18.09.2018 20:31:40

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Börsen-Zeitung: Wer hat den längeren Atem?, Kommentar zum

Handelsstreit zwischen den USA und China von Norbert Hellmann

Frankfurt (ots) - Es kam, wie es wohl kommen musste. Im epochalen

Handelsstreit zwischen den beiden weltweit größten

Wirtschaftsnationen legen die USA mit Zöllen auf chinesische Waren im

Wert von 200 Mrd. Dollar die Latte ein gewaltiges Stück höher.

US-Präsident Donald Trump hat in seiner mittlerweile schon

berechenbaren "Unberechenbarkeit" den gleichen Trick wie im Juni

angewendet: Es werden zunächst neue Handelsgesprächsrunden in

Aussicht gestellt, aber bevor diese Wirkung zeigen können, treten

neue Zölle in Kraft, um den Druck zu erhöhen. China hat damit wenig

Gelegenheit, auf eine sinnvolle Kompromisslösung hinzuarbeiten. Denn

auch jetzt lautet die Drohung aus Washington, dass chinesische

Gegenmaßnahmen die nächste US-Zolllawine folgen lassen. Dabei stehen

weitere 267 Mrd. Dollar im Raum.

Peking hat es nicht so mit der psychologischen Kriegsführung und

gibt sich berechenbar. Die neuen Zölle werden zeitgleich mit

Gegentarifen beantwortet, die allerdings maßvoller ausfallen - allein

schon deshalb, weil es gar nicht genügend US-Exporte nach China gibt,

um exakt gleichziehen zu können. Der guten internationalen

Freihandelsordnung halber wird erneut die Welthandelsorganisation WTO

eingeschaltet, auch wenn dieser Weg nicht sonderlich vielversprechend

ist. Darüber hinaus signalisiert man Washington weiterhin

Verhandlungsbereitschaft, um den Konflikt über die Dialogschiene zu

regeln, auch wenn entsprechende Hoffnungen immer weiter verfliegen.

So oder so kann China nicht darauf zählen, dass irgendwelche

Konzessionen, die nach US-Vorstellungen auf eine weitgehende Abkehr

vom staatsgelenkten Wirtschaftsmodell hinauslaufen, Trump tatsächlich

dazu bewegen werden, Zölle wieder zurückzunehmen. Dies könnte wohl

erst dann geschehen, wenn die US-Wirtschaft und auch die Wall Street

vom Handelsstreit ernsthaft getroffen werden und sich verschärfter

Unmut gegen Trump richtet.

China muss bei einer Vollanwendung von Strafzöllen mit Abstrichen

beim Wirtschaftswachstum von 0,3 bis 0,7 Prozentpunkten rechnen.

Allerdings erlaubt das staatsgelenkte Wirtschaftsmodell mit gezielten

Impulsen die Einbußen an der Außenhandelsfront wieder zu

kompensieren. Das verschafft einen langen Atem. Chinas Aktienmarkt

liegt unter dem Eindruck des Handelsstreits bereits am Boden, an der

Wall Street hingegen gibt es eine beträchtliche Fallhöhe. So steht

ein längerer Grabenkrieg an, bei dem die USA möglicherweise mehr zu

verlieren haben.

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