18.05.2016 14:02:37

Renten-Debatte: Demografieforscher Börsch-Supan beklagt Verlogenheit und Populismus

Berlin (ots) - 90 Prozent der Rentner werden künftig besser dastehen als die heutigen Rentner / Riester-Rente für Geringverdiener attraktiver machen

Berlin, 18. Mai 2016 - Die jüngste Renten-Debatte hält der Demografieforscher Axel Börsch-Supan für verlogen und populistisch. Gegenüber dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 6/2016, EVT 19. Mai) sagte Börsch-Supan: "Die derzeitige Debatte suggeriert ja, dass die Rentner relativ zu den anderen verarmen. Davon kann keine Rede sein." Statt ärmer würden auch die meisten Ruheständler wohlhabender, nur nicht ganz so stark wie der Rest der Bevölkerung. "90 Prozent der Rentner werden ab 2030 besser dastehen als heute. Um die anderen werden wir uns kümmern müssen. Deren Problem sind die unregelmäßigen Erwerbsverläufe", so der Forscher. Politiker, die aber zurzeit die "Angst vor Altersarmut schüren, handeln im hohen Maß verantwortungslos", kritisierte Börsch-Supan.

Bei der aktuellen Diskussion um das Rentenniveau von 43 Prozent gibt es laut Börsch-Supan ein großes Missverständnis: "Das Rentenniveau ist nicht die Kaufkraft, sondern eine relative Größe. Die Kaufkraft der Renten wird etwas weniger schnell steigen als die Kaufkraft der Löhne." Absolut gesehen werde die Kaufkraft der Renten in den nächsten zwei Dekaden im Schnitt um etwa ein Prozent steigen. Von Altersarmut bedroht sei nur ein kleiner Kreis, der sich allerdings in den nächsten 20 Jahren auf einen Anteil von fünf bis sechs Prozent der Rentner verdoppeln könnte.

In diesem Zusammenhang wies der Experte darauf hin, dass "die Riester-Rente keine Altersarmut verhindert". Wer das geglaubt habe, war naiv. Der Wissenschaftler, der vor zehn Jahren zu den engsten Beratern der Bundesregierung bei den Reformplänen der Rürup-Kommission zählte, forderte im 'Capital'-Interview Änderungen an der Riester-Rente für Einkommensschwache. Diese private Altersvorsorge solle nicht länger auf die Grundsicherung angerechnet werden. "Ich halte das für einen groben Konstruktionsfehler, der schnell behoben werden sollte," so Börsch-Supan.

OTS: Capital, G+J Wirtschaftsmedien newsroom: http://www.presseportal.de/nr/8185 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_8185.rss2

Pressekontakt: Timo Pache, Chefredaktion 'Capital', Tel. 030/220 74-5125, E-Mail: pache.timo@capital.de www.capital.de

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