10.08.2022 19:14:38

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Nur eine Zahl von vielen, Kommentar zur US-Inflation von Peter De

Thier

Frankfurt (ots) - Völlig überraschend ist die Tatsache, dass die

US-Verbraucherpreise im Juli weniger stark gestiegen sind, als Ökonomen dies

vorausgesagt hatten, eigentlich nicht. Schließlich sind die USA eine Nation der

Autofahrer, die eine besondere Vorliebe für Sprit saufende Trucks und

Sportgeländewagen haben. Dort machen die Benzinpreise, die fast ausschließlich

für den leicht nachlassenden Preisdruck verantwortlich waren, einen

überproportional großen Teil des Gesamtindex aus.

Nun kommt bei Konsumenten zumindest die leise Hoffnung auf, dass der geringere

Inflationsdruck sich in den kommenden Monaten auch bei anderen Produktgruppen

bemerkbar machen wird. Die Gretchenfrage lautet aber, ob Jerome Powell und seine

Kollegen im Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed die Lage nach den aktuellsten

Daten ähnlich sehen, demnächst auf die Bremse treten und das Tempo, mit dem sie

die Zinsen erhöhen, drosseln werden.

In dieser Frage ist Powell nach der letzten Sitzung des FOMC transparent

gewesen. Ehe er daran denkt, eine noch so geringe Kursanpassung vorzunehmen,

will er sich nicht auf eine Statistik verlassen, sondern mehrere Monate Daten

sehen, die auf einen klaren Trend hindeuten. Gewiss scheint der jüngste CPI zu

signalisieren, dass der Höhepunkt der Inflation überschritten sein dürfte. Bis

die Währungshüter im September wieder zusammentreten, werden aber zahlreiche

weitere Indikatoren ein deutlicheres Bild zeichnen. Dazu zählen der

PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, die Einfuhrpreise und in

vier Wochen ein weiteres Mal der CPI-Index.

Es zählen aber keineswegs nur Daten, die Aufschluss über die Teuerung geben.

Powell und Co. werden auch Wachstumsindikatoren verstärkte Aufmerksamkeit

schenken. Schließlich steckt die US-Wirtschaft in der Wahrnehmung der meisten

Amerikaner schon in einer Rezession. Umso wichtiger wird daher sein, wie sich

der Privatkonsum entwickelt, der mehr als zwei Drittel der Wirtschaftsleistung

ausmacht. Darüber hinaus wird die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe, bei

Dienstleistern und in der Ausfuhrwirtschaft ins Gewicht fallen.

Der jüngste CPI ist so gesehen ein Hoffnungsschimmer, der mit Blick auf die

Inflation einen verhaltenen Optimismus rechtfertigen mag. Mehr aber auch nicht.

Unterdessen werden sich Experten weiter darüber streiten, ob der Leitzins

nächsten Monat um 50 oder 75 Basispunkte angehoben wird. Das aber werden bis zum

Nachmittag des 21. September wohl nicht einmal Powell und seine Kollegen wissen.

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