IPOs 2021 07.02.2021 14:48:00

Robinhood, Coinbase, Roblox & Co: Auf die USA rollt 2021 eine IPO-Flut zu

Robinhood, Coinbase, Roblox & Co: Auf die USA rollt 2021 eine IPO-Flut zu

• Weltweites Emissionsvolumen kletterte 2020 auf 263 Milliarden US-Dollar
• Blankoscheck-Börsengänge erfreuen sich großer Beliebtheit
• IPO-Jahr 2021 könnte Rekorde brechen

Mit Emissionserlösen in Höhe von weit über 150 Milliarden US-Dollar konnte das IPO-Jahr 2020 in den USA sogar an die alten Rekordmarken der Dotcom-Ära anschließen. Grund dafür waren vor allem die Mega-Börsengänge von Airbnb, DoorDash, Palantir, Unity Software und Snowflake, welche sich allesamt in der zweiten Jahreshälfte ergaben. Snowflake gelang dabei sogar das bislang größte IPO einer Softwarefirma.

IPO-Rekordjahr trotz Pandemie

Laut einer Studie der Wirtschafts- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young wagten sich im Jahr 2020 weltweit insgesamt 1.322 Unternehmen an die Börse. Das weltweite Emissionsvolumen stieg somit trotz der grassierenden Corona-Pandemie auf rund 263 Milliarden US-Dollar.

"Auf den ersten Blick erscheint es widersinnig, dass in einem so schwierigen Jahr wie 2020 Börsengänge derartig boomen [, die] enorm hohe Liquidität, die im Markt ist und nach Anlagemöglichkeiten sucht [ist jedoch ein starker Treiber]", so die Einschätzung des EY-Marktexperten Martin Steinbach.

Laut Berechnungen der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers war das vergangene Jahr sogar das beste IPO-Jahr in den USA, in Bezug auf die Anzahl der Transaktion und Kapitalerhöhungen, seit den 1990er Jahren. So brachten es 183 traditionelle Börsengänge und 242 SPAC-Deals auf ein kumuliertes Emissionsvolumen von weit über 150 Milliarden US-Dollar. Die einzelnen Emissionen zeichneten sich dabei vor allem durch ihre jeweils sehr hohen Erlöse aus. So gelang es mehr als 20 Unternehmen am Kapitalmarkt mindestens eine Milliarde US-Dollar einzuspielen.

Blankoscheck-Börsengänge werden zum Trend

Mit insgesamt 242 SPAC-Börsengängen war das Jahr 2020 auch ein Rekordjahr für sogenannte Mantelfirmen. Eine SPAC (Special Purpose Acquisition Companie) ist eine Mantelgesellschaft, die erst frisches Geld am Kapitalmarkt einsammelt, um dann in ein anderes Unternehmen zu investieren, welches vor der Finanzierungsrunde noch nicht eindeutig detektiert ist.

"Die größten Kursgewinne winken dann, wenn ein Kaufobjekt gefunden wurde. Findet man innerhalb von 24 Monaten kein Unternehmen, dann wird die Spac zurückgegeben und die Einzahlung inklusive Zinsen zurückbezahlt", so Oliver Leipholz gegenüber dem Handelsblatt, Vorstand bei Deutsche Oppenheim Family Office.

"Dies ist das Jahr der SPACs", so auch die Einschätzung von David Ethridge, IPO-Chef von PwC, gegenüber MarketWatch in Bezug auf die hohe Anzahl an Blankoscheck-Börsengängen im Jahr 2020. Nach der Meinung von Ethridge erwiesen sich SPACs im vergangenen Jahr nämlich als "das perfekte Produkt" für die Lage an den Aktienmärkten.

Die Dynamik am IPO-Markt dürfte weiter anhalten

Gegenwärtig geht der IPO-Chef von PwC davon aus, dass im Jahr 2021 eine Vielzahl an Unternehmen an die Börse kommen könnte, die von Private Equity-Firmen unterstützt werden. Vor einem Jahr "sprachen die Leute darüber, wann wir eine Rezession sehen könnten, aber jetzt hören Sie kein Wort mehr darüber, denn die Leute sehen jetzt die Zinspolitik", so Ethridge. Aufgrund des derartigen Marktumfelds dürfte, nach der Einschätzung des Experten, die Dynamik am IPO-Markt also auch im Jahr 2021 anhalten. "Wenn Sie nicht glauben, dass es zu einer Rezession kommen wird, ist dies eine viel zugänglichere Prognose", so der Fachmann von PwC weiter.

Börsenanwärter möchte kein Geld auf dem Tisch lassen

"Aufgeschoben ist nicht aufgehoben" - so dürfte wohl das Motto der Computerspielplattform Roblox lauten. Das Tech-Unternehmen hat sich nämlich dazu entschieden seinen Börsengang, welcher eigentlich für Dezember 2020 geplant war, auf das Jahr 2021 zu verlegen. Hauptgrund hierfür waren die IPOs von Airbnb und DoorDash, die Probleme offenlegten, die der Börsenanwärter in diesem Jahr gerne vermeiden wollte.

