17.04.2017 18:33:41
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Studie: 4,2 Millionen Arbeitnehmer zahlen Spitzensteuersatz
BERLIN (Dow Jones)--Das deutsche Steuersystem verteilt stark zwischen Arm und Reich um, so das Fazit einer bisher unveröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, die dem Handelsblatt vorliegt. Insgesamt 4,2 Millionen Arbeitnehmer zahlen demnach auf ihr Einkommen den Spitzensteuersatz von 42 Prozent, das sei jeder elfte Erwerbstätige.
Die zehn Prozent Top-Verdiener in Deutschland seien mit 48,2 Prozent fast für die Hälfte des gesamten Einkommensteueraufkommens verantwortlich, die 30 Prozent Top-Verdiener für 79 Prozent. Dagegen zahlten 2,7 Millionen Erwerbstätige laut der Studie aufgrund zu geringen Verdiensts überhaupt keine Steuern.
Die Studie zeige zudem, wie stark Gering- und Durchschnittsverdiener durch Steuern und Abgaben belastet werden. Ein Single mit einem Bruttogehalt von 1.940 Euro im Monat zahlt demnach 46 Prozent Steuern und Abgaben. Ein alleinstehender Durchschnittsverdiener mit 3.250 Euro muss mit 51 Prozent mehr als jeden zweiten Euro abführen. Ein Ehepaar ohne Kinder und einem Einkommen von 4.040 Euro zahlt 47 Prozent Steuern und Abgaben, eine Familie mit zwei Kindern und 6.170 Euro monatlichem Einkommen 44 Prozent. Eine Steuersenkung würde nicht nur die hohe Steuerlast senken, sondern auch "die Anreize verbessern, eine Beschäftigung aufzunehmen oder die Arbeitszeit zu erhöhen", zitiert das Handelsblatt aus der Studie.
Der Steuerzahlerbund habe bereits ein Konzept für eine Steuerreform fertiggestellt, das dem Handelsblatt ebenfalls vorliege. "Das Entlastungsvolumen unseres Tarifvorschlages liegt bei jährlich rund 40 Milliarden Euro", zitiert die Zeitung Verbandschef Reiner Holznagel. "Mit unserem Tarif wird die prozentuale Belastung der Einkommen in etwa wieder auf das Niveau von 2010 zurückgeführt." Der Steuerzahlerbund will den so genannten Mittelstandsbauch abflachen, der besonders Geringverdiener stark belastet, und den Spitzensteuersatz mit 80.000 Euro Jahreseinkommen deutlich später greifen lassen als heute. Wer 20.000 Euro im Jahr verdient, hätte so künftig 592 Euro mehr im Jahr in der Tasche, oder 23,5 Prozent. Arbeitnehmer mit 45.000 Euro Jahreseinkommen würden maximal einen Steuersatz von 35 Prozent zahlen und hatten 1.744 Euro mehr im Jahr zum Ausgeben - immerhin 16,4 Prozent. Aber auch Gut- und Spitzenverdiener dürften sich über Entlastungen freuen, da ihr Einkommen bis 80.000 Euro geringer besteuert wird. Einem Top-Manager mit 250.000 Euro Jahreseinkommen bliebe so eine Entlastung von knapp drei Prozent.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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April 17, 2017 12:03 ET (16:03 GMT)
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