Konsequenzen 24.09.2019 16:47:00

Thomas Cook-Pleite: Salzburger Hoteliers bangen um ihr Geld - Geld von Pauschalreisenden ist gesichert

Thomas Cook-Pleite: Salzburger Hoteliers bangen um ihr Geld - Geld von Pauschalreisenden ist gesichert

"Wir sind zwar deutlich weniger betroffen als Sonne-Sand-Meer-Destinationen wie Zypern, Tunesien, Spanien oder die Türkei", sagte Salzburgs oberster Tourismuswerber Leo Bauernberger zur APA. "Für manche Hoteliers im Land dürften die Auswirkungen aber beträchtlich sein."

Das gelte besonders dann, wenn diese ihre Zimmer zum Gros oder überhaupt ausschließlich über Thomas Cook oder Neckermann verkauft haben. Problematisch sei die Situation auch für all jene Urlauber, die kurz vor Reiseantritt stehen und ihre Reise bereits bezahlt oder angezahlt hätten. "Zwar geht die Sommersaison zu Ende, aber es wollten sicher noch einige Gäste in den nächsten Tagen und Wochen ihren Urlaub in Salzburg antreten. Das wird noch für unangenehme Situationen sorgen", so Bauernberger.

Insgesamt sei die Insolvenz ist für die gesamte Reisebranche keine gute Nachricht. "Schlecht sind für uns sicher auch die zusätzlichen Turbulenzen am britischen Markt, der durch den Brexit ohnehin schon stark verunsichert ist." Was das Wintergeschäft betrifft, zeigte sich Bauernberger hingegen optimistisch. "Die Wintersaison lässt sich sicher noch gut organisieren." Er sei überzeugt, dass andere Reiseveranstalter die Lücke füllen werden.

"Der kommende Winter macht mir nicht so viel Sorgen, wie der zu Ende gehende Sommer", betonte auch Wolfgang Breitfuß, Geschäftsführer des Tourismusverbands Saalbach-Hinterglemm, gegenüber der APA. "Das wichtigste ist jetzt, dass unsere Hoteliers die ausständigen Zahlungen für die letzten Anreisen bekommen, also für die Leute, die gerade einmal da waren und vielleicht sogar noch da sind".

Von den rund 730.000 Sommerübernachtungen in der Tourismusgemeinde seien rund 100.000 auf Thomas Cook und hier wiederum vor allem auf die Konzern-Tochter Neckermann zurückzuführen. "Viele Hoteliers rechnen ja nicht täglich ab, sondern fassen oft in Monate zusammen. Teile des Augusts und der September gehören auf jeden Fall noch ordentlich abgerechnet. Die Betriebe im Ort sollen für die erbrachte Leistung auch Geld sehen." Er hoffe, dass hier aus der Konkursmasse etwa übrig bleibe.

Das Wintergeschäft sei hingegen ein anderes Thema. "Die ersten Gäste haben schon angerufen, weil sie verunsichert sind. Wir sagen ihnen, dass sie direkt beim Hotel buchen sollen - vor allem wenn sie mit dem eigenen Auto anreisen." Zugleich hegte Breitfuß Hoffnung, dass bereits geblockte Kontingente weitergegeben werden könnten. Man habe in der Vergangenheit zwar bereits mit Konkursen zu tun gehabt, etwa bei russischen Reiseveranstaltern. "Eine Insolvenz in dieser Dimension ist für uns aber neu".

Thomas Cook - Geld von Pauschalreisenden ist komplett gesichert

Die Pleite des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook hält Touristen und Hoteliers gleichermaßen in Atem. Pauschalreisende sind klar im Vorteil - ihr Urlaub ist zwar definitiv verpatzt, aber wenigstens ihr Geld ist nicht verloren. "Die Hoteliers hingegen sind von der Pauschalreiserichtlinie nicht abgesichert", sagte WKÖ-Branchensprecherin Petra Nocker-Schwarzenbacher am Dienstag zur APA.

"Der Gast ist abgesichert - der Pauschalreisevermittler hat eine Versicherung, die deckt den Schaden ab", bekräftigte der Geschäftsführer des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich, Manfred Katzenschlager. "Wenn die Versicherungsdeckung nicht ausreicht, gibt es eine Staatshaftung", meinte er für den Fall einer bereits in mehreren Medienberichten kolportierten Unterversicherung von Thomas Cook.

