29.03.2016 20:49:41

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Börsen-Zeitung: Zwangsdiät, Kommentar zu Volkswagen von Peter Olsen

Frankfurt (ots) - Nichts Genaues weiß man nicht. Aber dass bei

Volkswagen die Dividendenzahlung für 2015 fraglich ist, kann im

Grunde niemanden vom Hocker hauen. Wer noch immer nicht weiß, was der

Dieselabgas-Skandal in den USA und die Nachbesserung von 11 Millionen

Diesel-Pkw in Europa samt Strafen kosten werden, der tut sich

natürlich auch mit der Aufstellung einer Jahresrechnung schwer.

Selbst wenn es bei dem Wolfsburger Konzern im vergangenen Jahr

operativ im Ergebnis gut gelaufen ist und die schönen Töchter Audi

und Porsche auch wieder hohe Gewinne eingefahren haben, für die

VW-Aktionäre kann das Jahr 2015 zur Nullnummer werden, wenn sie bei

der Dividende auf Zwangsdiät gesetzt werden. Gestern reichten schon

Spekulationen auf einen - naheliegenden - Dividendenausfall aus, dass

Volkswagen unter den Dax-Industriewerten mit einem Tagesverlust von

1,6% die rote Laterne trug.

Dabei stellt sich die Dividendenfrage ja nicht erst in diesen

Tagen. Kann ein Konzern, der sich bei internationalen Banken rund 20

Mrd. Euro Kreditlinien einholen muss, um trotz üppiger Liquidität von

fast 28 Mrd. Euro zu jeder Zeit seine weltweiten Geschäfte

finanzieren zu können, der seine Belegschaft zu weitgehendem Verzicht

auf liebgewonnene (und üppige) Bonuszahlungen zwingen muss, es sich

tatsächlich erlauben, eine Ausschüttung vorzunehmen? Bislang hat

Volkswagen gerade einmal 6,7 Mrd. Euro für technische

Rückrufmaßnahmen zurückgestellt. Und es darf davon ausgegangen

werden, dass man in Wolfsburg bei hinreichender Klarheit gerne den

Großteil der aus "Dieselgate" zu stemmenden Belastungen in den

Abschluss 2015 hineingepackt hätte. In diesem Fall wäre für jedermann

ein Dividendenausfall nachvollziehbar, weil zugleich signalisiert

würde, das Schlimmste ist überstanden, nun geht es wieder voran, die

nächste Dividende kommt bestimmt.

Allein, die - entscheidende - Einigung mit den US-Behörden steht

weiterhin aus. Der für die Sammelklage zuständige kalifornische

Richter Charles Breyer hat VW noch eine Galgenfrist von vier Wochen

eingeräumt, erst dann dürfte sich der Nebel heben und sich das

wahrscheinliche Ausmaß der Belastungen zeigen.

Unabhängig davon bleibt die Frage, ob Volkswagen und ihre

Stammkapital-Großaktionäre - Porsche, Piëch, Niedersachsen, Katar -

nicht ein Zeichen setzen und zugunsten der im Streubesitz

befindlichen Vorzugsaktien auf eine Dividende verzichten sollten. Mit

einer Ausschüttungsquote von einem Fünftel hat sich VW den Aktionären

gegenüber auch für das Superjahr 2014 nicht gerade großzügig gezeigt.

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