09.12.2013 12:01:30
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UPDATE: EZB muss laut Mersch ruhige Hand zeigen
--EZB technisch bereit zu weiteren Maßnahmen
--EZB sieht Vor- und Nachteile neuer Maßnahmen
--Mersch für bessere regulatorische Behandlung europäischer ABS
(NEU: Details aus Rede und Diskussionsbeiträgen des EZB-Direktors)
FRANKFURT--Die Europäische Zentralbank (EZB) gibt sich angesichts öffentlich diskutierter Deflationsrisiken entschlossen, zur Not unkonventionelle Maßnahmen zu ergreifen, um breit angelegte und sich selbst beschleunigende Preisrückgänge zu verhindern. Bei einer Konferenz in Frankfurt machte EZB-Direktor Yves Mersch aber deutlich, dass Maßnahmen wie negative Einlagenzinsen, neue langfristige Refinanzierungsgeschäfte oder der Kauf von Wertpapieren nicht leicht umsetzbar sind und Nachteile mit sich bringen.
Laut Mersch hat die EZB ihre Vorbereitungen zum Einsatz zusätzlicher geldpolitischer Instrumente "weit gehend abgeschlossen." Er merkte aber an, dass "noch keine abschließende Klarheit über die Wirkungszusammenhänge gibt". Und er stellte außerdem klar: "In keiner Art und Weise ist unser Werkzeugkasten auf diese Maßnahmen beschränkt."
Besonders eingehend beschäftigte sich der EZB-Direktor mit den Vor- und Nachteilen negativer Einlagenzinsen. An den Märkten wird ein solcher Schritt besonders heftig diskutiert, weil dieser Zins seit längerer Zeit bei Null liegt. Nach Merschs Worten steht bei negativen Einlagenzinsen die Hoffnung auf mehr Konsum und Investitionen dem Risiko gegenüber, dass Banken einfach ihre Bargeldhaltung erhöhen.
Zu den Kandidaten, für die eine solche Ausweichbewegung attraktiv wäre, gehören zweifellos deutsche Banken, die über viel Überschussliquidität verfügen. Die abzubauen, hält die EZB laut Mersch für wünschenswert. "Als positive Nebenwirkung könnte der Schritt auch zu einer konjunkturfördernden Umverteilung von Ressourcen innerhalb des europäischen Finanzsystems führen. Derzeit weisen einige Banken im Währungsgebiet einen hohen Liquiditätsüberschuss auf, den sie bei der EZB deponieren", sagte er.
Als weiteres Risiko negativer Einlagenzinsen sieht die EZB laut Mersch, dass Banken die ihnen entstehenden höheren Kosten an ihre Kunden weitergeben. "Im Resultat würden Guthaben bei Geschäftsbanken dann tendenziell weniger abwerfen und Kredite möglicherweise teurer werden. Beides würde der zugrundeliegenden Absicht zuwiderlaufen", sagte Mersch.
Auch weitere langfristige Refinanzierungsgeschäfte für Banken, die die EZB bereits mit Erfolg eingesetzt hat, würde die EZB nicht leichten Herzens begeben. Mersch verwies darauf, dass die Banken das so geliehene Geld auch für den kauf von Staatsanleihen eingesetzt haben. Wolle die EZB das verhindern, müsse sie den Banken gewisse Vorschriften zur Verwendung machen, was allerdings ein schwer wiegender Markteingriff wäre.
Der direkte Kauf von Wertpapieren ist laut Mersch mit ernsten Schwierigkeiten verbunden. Bei privaten Wertpapieren seien es die Risiken, die sich die Zentralbank in ihre Bilanz hole. Der Kauf von Staatsanleihen brächte "immense ökonomische, juristische sowie politische Herausforderungen" mit sich.
Wichtig wäre es laut Mersch, bei der Finanzierung von Unternehmen stärker die Banken zu umgehen. Dazu müssten die Kreditverbriefungen gestärkt werden, sagte er.
Mersch wies auch darauf hin, dass mit Vermögenswerten hinterlegte Wertpapiere (Asset Backed Securities - ABS) europäischer Herkunft ungerechtfertigt unter dem schlechten Ruf entsprechender amerikanischer Papiere leiden. "Dass sie bei den regulatorischen Eigenkapitalanforderungen für die schmerzhaften Erfahrungen mit immobilienbesicherten US-Verbriefungen büßen müssen, ist unangemessen", sagte der EZB-Direktor.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
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December 09, 2013 05:28 ET (10:28 GMT)
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