Anders die Situation der Hoteliers: Diese müssen um die Begleichung ihrer Rechnungen bangen. Deshalb verlangen viele den Urlaubsgästen derzeit allenfalls offene Beträge gleich vor Ort ab, sonst ist das Geld weg. Die Urlauber wiederum können die von ihnen zusätzlich verlangten Summen - mit entsprechendem Zahlungsbeleg - bei der Versicherung zurückverlangen. Im Gegensatz zu den Quartiergebern greift bei den Gästen der Schutz durch die Pauschalreiseverordnung.

Die AUA ist so wie der gesamte Lufthansa-Konzern und andere Airlines von der Pleite des britischen Reisekonzerns Thomas Cook betroffen, hat aber betont, Urlauber ungeachtet der Insolvenz heimzubringen. "Grundsätzlich gilt, dass wir Passagiere mit einem gültigen Ticket jedenfalls bis auf weiteres planmäßig aus ihrem jeweiligen Zielort zurückfliegen", sagte ein Sprecher auf APA-Anfrage am Dienstag.

Die Austrian Airlines führt Flüge für Thomas Cook durch, das können ganze Charterflüge oder Sitzplatzkontingente auf einem Linienflug sein. In der Branche nennt man dies Voll- bzw. Teilcharter. Zum Umfang der Geschäftsbeziehungen machte die AUA keine Angaben. "Wir prüfen aktuell, in welchem Ausmaß wir von dieser Insolvenz betroffen sind", so der Sprecher. Der AUA-Vertrag läuft mit der deutschen Thomas Cook Touristik GmbH, die am Dienstag ebenso wie deren Österreich-Tochter noch nicht insolvent war.

Urlauber, deren Reise erst bevorsteht, verweist die AUA an Thomas Cook. "Wir bitten alle Gäste, die in den kommenden Tagen und Wochen Reisen mit Thomas Cook gebucht haben, sich zur Klärung aller Fragen - auch ihre Flüge betreffend - umgehend an ihren Veranstalter zu wenden."

Zu Thomas Cook gehören auch Veranstaltermarken wie Neckermann Reisen, Öger Tours, Bucher Reisen und Air Marin. Nicht insolvenzversichert seien Flug-und-Hotel-only-Buchungen, da es sich hierbei um Einzelleistungen handle.

Kunden der Thomas Cook Austria AG können Buchungs- und Zahlungsbestätigungen bei Allianz Partners (AWP) bis spätestens 17. November 2019 vorlegen (thomascook.at@allianz.com). Für die Urlauber wurde eine 24-Stunden-Hotline (+43 1 525 03 6853) eingerichtet. Weitere Informationen gibt es auch auf der Website www.allianz-travel.at.

Wieviel die Urlauber tatsächlich von der Versicherung erhalten - ob vollumfänglich oder aliquot - werde nach Ablauf der Frist feststehen, hieß es aus der Insolvenzabwicklungsgesellschaft heute zur APA. Bis spätestens Jahresende sollten die Kunden dann ihr Geld bekommen.

Den österreichischen Hoteliers rät die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft vorerst jedenfalls die Urlauber so zu behandeln, wie sie es vor der Insolvenz des britischen Konzerns getan haben, denn von der österreichischen Gesellschaft liegt derzeit keine Insolvenzanmeldung vor. Die Thomas-Cook-Töchter in Österreich, der Schweiz und Deutschland seien aktuell nicht insolvent, nur die britische Mutter, betonte Nocker-Schwarzenbacher.

"Wir sind alle in Verträgen, solange die nicht insolvent sind - solange kann man auch die Türe vor den Gästen nicht verschließen", schilderte sie die verzwickte Lage. "Die Unsicherheit ist derzeit so groß, dass manche Hoteliers sich gar nicht trauen, Thomas-Cook-Gäste zu nehmen", berichtete sie aus der Branche. Das sollten sie ihrer Meinung nach aber auf jeden Fall tun, damit die Rechtsklarheit eingehalten wird. "Solange keine Insolvenz angemeldet ist, muss der Hotelier den Gast annehmen." Wenn es keinen rechtlichen Titel wie etwa einen Insolvenzantrag gebe, müsse der Hotelier das tun, wozu er aktuell rechtlich verpflichtet sei.

Die Abklärung der juristischen Details in der Großpleite des britischen Mutterkonzerns der österreichischen Thomas Cook Austria AG ist jedenfalls kompliziert. Insolvenz hat derzeit nur die börsennotierte Thomas Cook Group plc mit Sitz in London angemeldet. Die österreichischen Hoteliers haben ihre Verträge laut Wirtschaftskammer mit der Schweizer Thomas-Cook-Firma abgeschlossen. Und die Schweizer wiederum hätten Deutschland als Gerichtsstand in den Verträgen. Offen sei derzeit auch die Frage, "ob nicht nach britischem Insolvenzrecht alle Töchter einbezogen sind", so Katzenschlager im Gespräch mit der APA.

