31.08.2015 13:14:45

UPDATE/Euro-Inflation trotz sinkender Ölpreise konstant

   --Verbraucherpreise steigen erneut mit Jahresrate von 0,2 Prozent

   --Kernteuerung verharrt bei 1,0 Prozent

   --Ökonomen hatten Inflationsrückgang erwartet

   (NEU: Details, Reaktionen von Bankvolkswirten)

   Von Hans Bentzien und Hans-Joachim Koch

   FRANKFURT (Dow Jones)--Der anhaltende Sinkflug der Ölpreise hat im Juli entgegen den Erwartungen nicht zu einem Inflationsrückgang geführt. Dank höherer Nahrungsmittel- und Güterpreise blieb die Gesamtinflationsrate bei 0,2 Prozent, während die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte einen Rückgang auf 0,1 Prozent erwartet hatten. Die Kernteuerung (ohne die Preise von Energie und Nahrungsmitteln) verharrte bei 1,0 Prozent, erwartet worden war ein Rückgang auf 0,9 Prozent. Aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte diese Entwicklung willkommen sein. Unmittelbare Auswirkung auf dem geldpolitischen Kurz sollte sie aber nicht haben.

   Schwach zeigten sich im Juli nur die Energiepreise, deren Jahresveränderungsrate von minus 5,6 auf minus 7,1 Prozent zurückging. Dieser Trend hält nun schon seit Mai an. Der Posten Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak verteuerte sich dagegen mit einer Jahresrate von 1,2 (Vormonat: 0,9) Prozent, Industriegüter kosteten 0,6 (0,4) Prozent mehr als im Vorjahresmonat und Dienstleistungen 1,2 (1,2) Prozent.

   "Die Kerninflation ist erneut höher als erwartet gewesen", konstatierte Dominique Barbet, Volkswirt bei BNP Paribas. Barbet weist darauf hin, dass die Industriegüterteuerung nunmehr seit März zunimmt, was seiner Ansicht nach am schwächeren Euro-Außenwert liegt. "Wir glauben, dass der Wechselkurseffekt noch eine Weile anhalten wird, auch wenn der Euro zuletzt angezogen hat", prognostizierte Barbet. Angesichts des sich dramatisch ändernden außenwirtschaftlichen Umfelds glaubt der Ökonom allerdings nicht, dass die Daten die EZB-Geldpolitik beeinflussen werden.

   Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, sieht das ebenso: "Die Teuerung lag etwas über den Prognosen, aber die Disinflationsphase fällt trotzdem stärker aus, als die EZB gedacht hatte", sagte er. Krüger erwartet, dass die am Donnerstag zur Veröffentlichung anstehenden Stabsprojektionen zur Inflation um je ein Zehntel gedenkt werden. Auch aus Wachstumssicht spricht laut Krüger "einiges dafür, dass die EZB noch mehr Wertpapiere als bisher geplant kaufen wird".

   Das ist auch das Basisszenario der Commerzbank. Deren Ökonom Christoph Weil meinte: "Wir gehen weiterhin davon aus, dass der zuletzt etwas höhere unterliegende Preisauftrieb nicht nachhaltig ist, und die von der EZB erwarte Trendwende nach oben wird noch einige Zeit auf sich warten lässt."

   Der EZB-Rat trifft sich am Donnerstag zu geldpolitischen Beratungen in Frankfurt. Beobachter erwarten, dass das Gremium den geldpolitischen Kurs (monatliche Anleihekäufe über 60 Milliarden Euro bis Ende 2016) nicht ändern wird. Zugleich dürfte der volkswirtschaftliche Stab der EZB seine Inflations- und Wachstumsprognosen nur vorsichtig senken.

   BNP-Paribas-Volkswirt Dominique Barbet geht davon aus, dass die konstanten Inflation der EZB eine willkommene Atempause bietet, nach den Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten die Wachstumsperspektiven zu sondieren.

   Kontakt zu den Autoren: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/hab/jhe

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   August 31, 2015 06:44 ET (10:44 GMT)

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