Keine Sanierung möglich |
26.09.2019 16:43:00
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Thomas Cook Austria geht in Konkurs - Konkursverfahren läuft - Spitzenhotels bangen um Wintergäste
Das gesamte unternehmerische Vermögen solle liquidiert werden. "Im Hinblick auf die hohen Haftungen für die verbundenen Gesellschaften ist derzeit nicht davon auszugehen, dass eine Sanierung des Unternehmens wirtschaftlich möglich sein wird", hieß es vonseiten der Gläubigerschützer.
Das Problem dürfte sein, dass der österreichische Ableger sehr hohe Haftungen und Bürgschaften für verbundene Unternehmen übernommen hat, die in der Konzerngruppe sind, heißt es in Branchenkreisen. Die Österreicher werden voraussichtlich auf diesen Haftungen sitzenbleiben.
In der letzten Bilanz der Thomas Cook Austria AG sind für 2018 laut AKV Verbindlichkeiten in Höhe von 36 Mio. Euro angegeben worden. Zum Aktivvermögen gehörten insbesondere Forderungen gegen verbundene Konzerngesellschaften, denen aber ebenfalls Verbindlichkeiten und Haftungen gegenüberstünden.
"Es ist davon auszugehen, dass eine große Anzahl von ausländischen Gläubigern betroffen sein wird", so der AKV. Dabei soll es um rund 15.000 Gläubiger gehen - hauptsächlich ausländische Hoteliers, wie Brancheninsider der APA sagten.
Der Konkurs der österreichischen Thomas Cook Austria AG wird auf die Pleite der britischen Konzernmutter Thomas Cook Group plc und den daraus resultierenden Problemen für die Tochtergesellschaften zurückgeführt. Die börsennotierten Briten hatten am Montag bekanntgegeben, den Geschäftsbetrieb einzustellen, da die Verhandlungen zur geplanten Rekapitalisierung gescheitert sind. In Summe bestand ein Kapitalbedarf von 1,1 Mrd. Pfund (rund 1,2 Mrd. Euro).
Die heimische Thomas Cook ist eine 100-Prozent-Tochter der deutschen Thomas Cook Touristik GmbH mit Sitz in Oberursel, die gestern ebenfalls Konkurs beantragt hat, dabei jedoch eine Sanierung und somit Fortführung des Unternehmens anstrebt.
Die Geschäfte in Ungarn und der Slowakei sind der österreichischen Gesellschaft unterstellt: An der slowakischen Neckermann Slovakia s.r.o. hält die Thomas Cook Austria AG laut Alpenländischem Kreditschutzverband 60 Prozent der Unternehmensanteile, an der N-U-R Neckermann Utazas Szolgaltato 100 Prozent.
Das Verfahren wird voraussichtlich heute im Laufe des Tages vom Insolvenzgericht in Wien eröffnet.
Rund 350 heimische Spitzenhotels bangen um Wintergäste
30 Prozent der rund 1.500 heimischen Spitzenhotels, vornehmlich aus der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie, haben Verträge mit dem pleitegegangenen Reiseveranstalter Thomas Cook und verbundenen Firmen wie beispielsweise Neckermann. Sie rechnen mit Schäden bis in den sechsstelligen Eurobereich, wie die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) auf Basis einer aktuellen Umfrage am Donnerstag mitteilte.
Bei mehr als drei Viertel dieser 30 Prozent - rund 350 Häusern - ist die Sorge demnach besonders groß. Denn sie haben auch für den kommenden Winter im Vertrieb auf Thomas Cook gesetzt. Der noch einzusetzende Masseverwalter müsse rasch klarstellen, dass die Hoteliers über diese Kontingente frei verfügen können, so die Interessenvertretung.
"Wir müssen verhindern, dass gute Betriebe ins Straucheln kommen, weil ein anderer schlecht gewirtschaftet hat. Es kann nicht sein, dass diese Betten im Winter leerstehen oder die Hotels kein Geld dafür sehen", warnt ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer vor weniger Umsatz und damit weniger Mitarbeitern in den Hotels. "Da geht es um viele Arbeitsplätze."
Betrachtet man den Schaden, den die Thomas-Cook-Pleite bisher bei österreichischen Hotels hervorruft, so sind die Zahlen noch nicht endgültig vorhanden. Der Gesamtschaden ist offen. Laut Tourismusobfrau in der Wirtschaftskammer, Petra Nocker-Schwarzenbacher, liegt dieser aber pro betroffenem Hotel bei 10.000 bis 70.000 Euro, sagte sie zu "Ö1". Es könnte auch einzelne, weit höhere Summen geben.
Thomas Cook habe stets sechs Wochen zum Begleichen der Rechnungen Zeit gehabt - die Gäste seien abgereist, ihre Rechnungen seien nicht bezahlt. Bisher hätten sich rund 250 Hoteliers an die Wirtschaftskammer gewendet. "Wir sind uns sicher, dass da noch einiges daherkommen wird", sagte Nocker-Schwarzenbacher im Radiobericht. Der Gesamtschaden lasse sich noch nicht nennen. Laut einem "Standard"-Bericht (Donnerstagsausgabe) unter Berufung auf die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) liegt der Schaden bei rund 7 Mio. Euro insgesamt.
