 2017 rechnen sie nun mit einem Zinsniveau von 2,375 (zuvor: 2,625) Prozent und bis Ende 2018 von 3,250 (zuvor: 3,375) Prozent.

   Die Wirkung der US-Geldpolitik geht weit über die USA hinaus, so dass Geldpolitiker, Finanzmarktteilnehmer und Analysten weltweit genau aufpassen, mit welcher Kommunikation die Fed ihre Zinserhöhung begleitet.

   In ihrer Pressekonferenz sagte Yellen, dass die "Zinserhöhung das Ende einer außergewöhnlichen Ära markiert". Sie sei erfolgt, weil der Offenmarktausschuss zuversichtlich sei, dass der Aufschwung der US-Wirtschaft sich fortsetzen werde. Zwar gingen von der Weltwirtschaft weiter Risiken aus, doch die Binnenwirtschaft habe Stärke gezeigt. Die künftige Zinspolitik hänge von den Konjunkturdaten und dem Wirtschaftsausblick ab.

   Yellen zeigte sich zuversichtlich, dass der geldpolitische Normalisierungsprozess geschmeidig verlaufen werde. Es sei wichtig, die Bedeutung der ersten Zinserhöhung nicht zu dramatisieren. Auch nach dieser Zinserhöhung bleibe die Geldpolitik stimulierend für die US-Wirtschaft.

   Die Ratsmitglieder rechnen ausweislich ihrer Projektionen damit, dass die Inflation langsam zum Ziel von 2 Prozent zurückkehrt. Für 2016 sagen sie einen Preisauftrieb von 1,6 Prozent und für 2017 von 1,7 Prozent voraus, bevor der Zielwert von 2,0 Prozent im Jahr 2018 erreicht wird.

   Analysten äußerten sich recht gelassen über den Kurswechsel. "Die Zinserhöhung wurde zu hoch gespielt. Sie wird keine große Wirkung auf die US-Wirtschaft haben", meinte Joseph Lake von The Economist Intelligence Unit. "Das Ausbleiben eines ökonomischen Schocks oder von Finanzmarktturbulenzen wird in der Folge wieder zu einer größeren Zuversicht führen."

   Einige Experten zweifeln aber, dass die Fed ihren Kurs so glatt abstecken kann. "Wir bleiben skeptisch, dass die Zinsen so schrittweise wie angekündigt erhöht werden können", sagte Jim O'Sullivan von High Frequency Economics. "Denn vermutlich fällt die Arbeitslosigkeit weiter, was schließlich zu einem höheren Preisdruck führen wird."

   Die Erhöhung der Zinsen ist an der Wall Street mit einer Mischung aus Gelassenheit und Zuversicht aufgenommen worden. Die Aktienkurse, die bereits vor der Zinsentscheidung im Plus gelegen hatten, bauten nach einem kurzen Rücksetzer im weiteren Verlauf ihre Gewinne deutlich aus. Am Anleihemarkt stiegen die Kurse dagegen nur kurzzeitig, ehe sie wieder auf das Ausgangsniveau zurückkamen. Auch beim Gold tat sich - abgesehen von kurzzeitigen Schwankungen - unter dem Strich wenig.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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   December 16, 2015 15:51 ET (20:51 GMT)

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