14.01.2019 20:36:41

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Börsen-Zeitung: Unter Zugzwang, Kommentar zu China von Norbert

Hellmann

Frankfurt (ots) - Das Jahr 2019 hat sich für China in den ersten

zwei Januar-Wochen noch ganz gut angelassen. Im Handelsstreit mit den

USA gibt es Verständigungsfortschritte auf dem Weg zu einer

Handelsvereinbarung, an den Aktienmärkten hat man sich etwas

freigeschwommen und der chinesische Yuan hat eine kräftige Aufwertung

zum Dollar hingelegt. Nun allerdings kommt die erste kalte Dusche in

Form von grottenschlechten Außenhandelszahlen.

Die chinesischen Exporte wie auch Importe sind entgegen den

Erwartungen im Dezember nicht weiter moderat angestiegen, sondern

deutlich geschrumpft. Der Handelsstreit mit den USA schlägt mit

einiger Verzögerung nun doch kräftig durch, aus der Importentwicklung

lässt sich zudem eine schwächelnde Binnennachfrage herauslesen. Nun

sind monatliche Handelsdaten zwar eine volatile Angelegenheit, in die

man nicht allzu viel hinein interpretieren darf, aber ein

Stimmungsknick ist nun dennoch programmiert.

Bislang war es so, dass Vorzieheffekte den Blick auf die

tatsächliche Belastung der gegenseitig verhängten Strafzölle ein

wenig verstellt haben. Mittlerweile aber schlagen

Anpassungsreaktionen bei Handels- und Industriebetrieben und

Störungen von globalen Lieferketten immer sichtbarer durch und sind

geeignet, Chinas Wirtschaftsplanern Kopfzerbrechen zu bereiten.

Die Zuversicht, dass es gelingen kann, den wegen der

Strafzollsystematik unvermeidlichen Rückgang des Warenaustauschs mit

den USA über den Handel mit anderen Regionen und dabei insbesondere

im Asien-Pazifik-Raum zu kompensieren, schwindet allmählich. Vielmehr

sieht man, dass die sich abzeichnende weltweite Konjunkturabkühlung

in einer Art und Weise auf die globale Nachfrage abfärbt, die China

auch auf indirektem Wege heftig zusetzen kann.

Mit dem Zusammenspiel eines abbremsenden globalen Wachstums und

den aus dem Handelsstreit herrührenden Unsicherheiten für Chinas

Industrie und Konsumwirtschaft wird Peking weiter in die Enge

getrieben. Kommende Woche werden die Wirtschaftsdaten für Dezember

und die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im Fokus stehen und

aller Voraussicht nach die nächste Ernüchterung bringen und einen

Nervositätsschub an den Märkten provozieren. Man steht nun erst recht

unter Zugzwang, die laufenden Verhandlungen mit Washington zu einem

positiven Abschluss zu bringen. Möglichst wenige Zugeständnisse an

die US-Seite zu machen, wird damit zu einer gefährlichen Option.

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