Der Thomas-Cook-Kooperationspartner Verkehrsbüro hat mit seiner Tochter Eurotours indes Thomas-Cook-Kontingente storniert und vertreibt diese nun über andere Kunden bzw. in anderen Märkten, hieß es weiters. Dort ist man zuversichtlich, dass die Betten im Winter nicht leerbleiben würden.
Nach der Insolvenz drohen auch Österreicher im Ausland hängen zu bleiben. An die 5.000 Österreicher könnten zurückgeholt werden müssen. Daher trafen sich gestern laut Medienberichten Vertreter von Reisebüros, Fluglinien und mehreren Ministerien im Außenministerium in Wien. Das vereinbarte Prozedere lautet nun laut "Standard", dass verschiedene Airlines Urlauber mit nach Hause nehmen und eine Garantie des Abwicklers Allianz bekommen, dass sie nicht auf den Kosten sitzenbleiben. Der Bund werde nicht für den Heimtransport zahlen, diesen müsse die Allianz organisieren, hieß es demnach. Eine staatliche Heimholaktion sei nicht notwendig.
Wiener Konkursverfahren läuft, bis zu 15.000 Gläubiger
Das Konkursverfahren über Thomas Cook Austria ist Donnerstagmittag am Handelsgericht Wien offiziell eröffnet worden. Das teilten die Gläubigerschutzverbände AKV und Creditreform mit. Sanierungsplanantrag wurde demnach keiner gestellt. Betroffen sind 60 Arbeitnehmer. Dazu kommen laut Antrag 10.000 Gläubiger, der AKV schätzte gegenüber der APA, dass es rund 15.000 werden könnten.
Die Aktiva liegen bei 41 Mio. Euro, die Passiva laut Gläubigerliste bei 33 Mio. Euro. Masseverwalter ist Günther Hödl. Die Anmeldefrist für Gläubiger endet am 2. Dezember. Die erste Tagsatzung findet am 16. Dezember statt.
Österreich-Tochter hat hohe konzerninterne Forderungen
Die von der Thomas Cook Austria AG im Konkursantrag angegebenen Aktiva von 41,6 Mio. Euro dürften sich laut Kreditschutzverband KSV1870 vor allem auf konzerninterne Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen beziehen. Die Insolvenzursachen liegen in der Zahlungsunfähigkeit der britischen Großmutter- und der deutschen Muttergesellschaft.
Online-Buchungen, veränderte Reisegewohnheiten (Individualurlaube statt Pauschalreisen), verlustbringende Akquisitionen etc. hatten zur größten internationalen Insolvenz im Tourismusbereich geführt, die auch den Österreich-Ableger des bisher ältesten Reiseveranstalters der Welt erreicht hat. Die Thomas Cook Austria AG ist eine Tochter der Thomas Cook Touristik GmbH in Deutschland. Die Geschäfte in Ungarn und der Slowakei sind wiederum der österreichischen Gesellschaft unterstellt.
Ryanair hat kein Interesse an Condor
Thomas Cook Österreich streicht Reisen bis 4. Oktober
Der insolvente österreichische Reiseveranstalter Thomas Cook Austria AG hat sämtliche Reisen mit Antrittsdatum bis einschließlich 4. Oktober 2019 gestrichen, gab der Abwickler für die Insolvenzversicherung, Allianz Partners (AWP), Donnerstagmittag unter Berufung auf das Tourismusunternehmen bekannt.Zu den späteren Urlauben (mit Abreisedatum ab dem 5. Oktober) stehe die Vorgehensweise aktuell noch nicht fest. Dazu werde aber "in Kürze" eine Entscheidung des zuständigen Masseverwalters Günther Hödl erwartet.
"Aufgrund der Pauschalreiseverordnung sind zumindest die geschädigten Pauschalreisenden abgesichert", sagt Hödl, der schon mehrmals Reiseveranstalter abgewickelt hat. Meldeten sich Pauschalreisende im Konkursverfahren an, entstünden womöglich nur Spesen, sollte es keine oder auch eine kleine Quote geben. Also empfiehlt Hödl Pauschalreisenden "zumindest auf den ersten Blick", sich vorerst einmal beim Abwickler Allianz Partners zu melden.
Sollte der Abwickler wider Erwarten nicht alles auszahlen können, könne man sich immer noch im Konkursverfahren anmelden. Die genannten 20 Mio. Euro Deckungssumme beim Abwickler sollten aber jedenfalls reichen. Den Hotels sei womöglich nicht geholfen, "aber wenigstens den Pauschalreisenden", sagte Hödl.
Thomas Cook Deutschland und Condor
Während Thomas Cook in Österreich wohl abgewickelt wird, spricht der Insolvenzverwalter für die Mutter in Deutschland von "Perspektiven", die es gebe. Es werde alles unternommen, um "eine Zukunftslösung zu finden", kündigte Rechtsanwalt Ottmar Hermann am Donnerstag an. Die Belegschaft sei hoch motiviert und bereit für den Erhalt des Unternehmens zu kämpfen.
Positive Nachrichten gab es für die Ferienflugtochter Condor, der zur Unternehmensgruppe Thomas Cook gehört. Laut Justizkreisen kann er in einem Schutzschirmverfahren saniert werden. Schon länger ist bekannt, dass ein Käufer gesucht wird.
Betroffene Urlauber wenden sich bitte an den Abwickler AWP P&C S.A unter thomascook.at@allianz.com oder 0043/1/525036853.
kre/phs
APA
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