07.11.2012 21:26:37
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ROUNDUP 2: Commerzbank pumpt 2 Milliarden Euro in den Konzernumbau
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank steht in den kommenden Jahren vor einem radikalen Konzernumbau. Nach Angaben vom Mittwochabend will die immer noch teilverstaatlichte Bank bis 2016 mehr als zwei Milliarden Euro ausgeben, "um ihr Geschäftsmodell in den kommenden Jahren an die veränderten Rahmenbedingungen in der Finanzbranche" anzupassen.
Im nachbörslichen Handel beim Broker Lang & Schwarz (L&S) legten Commerzbank-Titel nach der Veröffentlichung um 0,73 Prozent auf 1,518 (Xetra-Schluss: 1,507) Euro zu. Der X-Dax als außerbörslicher Indikator für den Leitindex Dax (DAX) stieg um 0,50 Prozent.
SPEKULATIONEN ÜBER UMFANG DES STELLENABBAUS
Wie viele Stellen der Umbau kosten wird, gab das Institut in der Pflichtmitteilung nicht bekannt. In den Medien reißen die Spekulationen darüber nicht ab. Zuletzt berichtete die Wochenzeitung "Die Zeit" unter Berufung auf "Kenner", dass sogar 5.000 bis 6.000 Jobs auf dem Spiel stünden, rund 10 Prozent der derzeit 56.000 Beschäftigten. Zuletzt war lediglich über den Abbau von 1.000 bis 1.800 Stellen im Privatkundengeschäft spekuliert worden, in dem die Bank mit Gewinnrückgängen zu kämpfen hat.
Vier Jahre nach der Übernahme der Dresdner Bank läuft es in der Sparte nicht rund. Im ersten Halbjahr hatte das zweitgrößte deutsche Kreditinstitut im Filialgeschäft vor allem wegen des niedrigen Zinsniveaus und der Zurückhaltung der Anleger an den Börsen operativ nur noch 126 Millionen Euro verdient, über ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum. Im zweiten Quartal hatte die Bank in der Sparte einen Verlust nur dank des Beitrags der Online-Tochter Comdirect (comdirect bank) verhindern können.
SORGENKIND PRIVATKUNDENGESCHÄFT
Das Sorgenkind macht allein die Hälfte der von der Commerzbank genannten Umbaukosten aus: "Insbesondere das Privatkundengeschäft wird strategisch neu ausgerichtet. Hier wird die Commerzbank bis 2016 etwa 1,0 Milliarden Euro investieren", heißt es in der Mitteilung. Details ließ das Institut zunächst offen. Eine Sprecherin verwies auf den für Donnerstag (8.11.) geplanten Investorentag und die Präsentation der Zahlen für das 3. Quartal.
Derweil werden die Aktionäre auch für dieses und für kommendes Jahr eine Gewinnausschüttung abschreiben müssen. Ein Händler wertete dies negativ: "Ein Ausfall der Dividende war so eher nicht erwartet worden." Zuletzt hatte die Bank zumindest Mut gemacht, dass es für 2013 wieder eine Dividende geben könnte. Die Anteilseigner müssen seit der Finanzkrise auf eine Dividende verzichten. Sie mussten sogar mehrfach Kapitalerhöhungen über sich ergehen lassen.
RANDBEREICHE SOLLEN UM 40 PROZENT GESTUTZT WERDEN
Händler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade sagte: "Die Commerzbank befindet sich weiterhin in einer Neufindungs- und Umstrukturierungsphase. Nachdem in den letzten Jahren vor allem aus dem Investmentbanking der Gewinn kam, will man sich zukünftig mehr auf den Mittelstand fokussieren." Die Strategie sei zwar nicht gerade neu, aber schlüssig, wenn man sich die derzeitige Lage an den Finanzmärkten ansehe. Ferner solle die Ertragslage durch weitere Kostenreduzierungen verbessert werden. Ob das die Anleger nachhaltig überzeugen werde, dürfte vorerst weiter fraglich sein. Die Commerzbank stehe in dieser Situation aber nicht alleine im Feld.
Einige Analysten rechnen angesichts der zu erwartenden Verluste aus dem Abbau von Risiken und der angekündigten Abwicklung von Gewerbeimmobilen- sowie Schiffsfinanzierung damit, dass die Bank ihre Aktionäre über kurz oder lang erneut um Unterstützung bittet. Das Unternehmen beteuerte nun, dass der Abbau wertschonend ablaufen solle. Bis 2016 will das Institut die Randbereiche um 40 Prozent abgebaut haben und dabei weitgehend auf Verkäufe verzichten. Die vergebenen Kredite sollen also einfach wie geplant auslaufen.
ANALYSTEN: ABWÄRTSTREND IM DRITTEN QUARTAL FORTGESETZT
Mit den Investitionen will die Commerzbank künftig im Kerngeschäft, zudem neben den Privatkunden auch der Mittelstandbereich, das Investmentbanking sowie das Osteuropageschäft zählen - eine Eigenkapitalrendite von mehr als 10 Prozent nach Steuern erreichen. Dabei will die Bank stets auf eine harten Kernkapitalquote nach den neuen Regeln (Basel III) von deutlich über 9 Prozent kommen. Die Kostenquote im Verhältnis zum Ertrag soll auf rund 60 Prozent sinken - in der ersten Jahreshälfte lag sie bei 68 Prozent, im Privatkundengeschäft sogar bei 90 Prozent.
Im dritten Quartal dieses Jahres dürfte sich der Abwärtstrend zunächst fortgesetzt haben. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg bis Dienstag befragten Analysten rechnen mit einem Überschuss von nur noch 143 Millionen Euro. In den beiden Vorquartalen hatte die Bank noch 369 Millionen beziehungsweise 275 Millionen verdient. Damals hatte das Management aber bereits angekündigt, dass sich die Geschäftsaussichten verschlechtern. Vor einem Jahr stand zwischen Juli und September unter dem Strich ein Verlust von 687 Millionen Euro, was vor allem an Abschreibungen von rund 800 Millionen Euro auf griechische Staatsanleihen lag./enl/he
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