Berichten zufolge prüft Roblox nun verschiedenen Emissionsoptionen, die es ermöglichen eine starke Nachfrage am Tag des IPO bestmöglich auszunutzen. Denn die Börsengänge von Airbnb und DoorDash zeigten deutlich, dass die zu erzielenden Emissionspreise aufgrund der hohen Nachfrage sehr viel höher hätten ausfallen können.

Mögliche Mega-IPOs im FinTech-Sektor

Während es das US-Technologieunternehmen Roblox gegenwärtig auf einen geschätzten Firmenwert in Höhe von knapp 30 Milliarden bringt, könnte der Wert es des Finanzdienstleistungsunternehmen Stripe im Jahresverlauf laut Insidern sogar auf 70 bis 100 Milliarden US-Dollar steigen.

Das Unternehmen bietet seinen Kunden, ähnlich wie PayPal, Produkte bzw. Dienstleistungen an, über die Rechnungen gestellt und Zahlungen empfangen werden können. Dabei haben gerade die Corona-Pandemie und das weltweit veränderte Konsumverhalten dazu beigetragen, dass das Angebot des Unternehmens von immer mehr Nutzern in Anspruch genommen wird. Dementsprechend dürfte sich der Wert des FinTech-Unternehmens, welches im Oktober 2020 noch mit 36 Milliarden US-Dollar bewertet wurde, laut Bloomberg nun schon mindestens verdoppelt haben.

Ob Stripe im Laufe des Jahres wirklich an die Börse kommt, ist gegenwärtig jedoch noch etwas ungewiss. Klar ist aber, dass der Stripe-Börsengang, sofern er tatsächlich stattfindet, einen Rekord aufstellen könnte.

Robinhood und Coinbase streben an die Börse

Der Zahlungsdienstleister Stripe ist jedoch nicht der einzige FinTech-Konzern, der derzeit die Vorteile eines Börsengangs auslotet. So steht der Onlinebroker Robinhood laut Reuters schon länger im engen Kontakt mit Goldman Sachs, um ein IPO vorzubereiten. Der Firmenwert des US-Brokers, dessen Trading-App vor allem bei jungen Erwachsenen das Interesse für die Börse geweckt hat, wurde im September 2020 auf 11,7 Milliarden US-Dollar kalkuliert.

Die starke Rally am Kryptomarkt bzw. das große Interesse der Anleger an diesem Marktsegment dürft ebenfalls dazu führen, dass auch die Kryptobörse Coinbase den Weg aufs Parkett gehen könnte.

"Angesichts der Tatsache, dass Unternehmen wie Robinhood und Coinbase durch die Rezession und die Pandemie Rückenwind erleben [ist deren Geschäftsmodel] viel überzeugenden", so die Annahme von Rohit Kulkarni, Aktienanalyst bei MKM-Partners.

Die IPO-Pipeline der Wall Street ist prall gefüllt

Das Online-Kreditunternehmen SoFi könnte im Jahr 2021 ebenfalls an die Börse gehen. SoFi ermöglicht Studenten die einfache Refinanzierung ihrer Studentenkredite und erreichte im Jahr 2019 einen Firmenwert in Höhe von 4,8 Milliarden US-Dollar. Die Abkürzung SoFi steht dabei für Social Finance.

Für weitere Euphorie unter den Investoren könnten die Börsengänge von Instacart und Bumble sorgen. Instacart könnte als Essenlieferdienst in die Fußstapfen von DoorDash treten.

Der Dating-App-Betreiber Bumble könnte unterdessen zu einem der größten Konkurrenten der Match Group aufsteigen. Laut Bloomberg hat das Unternehmen schon jetzt IPO-Unterlagen eingereicht, die einen Börsengang im Februar erwarten lassen.

Weitere potenzielle Börsenkandidaten für das laufende Jahr sind Tanium, UiPath, Udemy und Coursera. Während die Unternehmen Udemy und Coursera im Bereich der Bildungstechnologie aktiv sind, handelt es sich bei Tanium und UiPath um klassische Softwarefirmen. Laut Experten gehört Tanium, ein Unternehmen, welches Endpoint-Security-Softwarelösungen anbietet, sogar zu den spannendsten Software-Kandidaten des Jahres. Die Phantasie für UiPath, einem Hersteller von Automatisierungssoftware, ist aufgrund der relativ hohen Bewertung, die im Juli 2020 schon über zehn Milliarden US-Dollar betragen hat, hingegen schon etwas gedeckelt.

Angesicht der ununterbrochen guten Stimmung am IPO-Markt ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Marke von 2020, mit rund 150 Milliarden US-Dollar an Emissionsvolumen, im Jahr 2021 übertroffen werden kann. Denn der atemberaubende Börsengang der Kreditplattform Affirm hat schon gezeigt, dass das Interesse der Investoren an neuen Aktien auch in diesem Jahr riesig ist.

Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: Orawan Pattarawimonchai / Shutterstock.com,MaximP / Shutterstock.com

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