27.03.2015 20:06:39

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Börsen-Zeitung: Noch länger niedrig, ein Marktkommentar zu den

Zinsperspektiven von Kai Johannsen

Frankfurt (ots) - An den europäischen Rentenmärkten entfaltet

derzeit das voluminöse Anleihekaufprogramm der Europäischen

Zentralbank (EZB) seine Wirkung. Monat für Monat erwerben die

europäischen Währungshüter nun für 60 Mrd. Euro Anleihen. Das treibt

die Kurse herauf und die Renditen herunter. Bei den zehnjährigen

Bundesanleihen ist die Rendite nun schon bis auf das vorläufige Tief

von 0,168% gefallen. Da die EZB gerade erst mit ihren Käufen begonnen

hat, sind die Marktteilnehmer gut beraten, sich nicht allzu schnell

auf eine Trendwende am Markt einzustellen. Die zehnjährige

Bundrendite sollte sich noch weiter in Richtung Nulllinie bewegen.

Und negative Renditen in diesem langen Laufzeitenbereich werden damit

immer realistischer. Eine Entwicklung auf Niveaus, die vor wenigen

Monaten von den meisten Marktteilnehmern praktisch ausgeschlossen

wurden.

Auch in der Peripherie geht es mit den Sätzen nach unten. Das

kommt den Staaten auf der Verschuldungsseite verständlicherweise

entgegen. Sie können das Fremdkapital zu immer günstigeren

Konditionen einbuchen. Das sieht man im Falle von Italien und

Spanien.

Insbesondere die Spanier nutzen diese Entwicklung für sich aus und

wollen das auch weiterhin tun. In der gerade abgelaufenen Woche sind

sie mit einer inflationsgeschützten Anleihe (sogenannter Linker) mit

einer Laufzeit von 15 Jahren am Markt vorstellig geworden. Von

Platzierungsschwierigkeiten war mit einem Ordervolumen von knapp 7

Mrd. Euro weit und breit nichts zu sehen. Und man sollte sich bei den

Bondversteigerungen in der Peripherie der Eurozone auch nicht darauf

einstellen, dass es dort zu Absatzproblemen kommt. Schließlich wissen

die Anleger ja, wo sie das Material jederzeit wieder loswerden

können, und das aller Voraussicht nach auch nicht zu unter den

Kaufkursen liegenden Notierungen.

Geopolitische Risiken

Auffällig ist, wie robust der Markt angesichts des Kaufprogramms

ist. Selbst gute bzw. aus Sicht der Märkte sehr gute

Konjunktursignale treten praktisch in den Markthintergrund. Das war

beispielsweise in der abgelaufenen Woche beim GfK-Konsumklima zu

beobachten. Das Barometer kletterte stärker als erwartet und

erreichte den höchsten Stand seit mehr als 13 Jahren. Das wäre allein

ein Grund zum Jubel gewesen. Die Daten wurden aber schnell in den

Markthintergrund gedrängt, und zwar von einem Faktor, der nun wieder

stärker ins Bewusstsein der Marktakteure geraten könnte: die

geopolitischen Krisenherde.

Der Militärschlag Saudi-Arabiens gegen das kleine Nachbarland

Jemen sorgte an den Ölmärkten für deutliche Kursanstiege. Am Markt

keimten Sorgen auf, dass es nun zu breiter angelegten Konflikten mit

entsprechendem Militäreinsatz kommen könnte. Das hätte im

Wesentlichen zwei Folgen. Zum einen müssten höhere Preise auf dem

Ölmarkt befürchtet werden, zum anderen würden die Anleger Sicherheit

aufgrund des Faktors Geopolitik wieder höher gewichten und damit in

sichere Staatsanleihen gehen.

Weiterer Abwärtsschub

Der Ukraine-Konflikt lehrt dabei eines: Anleger gehen in dieser

Situation nicht nur in die Bundesanleihen oder etwa die sogenannten

Second Tiers wie etwa französische oder belgische Staatsanleihen, die

noch einen geringen Rendite-Pick-up gegenüber den Bundesanleihen

abwerfen, sondern der gesamte Raum der Eurozonen-Staatsanleihen wird

dann als sicherer Hafen angesehen und damit auch angesteuert. Das

bedeutet: Das die Renditen nach unten drückende EZB-Kaufprogramm

könnte zusätzlich durch den geopolitischen Faktor befeuert werden.

Die Renditen bekämen damit nochmals Schub nach unten.

Aber nicht nur in der Eurozone, sondern auch in den USA stellen

sich die Marktakteure immer mehr darauf ein, dass die Renditen der

Anleihen noch für längere Zeit als bislang angenommen niedrig bleiben

werden und womöglich auch der Zinsschritt der US-Notenbank Fed später

kommt als bisher erwartet. Das war bei der Vorlage der

US-Inflationsdaten zu sehen. Sie wiesen für Februar das erste Plus

seit Oktober vorigen Jahres aus, was die Erwartungen eines näher

rückenden Zinsschrittes eigentlich hätte festigen müssen. Dem war

aber nicht so. Am Markt wurde argumentiert, dass sich viele Akteure

derzeit darauf einstellen, dass die Inflation in der nächsten Zeit

weiterhin auf einem niedrigen Niveau liegen wird und die Fed deshalb

wohl auch eher später als früher die Zinswende einleiten wird.

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