06.04.2009 12:27:00

RWE erwartet in Kürze LNG-Cargoes nach Europa

   ESSEN (Dow Jones)--Die RWE AG will noch in diesem Jahr mehrere kommerzielle Lieferungen von verflüssigtem Erdgas (LNG) nach Europa einschiffen. "Wir werden LNG-Cargoes von Excelerate in Europa in diesem Jahr schon in Kürze sehen", sagte David Fuller, Leiter des Bereichs LNG bei RWE Supply & Trading, im Gespräch mit Dow Jones TradeNews Energy.

   "Eine Entscheidung über den genauen Zeitpunkt der Anlieferung und die Gesamtzahl der ersten LNG-Cargoes für Europa gibt es bisher noch nicht. Das hängt wesentlich davon ab, wie sich Preise, Angebot und Nachfrage nicht nur in Europa entwickeln", ergänzte er. Das für Europa bestimmte LNG soll künftig sowohl über Dritte beschafft als auch aus eigener Produktion vor allem aus Nordafrika stammen.

   Andocken sollen die von der RWE eingesetzten LNG-Tanker in europäischen Häfen mit guter Pipelinetransportinfrastruktur und Nähe zu zentralen europäischen Gasumschlagspunkten. Zu einem wichtigen Anladepunkt für LNG der RWE wird dabei voraussichtlich der britische Hafen Teeside avancieren, wo RWE einen seiner bisher zwei in Betrieb befindlichen "GasPorts" betreibt.

   Einen direkten LNG-Anladepunkt der RWE in Deutschland wird es erstmal nicht geben. Grund dafür sind Anschluss- und Durchleitungsgebühren von 20 Mio EUR im Jahr, die für RWE entstünden, wenn der RWE-GasPort an den von E.ON betriebenen Gasspeicher in Etzel bei Wilhelmshaven angeschlossen würde.

   "Unter den derzeitigen regulatorischen Rahmenbedingungen sind LNG-Lieferungen nach Deutschland aufgrund der hohen Anschluss- und Durchleitungsgebühren nicht wettbewerbsfähig - sie setzen voraus, dass LNG stetig in das deutsche System fließt. Das ist nicht wahrscheinlich", sagte Fuller. Zum einen seien die meisten LNG-Terminals in Europa derzeit nicht ausgelastet. Zum anderen sei Deutschland gut mit günstigem Pipelinegas versorgt.

   LNG sei daher eine Option für mehr Versorgungssicherheit und die Deckung von Bedarfsspitzen. Als Grundlast müsse es mit den Sommerpreisen für Pipelinegas konkurrieren können. "Eine endgültige Investitionsentscheidung für den LNG-Port hängt von einer vernünftigen regulatorischen und wirtschaftlichen Lösung ab, um die wir uns in Gesprächen mit den zuständigen Behörden befinden", sagte Fuller.

   Neben dem LNG-Dock in Großbritannien betreibt RWE mit seinem US-Partner einen GasPort im argentinischen Bahia Blanca. Im Bau befindlich ist ein weiterer GasPort im kuwaitischen Mina Al-Ahmadi, der ebenfalls 2009 den kommerziellen Betrieb aufnehmen soll. Das hierfür zu importierende LNG soll laut aktuellen Marktinformationen aus Katar beschafft werden.

   Mit GasPorts in unterschiedlichen Kontinenten will RWE die saisonal unterschiedliche Nachfrage und damit verbundene Preisrelationen ausnutzen. Die flexible Technik der LNG-Tanker lasse dabei zum Beispiel auch Schiff-zu-Schiff-Transfers zu, die ständigen Verkehr zwischen LNG-Produktionsstätten und Importhäfen nicht nötig machten.

