11.08.2015 20:52:39

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Börsen-Zeitung: Wechselkursakrobatik, Kommentar zu China von Norbert

Hellmann

Frankfurt (ots) - Chinas Zentralbank versucht sich an einem

kleinen Kunststück. Mit einem urplötzlichen Abwertungsschritt für den

chinesischen Yuan wird eine subtile Liberalisierung des

Wechselkursregimes veranlasst, die der chinesischen Reformagenda gut

zu Gesicht steht. Peking hatte kürzlich angedeutet, dass eine größere

marktorientierte und auf Flexibilisierung hinzielende

Wechselkursreform für den mit täglichen Referenzkursen eng zum Dollar

geführten Yuan bevorsteht. Daran haben sich Erwartungen an eine

weitere Lockerung des Wechselkursbandes zum Dollar geknüpft, eine

Abwertung aber hatte sicherlich niemand auf der Rechnung.

Nun aber hat die Zentralbank den zuvor stabil gehaltenen

Referenzkurs des Yuan zum Dollar um 1,9% geschwächt und dabei an den

aktuellen Marktkurs angepasst. Die Zentralbank betont, dass sie beim

offiziellen täglichen Fixing stärker auf den im Markt gebildeten Kurs

sowie Angebot und Nachfrage im Devisenmarkt Rücksicht nehmen wird.

Angesichts der schwächlichen Konjunkturperformance im Reich der Mitte

wird der Yuan im Markt tiefer gesehen, doch hat die Zentralbank

bislang darauf keine Rücksicht genommen. Die Priorität lag darin, den

Yuan auf Augenhöhe mit dem immer stärker aufwertenden Dollar zu

lassen, weil man dies als das geeignete Rezept ansah, den Yuan als

internationale Reservewährung zu etablieren, die Aufnahme in den

Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF) findet.

Der IWF hat aber kürzlich moniert, dass der Yuan über das

bisherige Lenkungssystem noch zu wenig marktgesteuert und flexibel

ist, um seinen Reservewährungskriterien zu genügen. Aus der Not will

man nun eine Tugend machen. Mit dem "marktorientierten"

Abwertungsschritt schwenkt Peking auf eine Linie um, die besser

geeignet ist, konjunkturellen Herausforderungen gerecht zu werden.

Zuletzt alarmierten ein Einbruch der Exporte und eine immer heftigere

Deflation der Erzeugerpreise.

An beiden Fronten kann nun möglicherweise etwas Entlastung

geschaffen werden, ohne die Chancen auf eine Aufnahme in den IWF-Korb

und den von Peking so begehrten Reservewährungsstatus zu

kompromittieren. Die Preisfrage ist allerdings, ob die chinesische

Zentralbank in den kommenden Tagen den Yuan-Referenzkurs weiter an

den Markttrend anpasst und eine immer heftigere Abwertung provoziert.

Dies dürfte kaum der Fall sein, denn man will keinen

destabilisierenden Währungsabsturz generieren und sich der Gefahr

dramatischer Kapitalabflüsse aussetzen.

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