04.06.2014 19:12:47

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WAZ: Die Sparer tragen die größte Last. Kommentar von Thomas Wels

Essen (ots) - Man könnte die harsche Kritik der Sparkassen,

Volksbanken und Lebensversicherer an der anstehenden Zinssenkung der

Europäischen Zentralbank als Heldenmut nach Ladenschluss geißeln.

Schließlich hätten die Verbände auch vor der Europawahl für die

Interessen der Sparer - und der eigenen - auf die Trommel hauen

können. So viel politische Neutralität haben sie dann doch bewiesen.

Denn natürlich stellen sie Europa und den Binnenmarkt nicht infrage.

Die Verbände argumentieren aus nationaler Sicht, das aber

stichhaltig. Keine Frage: Die Nullzinspolitik der Notenbank ist eine

schwere Bürde für deutsche Sparer. Ihre Bankguthaben nehmen

preisbereinigt ab, weil die Teuerung größer ist als die Zinsen. Je

länger diese Phase dauert, desto größer ist das Problem. Gerade für

Menschen, die sich vorgenommen haben, fürs Alter zu sparen. Wenn es

ganz schlecht läuft, kann es passieren, dass die Nullzins-Sparer

ausgerechnet zu einem Zeitpunkt in Rente gehen, in dem Zinsen und

Teuerung anziehen. Dann wird die Lücke in der Altersvorsorge noch von

steigenden Lebenshaltungskosten erweitert. Das sind keine angenehmen

Aussichten. Ganz abgesehen davon, dass auch der Deutschen liebste

Anlage, die Lebensversicherung, aufgrund der niedrigen Zinsen

zunehmend Schwierigkeiten bekommt: Die Unternehmen sind kaum mehr in

der Lage, die versprochenen Zinsen zu erwirtschaften. Und nun

beschließt die EZB heute vermutlich noch niedrigere Zinsen, 0,1

Prozent womöglich, und oben drauf eine Gebühr für Banken, die ihr

Geld lieber auf einem EZB-Konto liegen lassen statt es an Unternehmen

auszuleihen, damit die investieren. Die Pläne zielen auf den Euroraum

in Südeuropa und sind in Deutschland höchst umstritten: erstens, weil

keiner weiß, ob damit tatsächlich die Konjunktur im Süden

anzuschieben ist; zweitens der Negativzins für Banken ein Experiment

ist; drittens das Ganze der Lage in der größten Volkswirtschaft,

nämlich Deutschland, nicht gerecht wird. Diese Politik provoziert

geradezu die Frage, wie es sein kann, dass der deutsche

Notenbankpräsident gerade mal so viel Einfluss hat wie der

griechische, maltesische oder zyprische.

OTS: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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