09.12.2013 16:21:34

ROUNDUP: IG-Metall-Bezirkschef will Altersteilzeit und Werkverträge anpacken

    STUTTGART (dpa-AFX) - Der neue IG-Metall-Bezirksleiter, Roman Zitzelsberger, will das Thema Altersteilzeit als eines der ersten großen Projekte anpacken. "Das brennt den Mitgliedern auf den Nägeln - das hat auch unsere Beschäftigtenbefragung ergeben", sagte der am Montag vom IG-Metall-Vorstand bestellte Gewerkschaftschef der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart. Der bisherige Vorsitzende der IG-Metall-Verwaltungsstelle in Gaggenau (Kreis Rastatt) tritt die Nachfolge von Jörg Hofmann an, der Ende November zum zweiten Bundesvorsitzenden gewählt worden war.

    Der im Südwesten ausgehandelte, seit 2010 geltende Tarifvertrag zum flexiblen Übergang in die Rente laufe 2016 aus, sagte Zitzelsberger. Er wolle in den kommenden Monaten gewerkschaftsintern über mögliche Ausstiegsmodelle diskutieren und ausloten, welche Anforderungen erfüllt sein müssen, um die Altersteilzeit zukunftsfähig zu machen.

    "Die Menschen müssen Möglichkeiten haben, vor dem eigentlichen Rentenalter aus dem Betrieb zu kommen. Immer mehr Beschäftigte können nicht bis zur Rente arbeiten", sagte Zitzelsberger. Wann genau die IG Metall das Thema konkret auf die Agenda der Tarifpolitik setzt, ließ er noch offen. "Das werden wir dann mit unserer Tarifkommission entscheiden." Die nächste Tarifrunde beginnt im Jahr 2015.

    Zitzelsberger erteilte dem Anliegen von Südwestmetall eine Absage, den tariflichen Kündigungsschutz und die Verdienstsicherung für ältere Arbeitnehmer zu kippen. "Die Idee, dass die Menschen ausgerechnet nach jahrzehntelangem Schuften ihres Schutzes beraubt werden, ist absurd", meinte der Gewerkschafter aus Bietigheim bei Rastatt. Es sei geradezu "ehrverletzend", wenn die Arbeitgeber suggerierten, dass ältere Arbeitnehmer nicht mehr so viel wert wären wie jüngere. In der Umfrage hatten 98 Prozent der Metaller angegeben, der besondere Kündigungsschutz und die Verdienstsicherung im Alter seien ihnen wichtig (24 Prozent) oder sehr wichtig (74 Prozent).

    Nachdem die Leiharbeiter in der Metall-Industrie unter anderem durch Branchenzuschläge sowie eine Lohngleichstellung mit Stammbeschäftigten im schwarz-roten Koalitionsvertrag bessergestellt werden, nimmt Zitzelsberger Werkverträge ins Visier. "Ich bedauere es sehr, dass im Koalitionsvertrag keine echte Mitbestimmung für unsere Betriebsräte erreicht werde konnte, sondern lediglich ein oberflächliches Informationsrecht", sagte das SPD-Mitglied. Das sei zu wenig, um das Ausufern prekärer Arbeit und den Missbrauch von Werkverträgen einzudämmen. Viele Betriebsräte wüssten gar nicht mehr, wie viele Menschen und von wem angestellt auf dem Werksgelände arbeiten und welchen Lohn sie erhalten, klagte Zitzelsberger.

    Im Südwesten seien Werkverträge vor allem in der Automobilindustrie verbreitet. Bundesweit stehen laut IG Metall den 763 000 Stammbeschäftigten dieser Sparte mittlerweile rund 100 000 Leiharbeitskräfte und 250 000 Mitarbeiter mit Werkvertrag gegenüber.

    "Wir müssen den Betriebsräten Instrumente wie Zustimmungsverweigerungsrechte beim Einsatz von Fremdfirmen oder eine Beweislastumkehr einführen, um dem Wildwuchs durch Outsourcing einen Riegel vorzuschieben", sagte Zitzelsberger. Die Angst der Arbeitgeber, dass die Wettbewerbsfähigkeit und Flexibilität der Unternehmen durch Eindämmen von Werkverträgen verringert werde, sei unberechtigt. "Unsere Betriebsräte sind keine Maschinenstürmer."

    Zitzelsberger will wie sein Vorgänger Jörg Hofmann qualitative Themen bearbeiten. "Das können wir in Baden-Württemberg." Dafür sei auch der Verband Südwestmetall ein guter Partner. Zur Frage, ob der wie seine Vorgänger Pilotabschlüsse im mächtigen Tarifbezirk mit seinen 420 000 Mitgliedern anstrebe, sagte der 47-Jährige: "Wir in Baden-Württemberg sind selbstbewusst genug, zu sagen, wir werden bei der künftigen Tarifpolitik ganz, ganz vorn dabei sein."/jug/DP/stw

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