28.01.2014 17:53:35
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ROUNDUP: Verfassungsgericht bestätigt Filmförderung - weiter Kino-Abgabe
Für Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) ist damit "einer der Grundpfeiler der deutschen Filmförderung in seinem Bestand gesichert." Applaus gab es auch von den Bundestags-Grünen: "Das ist das Happy End einer langen Prozessreihe", meinte deren medienpolitische Sprecherin Tabea Rößner. Dennoch müssten die Kriterien, nach welchen Filme gefördert werden, auf den Prüfstand. "Wir brauchen klare, qualitative Richtlinien, die eine transparente und nachvollziehbare Förderung erst möglich machen."
Vier Kinos hatten sich gegen die Filmabgabe gewehrt: Das Geld gehe zu oft an Produktionen, die an der Kinokasse keinen Erfolg hätten, argumentierten sie. Der Bund habe angesichts der Kulturhoheit der Länder keine Regelungskompetenz.
Das wiesen die Richter zurück. "Dem Bund ist es nicht verwehrt, in der Wahrnehmung aller seiner Kompetenzen auch auf Schonung, Schutz und Förderung der Kultur Bedacht zu nehmen", heißt es in dem 67-seitigen Urteil. Die Abgaben, die an die Filmförderungsanstalt (FFA) gehen, machen fast ein Drittel der deutschen Filmförderung von 340 Millionen Euro aus. Das restliche Geld kommt von Bund und Ländern.
Der Zweite Senat unter Vorsitz von Gerichtspräsident Andreas Voßkuhle sieht die grundsätzlichen Voraussetzungen zur Erhebung einer Sonderabgabe für den Film gegeben. Es handle sich bei den drei Abgabezahlern - Kinos, Videowirtschaft und Fernsehsendern - um eine homogene Gruppe, die dem Zweck der Abgabe besonders nahestehe. Die "besondere Sachnähe und Finanzierungsverantwortung" sei begründet im gemeinsamen Interesse "an der gedeihlichen Struktur der deutschen Filmwirtschaft und am Erfolg des deutschen Films".
Auch den Einwand der Kläger, wonach die meisten Kinobetreiber nicht speziell an deutschen Filmen interessiert seien, ließen die höchsten Richter nicht gelten. Schließlich habe allein im Streitjahr 2004 der Marktanteil deutscher Filme gemessen an den Kinobesucherzahlen 23,8 Prozent betragen.
In dem seit fast zehn Jahren laufenden Streit hatten Filmemacher und Kulturpolitiker nachdrücklich vor einer Abschaffung der Abgabe gewarnt. Sie garantiere Vielfalt, Kontinuität und Unabhängigkeit des deutschen Films, sagten die Befürworter.
Das Urteil stelle den wirtschaftlichen und künstlerisch-kreativen Erfolg des deutschen Films "nachhaltig auf rechtssicheren Grund", meinte die Präsidentin der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO), Manuela Stehr. Auch aus Sicht von Filmakademie-Präsidentin Iris Berben und den Produzenten gibt es jetzt eine Basis, auf der man aufbauen kann. Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) sieht auch das Solidarprinzip der Filmförderung bekräftigt.
Die Allianz Deutscher Produzenten mahnte nun die "dringend notwendige" Modernisierung beim Filmförderungsgesetz (FFG) an: Auch jene müssten zur Filmabgabe herangezogen werden, die mit der Online-Verbreitung von Filmen Geld verdienen, wie Telekommunikationsunternehmen oder Online-Videotheken.
Schwer enttäuscht waren dagegen die klagenden Kinobetreiber, die sich ein "salomonisches Urteil" erhofft hatten. Nun gehe alles so weiter wie bisher: "Dass wahrscheinlich weiter 70 Prozent der Filme unter 50 000 Besucher haben und dafür wirtschaftlich uninteressant sind für Kinobetreiber und auch für Kinobesucher", meinte UCI-Kinowelt-Geschäftsführer Ralf Schilling./skf/wei/DP /jha/
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