14.02.2022 20:29:38
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Flucht aus dem Risiko, Kommentar zum Aktienmarkt von Christopher
Kalbhenn
Frankfurt (ots) - Die Furcht vor einer Eskalation des Ukraine-Konflikts hat die
Anleger zum Wochenauftakt in die Flucht gejagt: raus aus Risiko-Assets wie
Aktien und in sichere Anlageformen wie Staatsanleihen, Schweizer Franken und
Gold. Wie nervös die Stimmung an den Märkten ist, zeigt der Volatilitätsindex
VStoxx, der ein Indikator für Investorenangst ist und um bis zu 38 Prozent
anzog. Noch besteht zwar Hoffnung, dass der Worst Case, ein Krieg, vermieden
werden kann, nachdem sich Russlands Außenminister Sergej Lawrow für die
Fortsetzung der Gespräche zur Beilegung des Konflikts ausgesprochen hat. Doch
solange die Eskalation droht, bleibt den Investoren nichts anderes übrig, als
das Risiko zu begrenzen.
Zum Jahreswechsel waren Marktexperten der Meinung, dass der Aktienmarkt 2022
unter stärker werdenden Schwankungen weiter zulegen werde und Korrekturen
günstige Einstiegsgelegenheiten bringen würden, die getreu dem Motto "Buy the
dip" genutzt werden sollten. Mittlerweile haben sich jedoch grundlegende
Veränderungen eingestellt, die bis zu einer hoffentlich friedlichen Lösung des
Ukraine-Konflikts eine vorsichtige Einstellung nahelegen. Denn nach dem
geldpolitischen Schock, der angekündigten Beschleunigung des Ausstiegs der
Industrieländer-Notenbanken aus ihren außergewöhnlichen Stützungsmaßnahmen,
durch den die Anleiheverzinsungen deutlich gestiegen sind, droht den
Aktienmärkten nun der nächste Schlag.
Anleger sollten sich auch eines anderen Mottos besinnen: "Never catch a falling
knife." Denn kommt es zu einer Invasion in die Ukraine, wären die Konsequenzen
gravierend. Um nur einige zu nennen: Die Energiepreise würden deutlich weiter
anziehen, das Inflationsproblem würde sich dadurch zusätzlich verschärfen, die
Wirtschaft würde schweren Schaden nehmen und möglicherweise in eine Rezession
abgleiten. An den Aktienmärkten wäre ein heftiger Kurseinbruch die Folge.
Kompliziert wird die Situation der Marktteilnehmer dadurch, dass auch eine noch
defensivere Ausrichtung so ihre Risiken birgt. Denn dass eine kriegerische
Auseinandersetzung bevorsteht, ist alles andere als eine ausgemachte Sache - und
rein rational betrachtet spricht wenig für eine Entscheidung zur Invasion.
Gelingt eine Entspannung der Krise, würde das Pendel an den Aktienmärkten recht
schnell und heftig wieder in die andere Richtung ausschlagen. Eine ausgeprägt
defensive Positionierung wäre dann alles andere als vorteilhaft.
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