   RWE hält seit dem vergangenen Jahr einen 50-prozentigen Anteil am US-LNG-Unternehmen Excelerate, dessen Tankerflotte derzeit fünf Schiffe umfasst. Bis 2010 sollen weitere vier Schiffe mit jeweiligen Kapazitäten zwischen 138.000 und 151.000 cbm in Betrieb gehen. Anders als konventionelle LNG-Tanker verfügen die Excelerate-Schiffe über die Möglichkeit, LNG direkt in Gas zurück zu verwandeln, das dann über so genannte GasPorts ins Netz eingespeist werden kann.

   "Unsere Schiffe können auch an herkömmlichen LNG-Terminals wie beispielsweise in Frankreich, Spanien oder Portugal andocken", sagte Fuller. Allerdings bestehe im Hinblick auf die dichte Vernetzung im europäischen Gastransport keine Notwendigkeit, ein europäisches Netzwerk an Excelerate-Terminals aufzubauen. Gebaut werden sollen die nach RWE-Angaben deutlich kostengünstigeren Andockstationen nur dort, wo es bisher keine konventionelle LNG-Infrastruktur gibt.

   "Generell gesagt, stehen der Errichtung eines GasPorts Investitionen zwischen 50 Mio und 100 Mio EUR gegenüber, während für die Errichtung eines konventionellen Onshore-Terminals mit Regasifizierungstechnologie Kosten von 0,8 Mrd bis 1 Mrd EUR anfallen", sagte Fuller.

   Bei der Vermarktung von LNG in Europa erwartet Fuller ein weiterhin durch langfristige Lieferverträge dominiertes Geschäft. "Gegenwärtig sehen wir ausgeprägte Preisschwankungen und Nachfragerückgänge. Dennoch ist zu erwarten, dass bei der Vermarktung des LNG in Europa eine große Dominanz von Langfristverträgen mit Laufzeiten zwischen 15 und 20 Jahren vorherrschen. Möglich sind auch Vertragslaufzeiten von etwa fünf Jahren", sagte Fuller.

   Aufgrund hoher Volatilität der Märkte wünschten allerdings Käufer und Verkäufer eine deutlich höhere Flexibilität in den Lieferverträgen. Das voranschreitende Zusammenwachsen der globalen Märkte wird aus Sicht von Fuller zu einer deutlichen Abnahme der Preis-Spreads und von Arbitrage-Möglichkeiten auf den LNG-Märkten führen.

   Beziehen will RWE das verflüssigte Erdgas für Europa über Dritte und künftig verstärkt aus eigener Produktion aus Nordafrika. Hier betreibt die Schwestergesellschaft RWE Dea verstärkt Explorationsvorhaben in Algerien, Libyen und Ägypten. Bis zur Aufnahme von LNG-Transporten aus eigener Produktion würden grob geschätzt noch rund fünf Jahre vergehen, sagte Fuller.

   Größere Verzögerungen oder Projektverschiebungen sind aus Sicht Fullers im Hinblick auf die globale Wirtschaftskrise und niedrige Preise bei Energie-Commodities nicht zu erwarten. "Ich erwarte keinen signifikanten Einfluss auf Investitionsentscheidungen in Verflüssigungsanlagen, LNG-Tanker oder Importinfrastruktur, obgleich wir sicherlich einige Projektverzögerungen erleben werden", sagte Fuller. Viele Projekte seien mit Ölpreisen unter den derzeitigen Niveaus und langfristig geplant geworden.

   Das verflüssigte Erdgas soll laut Fuller ein wichtiger Teil der künftigen Wachstumsstrategie der RWE sein. Bis 2013 will RWE sein Gasangebot auf 60 Mrd cbm/Jahr von rund 40 Mrd cbm/Jahr erweitern und dabei einen beträchtlichen Teil aus LNG-Importen beziehen. Die Ausweitung des Eigenanteils in der Gasbeschaffung soll dabei auf 20% bis 25% von 15% ausgebaut werden.

- Von Michael Lechner, Dow Jones Newswires, + 49 (0) 69 29725 108, unternehmen.de@dowjones.com DJG/mil/kko/brb

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