07.02.2022 20:30:39
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OTS: Börsen-Zeitung / Greenwashing-Alarm, Kommentar zu den Klimazielen von ...
Greenwashing-Alarm, Kommentar zu den Klimazielen von Unternehmen von
Stefan Paravicini
Frankfurt (ots) - Keine Woche vergeht ohne Greenwashing-Alarm. War es in der
vergangenen Woche die Konkretisierung der EU-Taxonomie inklusive nachhaltiger
Atomenergie und Gaskraftwerke, die vor allem in Berlin für Missstimmung sorgte,
sind es in dieser Woche die Klimaziele von gut zwei Dutzend Konzernen, die sich
zwei Nichtregierungsorganisationen öffentlichkeitswirksam vor die Brust genommen
haben. Von den immer weiter um sich greifenden Greenwashing-Vorwürfen gegen die
Finanzindustrie, die mehr und mehr Produkte unter dem Dreigestirn ESG für
Umwelt, Soziales und Unternehmensführung feilbietet, ganz zu schweigen.
Das Fazit des ersten "Corporate Climate Responsibility Monitor", für den das New
Climate Institute und Carbon Market Watch Klimaversprechen von 25 Konzernen wie
"Netto-null-Emissionen" und "Klimaneutralität" mit den konkret definierten
Emissionsreduktionszielen verglichen haben, fällt ebenfalls ernüchternd aus. Die
Ziele der meisten untersuchten Unternehmen - darunter auch die Dax-Größen BMW,
Deutsche Post und Deutsche Telekom sowie Eon und Volkswagen - sind im
Durchschnitt gerade einmal für 40 Prozent Emissionsreduktion bis zur Mitte des
Jahrhunderts gut. Sie bleiben damit nicht nur hinter den eigenen Versprechen,
sondern auch hinter den Anforderungen des Klimaschutzes zurück, bemängeln die
NGOs.
Die Kritik ist an vielen Stellen berechtigt. Denn anspruchsvolle Klimaziele, die
weit in der Zukunft liegen, ohne dass der Pfad mit konkret definierten
Zwischenschritten zu mittelfristigen Emissionsreduktionszielen ausgestaltet ist,
reichen für die Transformation von Unternehmen nicht aus. Konzerne, die nur
Emissionen im unmittelbaren Einflussbereich der Unternehmen berücksichtigen, den
Rest der Wertschöpfungskette aber außer Acht lassen, führen Stakeholder in die
Irre, statt für Transparenz zu sorgen. Unternehmen, die Leerstellen der
Klimastrategie bloß mit Kompensationsmaßnahmen wie Aufforstungsprojekten
ausgleichen, schaffen temporäre CO2-Senken, aber keine nachhaltige Veränderung.
Wer jetzt den Greenwashing-Alarm auslöst, verkennt die Anstrengungen der
Industrie, auf Grundlage von Standards wie der Science Based Targets Initiative
Klimaziele zu definieren und Fortschritte zu dokumentieren. Solche Standards
verschafften den Unternehmen mehr Glaubwürdigkeit, als sie verdienten, monieren
die NGOs. Das sollte den Anstoß dazu geben, die Standards weiterzuentwickeln,
statt bloß den nächsten Alarm auszulösen.
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