10.05.2021 20:34:38
|
OTS: Börsen-Zeitung / Was vor Verteilung kommt, Kommentar von Angela Wefers ...
Was vor Verteilung kommt, Kommentar von Angela Wefers zu linken
Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl
Frankfurt (ots) - Mit der Kür der Linken-Spitzenkandidaten Janine Wissler und
Dietmar Bartsch arrondiert sich das Bewerberfeld für die Bundestagswahl im
Herbst. Co-Parteichefin und Co-Fraktionsvorsitzender sind im Wahlkampf die
Gesichter ihrer Partei, die immerhin die Option eines grün-rot-roten Bündnisses
ventiliert. Im Land Berlin regiert diese Farbkombination.
Bartsch steuert erklärtermaßen ein zweistelliges Wahlergebnis an. Mit einer
Verdoppelung ihrer Vorhersagewerte würde die Linke an die Umfragen der SPD von
um die 15 % heranreichen. Selbstbewusst bestätigten die Sozialdemokraten trotz
ihres wenig aussichtsreichen Ausgangsniveaus am Wochenende Olaf Scholz mit einem
fulminanten Ergebnis als Kanzlerkandidaten - und zugleich das Wahlprogramm der
SPD.
Die Linke kämpft für Beschäftigte in Niedriglohnbranchen, Steuern auf hohe
Einkommen und Vermögen, bessere gesetzliche Renten und will Kinderarmut
beseitigen. Es geht ihr dezidiert um "Umverteilung". Diesen Begriff meidet das
SPD-Programm, hebt aber auf eine "gerechte Verteilung" von Einkommen und
Vermögen als "Grundvoraussetzung für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft" ab.
Die "ungleiche Verteilung" hält die SPD nicht nur für "sozialpolitisch
bedenklich", sondern auch für "ökonomisch unvernünftig".
Die SPD sendet mit ihrem Wahlprogramm ein klares sozialpolitisches Signal, das
dennoch nicht ganz so stark in den Umverteilungsstaat weist wie bei der Linken.
Offen bleibt bei beiden, was vor der Verteilung kommt. Die enorm hohen
Steuereinnahmen und der Überfluss in den Sozialversicherungen in der Dekade vor
der Coronakrise sind nicht auf Umverteilung, sondern auf Wachstumsjahre und hohe
Beschäftigung zurückzuführen. Lohn-, Einkommen- und Unternehmenssteuern
sprudelten. Die gute Wirtschaftslage erlaubte den Bürgern auch mehr Konsum und
füllt die Staatskasse mit Mehrwertsteuer.
Vor dem Verteilen kommt das Verdienen. Wer die Einkommensteuer erhöht, die
Vermögensteuer wiederbelebt und den Mindestlohn deutlich nach oben schraubt,
trifft damit vor allem mittelständische Unternehmen in der hierzulande weit
verbreiteten Rechtsform der Personengesellschaft. Sollten betriebliche Werte von
der Vermögensteuer ausgenommen werden, schrumpft das Aufkommen zum Symbolwert.
Greift der Fiskus nach der Coronakrise stark zu, gräbt er der Wirtschaft das
Wasser ab. Die wirksame Finanzierung der Verteilung müssen Linke und SPD noch
erklären.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069-2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4911959
OTS: Börsen-Zeitung

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!