11.04.2022 20:29:38
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Zu kurz gesprungen, Kommentar zum Rückzug des Telekomausrüsters
Ericsson aus Russland von Heidi Rohde
Frankfurt (ots) - In der Liste der effektiven Sanktionsmöglichkeiten gegen
Russland haben Kommunikationsinfrastruktur und -services bisher noch wenig
Beachtung gefunden. Zwar haben die Ukrainer beides erfolgreich genutzt, um die
Deutungshoheit über den Krieg im Internet zu erringen, aber die Kehrseite - der
mögliche Nutzen eines Embargos - blieb weitgehend außer Betracht. Gleichwohl hat
die Internet- und Kommunikationsbranche bereits reagiert, wenn auch nicht mit
letzter Konsequenz. Ein vorläufiger Liefer- und Verkaufsstopp für Geräte und
Netztechnik kam schnell. Apple beispielsweise setzte den Verkauf von iPhones
aus, Nokia die Lieferung von Netztechnik - vorerst.
Insofern verschärft der Schritt des schwedischen Telekomausrüsters Ericsson, der
nun ankündigt, sich endgültig aus Russland zu verabschieden, die Gangart.
Russische Telekomkonzerne müssen sich nun an chinesische Ausrüster wenden, um
ihre Netze auszubauen. Huawei, die aufgrund von Sicherheitsbedenken für die
kritische Infrastruktur im Westen durch Sanktionen stark behindert ist, wird
diese Chance schon aus unternehmerischen Gründen nutzen wollen. Dies zeigt
einmal mehr die Schattenseiten einer globalen Sanktionspolitik, bei der es
leicht geschehen kann, dass die vermeintliche Eindämmung eines Problems das
nächste hervorruft. Jedenfalls wird sich der Westen im Hinblick auf ein Embargo
von Kommunikationstechnik besonders schwertun, China in diesem Krieg auf seine
Seite zu ziehen.
Dabei könnte gerade diese Waffe in Russland eine geradezu lähmende Wirkung
entfalten, wenn auch andere Big Player sich zu einem radikalen Schritt wie
Ericsson entschließen könnten. Die Schweden tun sich mit ihrer Entscheidung
indes leicht. Russland und die Ukraine zusammen stehen für weniger als 2 Prozent
vom Konzernumsatz. Für Apple etwa ist der russische Markt nicht ganz so
leichtgewichtig. Der iPhone-Hersteller hat sich nicht ohne Grund dazu
entschieden, nur den Vertrieb von Neugeräten einzustellen. Der Service für die
Bestandskundenbasis und die Altgeräte bleibt bestehen. Auf diese Weise kann der
Konzern nach einem Ende des Krieges das Geschäft leichter wieder aufnehmen.
Außerdem schützt er den hochmargigen Teil der Erlöse. Letzteres gilt auch für
Google, Samsung und andere.
Damit sind die Unternehmen allerdings zu kurz gesprungen. Erst die Einstellung
von Services und Updates - das Rückgrat einer reibungslosen Kommunikation -
würde diese zu einer wirkungsvollen Sanktionswaffe machen.
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