10.01.2014 14:43:00

Telekom V - Ex-ÖBB-Chef Huber verwickelte sich in Widersprüche

Der frühere ÖBB-Chef Martin Huber, Käufer der Schillerplatz-Immobilie, hat sich bei seiner Einvernahme im Telekom-Prozess in Widersprüche verwickelt. Während der Angeklagte einerseits von einem Wert der Immobilie beim Kauf von etwa 7 Mio. Euro sprach, sagte er etwas später, der Kaufpreis von 5,4 Mio. Euro sei "angemessen" gewesen.

Huber hat einige Stockwerke des Schillerplatz-Palais Ende 2006 von der Telekom um 5,4 Mio. Euro gekauft und elf Monate später an die Seeste Bau um über 10 Mio. Euro verkauft. Die Anklage wirft Ex-Telekom-Chef Heinz Sundt und dessen Finanzvorstand Stefano Colombo vor, die Immobilie zu billig verkauft zu haben und dadurch Untreue begangen zu haben. Huber habe die Manager dazu gedrängt, so der Vorwurf.

Huber erläuterte heute in einem längeren Monolog, wie es zu dem nunmehr angeklagten Immo-Deal überhaupt kam. Er selber habe sich an einen Bauunternehmer gewandt, der mit Sundt befreundet war, um die Immobilie gemeinsam zu kaufen. Während er im Hintergrund blieb, wandte sich der Bauunternehmer an Sundt mit dem Kaufwunsch. Dieser habe den Bauunternehmer gleich an einen - später erkrankten - führenden Mitarbeiter verwiesen.

Schließlich kam es im Mai 2005 zu einer Vereinbarung zwischen der Telekom und dem Bauunternehmer, wonach diesem das Exklusivrecht zum Immobilienkauf eingeräumt wurde. Gleichzeitig wurde ein Mindestkaufpreis von 5,4 Mio. Euro genannt. Diese Option wäre bis Jahresende 2005 gültig gewesen, wurde aber nicht genutzt. Im Jänner erkrankte der Bauunternehmer schwer und fiel somit als Käufer aus.

Er selber, Huber, habe dann nach einigem Zuwarten eine eigene Gesellschaft gegründet, die Schillerplatz 4 Projektentwicklungsgesellschaft. Inhaber waren zu 25 Prozent Hubers Ehefrau Barbara Huber-Lipp und zu 75 Prozent ein Treuhänder, der die Anteile für Huber hielt, der somit in der Öffentlichkeit nicht aufschien. Auf eindringliche Befragung, warum er diese Geheimhaltungskonstruktion wählte, meinte Huber einmal, es sei nur wegen der Medien gewesen, dann berief er sich auf Zustände in der ÖBB und erwähnte die "Compliance". Als ÖBB-Vorstand habe er nicht offen eine Beteiligung halten wollen. "Es ist ja nix Böses passiert", rechtfertigte er sich. Allerdings wäre es "gescheiter" gewesen, dem Treuhänder gleich 100 Prozent zu geben, betonte er dann.

In Preisverhandlungen sei er nie involviert worden, betonte Huber. Der Mindest-Kaufpreis von 5,4 Mio. Euro, den Sundt im Mai 2005 zugesichert hatte, "wurde dann irgendwann eingepflockt", sagte er. Im Mai 2006, wenige Wochen vor Ausscheiden Sundts aus der Telekom, unterschrieb dieser ein Verkaufsangebot an die Schillerplatz-Gesellschaft (SP4). Erst nachdem die Baugenehmigung im November 2006 erteilt wurde, wurde die SP4 tätig und kaufte die Immobilie um 5,4 Mio. Euro. Offen ließ Huber die Frage, ob die Telekom gewusst habe dass er der Käufer sei. Allerdings sei er mit Sundt gut bekannt und "per Du" gewesen, "so wie mit allen Generaldirektoren börsenotierter Unternehmen", sagte Huber.

Der Wert der Immobilie sei damals höher gewesen als 5,4 Mio. Euro, räumte Huber bei Befragung durch Richterin Claudia Moravec-Loidolt ein. Er nannte sieben Millionen als möglichen Wert. Befragt durch Sundts Verteidiger meinte er wiederum, die 5,4 Mio. Euro seien "angemessen" gewesen. Huber versuchte, die starke Wertsteigerung auf fast das Doppelte beim Wiederverkauf an die Seeste nach einem knappen Jahr zu rechtfertigen, man müsse den Zeitraum von 2004 bis 2008 für die Wertsteigerung betrachten. Dann wiederum versuchte er den für ihn günstigen Kaufpreis von 5,4 Mio. Euro so zu rechtfertigen, dass zahlreiche technische Probleme durch Leitungen im Hauptwählamt existiert hätten. Außerdem hätte die Gefahr einer Rückwidmung wegen des Weltkulturerbes bestanden. Warum kein Verkehrswertgutachten eingeholt wurde, erklärte Huber so, dass er selber aus langjähriger Tätigkeit Fachwissen habe. Warum die Telekom als Verkäufer kein Gutachten einholte, wisse er nicht.

Irgendwelche eigenen baulichen Investitionen tätigte die SP4 nicht. Huber verwies nur ausführlich auf diverse technische Probleme, etwa beim Dachbodenausbau. Ein schneller Weiterverkauf sei nie geplant gewesen, meinte er. Allerdings sei bereits im Jänner Conwert-Chef Kerbler mit einem Angebot auf ihn zugekommen. Beim Opernball 2007 habe Kerbler sein Angebot von 11 bis 12 Mio. Euro noch einmal bekräftigt, das ganze habe sich aber wegen der technischen Probleme wieder zerschlagen.

Der lukrative Weiterverkauf nach einem knappen Jahr an die Seeste Bau AG war nach Angaben Hubers ein normales Geschäft. Die Seeste Bau sei ihm von einem Makler als Käufer vorgeschlagen worden, betonte er. Mit dem Engagement der Seeste am Wiener Hauptbahnhof, wo sie ein großes Baulos bekam, habe dies überhaupt nichts zu tun gehabt, versicherte Huber. Die Seeste hat die Stockwerke und das Dachgeschoß ausgebaut und Luxuswohnungen errichtet. Laut Medienberichten wird eine der noch nicht vermieteten Wohnungen zum Preis von 8 Mio. Euro angeboten. Die Quadratmeterpreise sollen bei 20.000 Euro liegen, 17 Einheiten wurden errichtet.

Der ganze Immobiliendeal Hubers war fremdfinanziert. Ein Darlehen der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich über 6 Mio. Euro wurde im vierten Quartal 2006 aufgenommen. Im Gegenzug musste ein Blankowechsel von 7,8 Mio. Euro unterfertigt werden, die Laufzeit ging bis Mitte 2008, erläuterte Huber. Bei einigen Fragen verwies er auf den damals beauftragten Rechtsanwalt Böhmdorfer. Dieser wurde von Huber aber nicht von seiner anwaltlichen Schweigepflicht entbunden.

Die Beteiligten hatten schon vor dem Schillerplatz-Deal miteinander zu tun: Beim Projekt Nordbergstraße wurde ebenfalls eine Telekom-Immobilie über eine Zwischenstufe lukrativ verkauft. Schon damals waren der - später erkrankte - Bauunternehmer und Huber als damaliger Porr-Manager gemeinsam involviert.

(Schluss) gru/stf/tsk

ISIN AT0000720008 WEB http://www.telekomaustria.com

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