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10.12.2021 19:50:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Nur eine Rally-Pause / Kommentar zur Entwicklung des ...
Nur eine Rally-Pause / Kommentar zur Entwicklung des Aktienmarkts von
Christopher Kalbhenn.
Frankfurt/M. (ots) - Für den Dax schien ein schönes Jahresfinale vorgezeichnet.
Ein starkes Wachstum der Unternehmensgewinne, die Aussicht auf eine Überwindung
der Pandemie im kommenden Jahr und die niedrigen Zinsen beziehungsweise die
Alternativlosigkeit zu Dividendentiteln deuteten auf eine Fortsetzung des im
Oktober begonnenen Höhenflugs hin. Nicht zu vergessen die Saisonalität, also die
statistisch betrachtet überdurchschnittlich gute Entwicklung des Aktienmarktes
zum Jahresende.
Doch das Auftauchen der Omikron-Variante des Coronavirus hat dem Markt einen
Strich durch die Rechnung gemacht. Die Sorge, dass die hochansteckende Mutation,
gegen die die Impfstoffe weniger wirksam sind, zu umfassenden Lockdowns und
damit einem schweren ökonomischen Rückschlag führen könnte, ließ den Dax, der
Mitte November noch ein Rekordhoch von 16.290 Zählern erreicht hatte, um mehr
als 1000 Punkte absacken.
Auch wenn sich der Markt zuletzt deutlich erholt hat und es Anzeichen dafür
gibt, dass Omikron möglicherweise kaum schwere Krankheitsverläufe auslöst, ist
derzeit noch unklar, ob die vielzitierte Jahresendrally noch stattfinden wird
oder abgehakt werden muss. Noch liegen nicht genug Daten vor, um einigermaßen
fundierte Aussagen darüber machen zu können, wie schlimm Omikron ist. Es wird
dem Dax wahrscheinlich schwerfallen, noch in diesem Jahr einen weiteren
Höchststand zu erreichen, auch wenn dies trotz eines Abstands von rund 670
Punkten nicht ganz ausgeschlossen werden kann.
Kein schwarzer Schwan
Das ist letztlich aber auch nicht relevant. Entscheidend ist, dass das Umfeld
derzeit nach wie vor für Aktien spricht. Omikron ist - anders als der
schockierende Corona-Ausbruch im zurückliegenden Jahr - nicht der schwarze
Schwan, der den Aktienmarkt in die Baisse treiben kann. Omikron und die vierte,
von Delta getriebene Welle haben zwar zur Folge, dass sich die Überwindung der
Pandemie hinzieht. Sie ist aber nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Auf
angepasste Impfstoffe muss voraussichtlich nur vier bis fünf Monate gewartet
werden, während zwischen dem Corona-Crash vom März 2020 und den
Impfstofferfolgen von Biontech, Moderna & Co. rund acht Monate verstrichen.
Zudem schützen auch die bestehenden Impfstoffe bis zu einem gewissen Grad vor
schweren Krankheitsverläufen.
Aufgeschoben, aber nicht aufgehoben gilt auch für andere Belastungsfaktoren. Die
Verwerfungen in den weltweiten Lieferketten und Knappheiten wichtiger Güter wie
Halbleiter, Chemikalien und dergleichen werden sich auf Sicht ebenfalls legen.
Ein großer Teil der wirtschaftlichen Aktivität, die jetzt durch sie
verlorengeht, wird nachgeholt werden. Zwar ist auch die erhöhte Inflation
hartnäckiger als ursprünglich gedacht. Aber auch sie wird sich wieder
abschwächen, allein schon aufgrund von Basiseffekten, wie sie etwa in
Deutschland von der Wiedererhöhung der Mehrwertsteuer ausgehen, wahrscheinlich
aber auch nicht wieder auf das sehr niedrige Niveau der zurückliegenden Jahre
zurückfinden.
Wichtige Treiber intakt
Gleichzeitig sind wichtige Treiber des Aktienmarktes intakt. Zwar haben die
Zentralbanken die geldpolitische Wende eingeleitet, vor allem die Fed, die
bereits ihre Wertpapierkäufe zurückfährt. Aber sie werden dabei sehr behutsam
vorgehen. Eine erste Leitzinsanhebung der amerikanischen Notenbank wird es
voraussichtlich erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres geben, mit der
Möglichkeit, den ersten Zinsschritt hinauszuschieben; die Europäische
Zentralbank wird nicht vor 2023 an der Zinsschraube drehen. Somit bleibt die
Geldpolitik bis auf weiteres akkommodierend. Die Anleihezinsen werden unter
diesen Voraussetzungen allenfalls nur moderat anziehen und sich damit auch Ende
2022 noch auf einem im historischen Vergleich niedrigen Niveau befinden. Aktien
bleiben damit relativ attraktiv, zumal das anhaltende Wachstum der
Unternehmensgewinne Spielräume für Dividendenanhebungen schafft. Die Deka
prognostiziert, dass die Dividendenausschüttungen der Dax-Unternehmen von 2021
auf 2022 von 36,3 Mrd. Euro auf rekordhohe 46,5 Mrd. Euro steigen und damit
sogar ihren bisherigen Höchststand des Jahres 2019 um 7,1 Mrd. Euro übertreffen
werden.
Die Rally des Aktienmarktes ist nur unterbrochen, nicht beendet und der nächste
Rekord des Dax wahrscheinlich nur auf das nächste Jahr verschoben. Damit können
die Marktteilnehmer gut leben.
(Börsen-Zeitung, 11.12.2021)
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