Nach Bilanzskandal |
07.09.2020 22:12:00
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Rücktritt nach fast 20 Jahren: Ex-Wirecard-Chef Markus Braun im Porträt
• Mit Brauns Eintritt in die AG wurde Wirecard zum DAX-Unternehmen
• Braun tritt zurück - gegen ihn wird unter anderem wegen Insiderhandel ermittelt
Noch vor einigen Monaten wies Markus Braun alle Anschuldigungen zurück, im Juni 2020 hat James H. Freis nun seinen Posten als CEO der Wirecard AG übernommen und gegen Ex-CEO und CTO Markus Braun wird wegen systematischer Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Insiderhandel sowie gewerbsmäßigem Bandenbetrug ermittelt.
Doch Braun, gebürtiger Österreicher, trug nicht nur maßgeblich zum Wirecard-Skandal bei - er spielte auch eine bedeutende Rolle in der Unternehmensentwicklung und machte die Wirecard AG erst so richtig groß.
2001 kam er zur Wirecard AG
1969 geboren, war Markus Braun Mitte der 90er-Jahre als Forschungsassistent am Institut für angewandte Informatik und Informationssysteme an der Universität in Wien, später dann als Senior-Consultant bei der Contrast Management Consulting GmbH ebenfalls in Wien tätig. Im Jahr 2000 schloss er sein Dissertationsstudium der Sozial- und Wirtschaftsinformatik ab und anschließend hatte er eine Stelle als Projekt Manager im Bereich e-Strategy bei der KPMG in München inne.
Braun kam 2001 zu damals Wire Card, einem noch recht unbekannten Unternehmen, und wurde 2002 in den Vorstand berufen - seine Dienstzeit als CEO endete mit seinem Rücktritt am 19. Juni dieses Jahres. Bis zu seinem Rücktritt in Verbindung mit der "größten Pleite der Bundesrepublik" (ZDF) wurde er auf der Webseite der Wirecard AG mit Worten zitiert, die für ihn wohl die Relevanz des Unternehmens beschreiben: "Die Digitalisierung und damit auch die Digitalisierung von Zahlungsprozessen ist ein globaler Wachstumstreiber in allen Industrien."
Braun: "Der strategische Kopf hinter Wirecard"
Nachdem er in die 1999 gegründete Wire Card AG eintrat (Namensänderung in Wirecard erfolgte 2006, im Jahr der TecDAX-Aufnahme), machte er das Unternehmen groß. Mit Braun als CEO gab es Firmenübernahmen in Asien und auf weiteren Kontinenten, die Kundenzahl vergrößerte sich immens: Heute verzeichnet Wirecard mit Standort in München (noch) 26 Standorte und mehr als 5.000 Mitarbeiter überall auf der Welt verteilt.
Zu den Partnern des Konzerns zählen unter anderem Google Pay, Visa und maestro - "Insgesamt vertrauen über 313.000 Unternehmen bei ihren internationalen Geschäften auf unsere innovativen Technologien und Services", heißt es auf der Unternehmenswebsite. Im Jahr 2018 dann wurde die Wirecard AG zum DAX-Unternehmen, womit die Firma im selben Jahr auf Platz 108 der Forbes-Liste der "Growth Champions" landete.
Während Braun die Wirecard AG zu dieser Größe aufbaute, entwickelte er die klare Vision, die Zukunft digitaler Zahlungsmöglichkeiten zu gestalten und mit Wirecard neue Markttrends zu entwickeln. Die unter ihm aufgestellten Unternehmensziele waren eine fortlaufende Portfolio-Optimierung, die konsequente Fokussierung auf den Kunden und das Fortlaufen kontinuierlicher Innovationsprozesse. Wie Unternehmensberater und ehemaliger Konkurrent Brauns Marcus Mosen es formuliert haben soll: "Braun ist der strategische Kopf hinter Wirecard. Ohne ihn wäre der Konzern nicht mehr derselbe."
Kein Testat für 2019 und Wertverlust um 90 Prozent
Braun, der während seiner Zeit als CEO und CTO selbst Aktionär des Unternehmens war und ganze 7 Prozent der Wirecard-Aktien besaß, sah sich zunächst dem Vorwurf gegenüber, zu viel Macht auf sich selbst zu konzentrieren: In den letzten Jahren wurde er in Schlagzeilen der Presse als "Schande für den DAX" (FAZ) und "Betrüger" (der Spiegel) bezeichnet. Seit 2019 beschäftigen sich außerdem sowohl die Münchner Staatsanwaltschaft als auch die BaFin sowie Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young mit der Unternehmensbilanz - und nachdem auch durch eine zusätzliche Sonderprüfung der Bücher durch Brauns ehemaligen Arbeitgeber, die KPMG, nicht alle Zweifel an den Geschäftspraktiken und der Echtheit von Buchungen und Dokumenten aufgelöst werden konnten, kamen von der Deka und anderen Forderungen nach Brauns Rücktritt auf.
Die BaFin hatte bereits vorher die Wirecard-Bücher geprüft, allerdings wohl keine relevanten Ergebnisse aus den Prüfungen gezogen. Dafür steht sie nun in der Kritik.
Bei den Zweifeln an den Geschäftspraktiken sowie der Echtheit von Buchungen ging es um ein 1,9 Milliarden Euro großes Loch in der Unternehmensbilanz. Die Wirecard AG nutzt Treuhandkonten, um Geschäfte zwischen seinen Geschäftspartnern abzuwickeln. Auf diesen Konten sollten den Wirtschaftsprüfern von Ernst & Young zufolge angeblich 1,9 Milliarden Euro sein, für die allerdings keine oder lediglich gefälschte Bescheinigungen existierten. Aufgrund jenes Bilanzloches konnte Ernst & Young der Wirecard AG kein Testat für 2019 ausstellen - dieser Bilanzskandal führte an der Börse zu Panikverkäufen und damit zu einem Wertverlust der Aktien um 90 Prozent innerhalb nur einer Woche.
Markus Braun tritt als Wirecard-Chef zurück
Am 24. Juni, nur einen Tag bevor die Wirecard AG Insolvenz anmeldete und nur ein paar Tage nach seinem Skandal-bedingten Rücktritt, verkaufte Braun seine Wirecard-Aktien mit einem Erlös von ungefähr 6,6 Milliarden Euro. Die BaFin zeigte ihn daraufhin wegen Insiderhandels an, mittlerweile laufen gegen den Ex-Wirecard-Chef unter anderem Ermittlungen wegen systematischer Bilanzfälschung, Marktmanipulation und gewerbsmäßigen Bandenbetrugs.
Markus Braun, der sich aufgrund dieser Ermittlungen bereits der Polizei stellte wurde auf Kaution wieder frei gelassen, so ein Sprrecher des Münchner Amtsgerichts. Er sorgte in seiner Laufbahn als Wirecard-CEO nicht nur für das immense Wachstum des Unternehmens, sondern machte es ebenso zum ersten insolventen DAX-Mitglied in der Geschichte des deutschen Leitindex. Am 24. August 2020 musste der Konzern seinen Platz in der ersten Börsenliga räumen.
Olga Rogler / Redaktion finanzen.at
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