Die Insolvenz des britischen Reiseveranstalters ausgelöst haben sollen der Wertverfall der britischen Landeswährung Pfund, der Brexit sowie teure Firmenübernahmen, etwa der Ankauf des Tourismuskonzerns MyTravel im Jahr 2007, der nie in die Gewinnzone kam. Auch die gewinnbringende Airline Condor gehört zur Thomas-Cook-Gruppe. "Dass so ein großer Anbieter Insolvenz anmeldet, hat sich niemand gedacht", räumte Nocker-Schwarzenbacher an. "In dem Ausmaß hat sich das keiner vorstellen können."

Zukunft von Neckermann entscheidet sich bis Mittwoch

Die Zukunft von Neckermann Reisen und anderen Thomas-Cook-Reiseveranstaltern in Österreich soll sich bis Mittwochabend entscheiden. Darüber hat die Thomas Cook Austria AG ihre Reisebüro-Partner am Montagabend informiert. "Wir sind gebeten worden, 48 Stunden abzuwarten", sagte ein Mitarbeiter eines Reisebüros, das Neckermann-Pauschalreisen verkauft hat, zur APA. Bis dahin laufen Krisensitzungen.

Thomas Cook hat in Österreich neben einem konzerneigenen Reisebüro ein gutes Dutzend Franchisepartner mit je einer Handvoll Mitarbeitern. Diese Franchisenehmer sind Einzelunternehmer, also selbstständige Reisebüros, die zum Teil ausschließlich Thomas-Cook-Angebote verkauft haben. Sie sind von der Pleite des britischen Mutterkonzerns massiv betroffen. Mehr als 800 aktive Reisebüroagenturen, andere Onlineseiten und die firmeneigene Homepage neckermann-reisen.at haben Reisen aus dem Portfolio von Thomas Cook vermittelt.

Neckermann Reisen ist im deutschsprachigen Raum die Hauptveranstaltermarke von Thomas Cook. Weitere zum Konzern gehörende Reiseveranstalter sind Öger Tours, Air Marin Reisen, Thomas Cook Signature oder Bucher Reisen. Die Thomas Cook Austria AG mit Sitz in Wien hat im Gegensatz zum Londoner Mutterkonzern noch keinen Insolvenzantrag gestellt. Die Österreich-Tochter gehört zur Gänze der deutschen Thomas Cook Touristik GmbH mit Sitz in Oberursel.

Dort hat die deutsche Thomas-Cook-Gesellschaft am Dienstag mitgeteilt, durch die Insolvenz der britischen Muttergesellschaft in einer kritischen Lage zu sein. "Die Thomas Cook GmbH hat am 23. September auf Notgeschäftsführung umgestellt, aber noch keinen Insolvenzantrag gestellt", hieß es in einer Aussendung. Die deutsche Geschäftsführung stehe in intensiven Gesprächen mit möglichen Kapitalgebern und allen zuständigen Gremien auf Regierungsebene in Berlin und Wiesbaden, um eine Fortführung der Thomas Cook GmbH zu ermöglichen. "Sollten die Verhandlungen scheitern, sieht sich die Geschäftsführung gezwungen, für die Thomas Cook GmbH, Thomas Cook Touristik GmbH, die Bucher Reisen & Öger Tours GmbH und möglicherweise auch weitere Gesellschaften Insolvenzantrag zu stellen."

Davon, was in den Verhandlungen in Deutschland herauskommt, hängt auch ab, wie es in Österreich weitergeht. Zu den Reisebüro-Partnern in Österreich hieß es von Thomas Cook am Montagabend, dass derzeit lediglich eine Insolvenzgefährdung vorliege, aber noch keine Insolvenz. Hinter den Kulissen wird demnach noch versucht, den Betrieb in Österreich aufrechtzuerhalten. Auf neckermann-reisen.at klingt das so: "Wir loten derzeit letzte Optionen aus. Sollten diese scheitern, sehen wir uns gezwungen einen Insolvenzantrag zu stellen." Nähere Informationen erhielten vorerst weder die Kunden noch die Reisebüros.

Die Thomas Cook Austria AG hatte am Montag nach der Pleite des Mutterkonzerns den Verkauf von Reisen gestoppt und erklärt, die Durchführung von gebuchten Reisen nicht gewährleisten zu können.

AUA lässt betroffene Urlauber für Heimflug an Bord

(Schluss) fn/tsk

APA

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Bildquelle: Thomas Cook

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