19.03.2022 10:49:39
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Schule für Kriegsflüchtlinge: 'Wir müssen diesen Kindern helfen'
BERLIN (dpa-AFX) - Bildungspolitiker in den Ländern schätzen, dass etwa die Hälfte der in Deutschland ankommenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine Kinder und Jugendliche sind, die früher oder später in Schulen oder Kitas unterkommen. Es gebe bisher keine verlässlichen Daten, sagte der Chef der neuen Taskforce der Kultusministerkonferenz (KMK) für das Thema, Hans Beckmann (SPD), der Deutschen Presse-Agentur. Beim ersten Treffen der Expertengruppe am Freitag hätten Ländervertreter aber eine solche Schätzung abgegeben. Er kündigte Abfragen in den Schulen an.
Die Taskforce mit Vertretern aus allen 16 Bundesländern war von der KMK eingesetzt worden, um die Aufnahme und den Schulbesuch ukrainischer Kinder und Jugendlicher bundesweit abzustimmen. Nach Angaben Beckmanns müssten sie "schnell in feste Strukturen kommen". Es gehe beispielsweise darum, dass Jugendliche, die jetzt in der Ukraine vor der Abschlussprüfung stünden, diese Prüfung auch machen könnten, außerdem um Online-Lehrmaterial und die Gewinnung ukrainischer Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher. Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Karin Prien (CDU) hatte auch von mehr Schulsozialarbeitern und Psychologen gesprochen.
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine sind nach offiziellen Zahlen etwa 200 000 Kriegsflüchtlinge von dort nach Deutschland gekommen. Die meisten sind Frauen und Kinder. Erfasst werden allerdings nur diejenigen, die von der Bundespolizei angetroffen werden, etwa an Bahnhöfen oder in Zügen.
Beckmann zeigte sich optimistisch, dass das deutsche Bildungssystem die Aufgabe gut bewältigen wird. Es werde nicht alles reibungslos laufen. Aber alle Beteiligten hätten großes Interesse, im Sinne der Kinder gute Lösungen zu finden. "Wir müssen diesen Kindern helfen. Die haben teilweise so schreckliche Sachen erlebt und brauchen jetzt feste Strukturen. Sie brauchen die Möglichkeit, mit anderen Kindern zu spielen, sich auszutauschen." Es seien auch traumatisierte Kinder dabei, die eine Zeit bräuchten, bis sie überhaupt in die Schule könnten. Denen müsse man vor Ort ebenfalls Angebote machen.
Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Tybinka hatte kürzlich an die Kultusminister appelliert, auf eine Kontinuität der Bildungsprozesse und ein Aufrechterhalten der nationalen Identität ukrainischer Kinder zu achten. Es gehe um einen vorübergehenden Aufenthalt in Deutschland.
"Wir wünschen uns ja alle, dass dieser schreckliche Krieg bald vorbei ist. Und dass alle ukrainischen Familien, die das möchten, wieder zurückgehen können. Aber wie lange das dauert, weiß niemand", sagte Beckmann. Seinen Angaben zufolge geht es um beides: "Einerseits darum, dass die Kinder, wenn sie in unsere Schulen kommen, integriert werden." Sie sollten mit anderen Kindern interagieren, sich wohl und willkommen fühlen, aber auch die Möglichkeit haben, ihre ukrainische Identität zu bewahren und verpassten Unterrichtsstoff aus der Ukraine nachzuholen.
Viel wird davon abhängen, wie lange der Krieg dauert und auch, wo und wie die Kinder unterkommen. Beckmann verwies auf ein Beispiel aus Rheinland-Pfalz, wo zwei Kinder in die erste Klasse einer kleinen Schule gekommen seien. "Die lernen so schnell Deutsch, das kann man sich kaum vorstellen." Anderswo, etwa in großen Städten, würden reine ukrainische Lerngruppen oder Willkommensklassen gebildet, weil es viele Kinder seien.
Bei der Gewinnung ukrainischer Lehrkräfte müssten alle Möglichkeiten, die es gebe, genutzt werden: Soziale Medien, Instagram, Facebook, ukrainische Vereine. "Die ukrainische Community ist sehr gut vernetzt. Ich bin zuversichtlich, dass wir, wenn wir die unterschiedlichen Kanäle nutzen, auch Personal gewinnen können."/jr/DP/stk
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