27.03.2023 19:38:40

Scholz: Haben erste Einigung mit Niederlande zu Tennet gefunden

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Deutschland und die Niederlande haben nach Angaben von Bundeskanzler Olaf Scholz eine "erste Einigung" zur Übernahme der deutschen Tochter des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet erzielt. Bei seinem Besuch in Rotterdam sagte Scholz, dass dies auch in Zukunft mit einer engen Zusammenarbeit im Netzbereich verbunden sein werde. Eine Vereinbarung über den Übernahmepreis wurde demnach noch nicht erzielt. Der niederländische Premierminister Mark Rutte erklärte zurückhaltender, dass die Gespräche über eine Übernahme noch liefen und man im Falle des Verkaufs einen "marktkonformen Preis" vereinbaren möchte.

"Ein...wichtiger Schritt zur Stärkung unserer Energiesicherheit ist die erste Einigung, die wir heute zur Übernahme der deutschen Tennet-Tochter in unseren Gesprächen gefunden haben. Dabei ist wichtig, dass das auch künftig mit einer engen Zusammenarbeit im Bereich des Netzes verbunden ist", sagte Scholz auf einer Pressekonferenz am Rande der vierten deutsch-niederländischen Regierungskonsultationen.

Scholz betonte, man wolle sicherstellen, dass die guten Synergieeffekte, die sich mit den Niederlande durch die Kooperation mit der deutschen Tennet-Tochter ergeben haben, nicht verloren gingen, sondern eher noch gestärkt würden. Außerdem wolle Deutschland erreichen, dass der Netzausbau in Deutschland mit der notwendigen Geschwindigkeit vorangeht, die angesichts der stärkeren Elektrifizierung der Industrie, des Verkehrs und der Privathaushalte nötig sei. Dazu müssten zig Milliarden investiert werden in das Stromnetz, so Scholz.

Nach Aussage von Tennet, das in den Niederlanden und in großen Teilen Deutschlands ein verbundenes Übertragungsnetz betreibt, liegt der Investitionsbedarf für die kommenden zehn Jahre bei 111 Milliarden Euro. Die Finanzchefin des Unternehmens, Arina Freitag, hat jüngst erklärt, von diese Investitionssummer entfielen rund 60 Prozent auf Deutschland und 40 Prozent auf die Niederlande.

Rutte sieht noch Gesprächsbedarf

Rutte betonte in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Scholz, man untersuche gemeinsam mit Tennet und mit Deutschland, ob und unter welchen Bedingungen ein Verkauf der deutschen Tochter an den deutschen Staat möglich sei. Der Verkauf der deutschen Tennet-Tochter hänge mit dem Kapitalbedarf von Tennet zusammen. Man wolle dafür sorgen, dass Tennet Niederlande weiter betrieben werden könne und dass alle Synergievorteile, die man im Augenblick durch die Zusammenarbeit mit der deutschen Tochter erlebe, erhalten werden könnten.

"Dann suchen wir nach einem marktkonformen Preis. Ich kann hier nicht spekulieren, wie hoch der ist. Ich schließe aber auch nicht aus, dass Olaf Scholz und ich uns da irgendwie einigen", sagte Rutte laut einem Übersetzer. Tennet betreibt und besitzt nach eigenen Angaben in den Niederlanden und Deutschland über 24.500 Kilometer Hochspannungsleitungen und -kabel, womit insgesamt 42 Millionen Haushalte und Unternehmen mit Strom versorgt werden.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/cbr

(END) Dow Jones Newswires

March 27, 2023 13:38 ET (17:38 GMT)

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