06.01.2016 20:06:39
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Börsen-Zeitung: Lehrreiches Déjà-vu, Kommentar zu den chinesischen
Finanzmärkten von Norbert Hellmann
Frankfurt (ots) - Die globalen Finanzmärkte machen gerade ein
Déjà-vu zu China-Sorgen durch, und zwar im Zeitraffer: Im vergangenen
Jahr erwies sich erst der chinesische Aktienmarktcrash vom Juni als
globaler Schocker; zwei Monate später im August ließ eine Reform des
Wechselkursmechanismus, aus der eine kräftige Abwertung des Yuan
resultierte, die Devisenmärkte erzittern.
Zum Jahresauftakt 2016 erlebt man mit nur zwei Tagen Abstand einen
scharfen Börseneinbruch gefolgt von einer recht deutlichen
Abschwächung des Yuan gegenüber dem Dollar. Erneut macht sich an
westlichen Märkten dezidierte Panikstimmung breit. Dabei zeigen die
Lehren aus dem Vorjahr, dass dafür kein Anlass besteht.
Chinas umtriebiger Aktienmarkt ist so wenig mit der heimischen
Konjunkturperformance korreliert und der Boom and Bust an Chinas
Börsen färbt so wenig auf die Konjunktur ab, dass auf westlichen
Märkten für Angstschübe sorgende Querverbindungen zwischen Börsen-
und Konjunkturverfassung im Reich der Mitte im neuen Jahr genauso
wenig Sinn ergeben wie im alten. Abgesehen davon befindet man sich in
einem seltsamen Zwiespalt, weil einerseits von internationalen
Fondsmanagern Forderungen laut werden, dass der Staat
marktverzerrende Eingriffe und Stützungskampagnen für Chinas Börsen
unterlassen sollte, andererseits aber panische Angst vor einem freien
Fall an Chinas Aktienmarkt und seinen etwaigen globalen
Ansteckungswirkungen herrscht.
Auch Chinas Währungspolitik sorgt für kognitive Dissonanzen. Im
August hat man sich schwergetan, eine etwas unnötig ruckartige
Anpassung des Wechselkurssystems hin zu einer stärker
marktgetriebenen Bildung des Yuan-Dollar-Kurses nicht als
wettbewerbsmotivierte Abwertung verzweifelter Wirtschaftsplaner,
sondern als Vorbereitung für die Aufnahme in den Devisenkorb des
Internationalen Währungsfonds (IWF) zu verstehen. Die gestrige
Schwächung des Yuan sollte man ebenfalls nicht als Offenbarungseid in
Sachen Exportförderung und Konjunkturmisere verstehen.
Eher handelt es sich um eine erneut unnötig ruckartige Anpassung,
mit der die Notenbank deutlich macht, dass sie nicht unbegrenzte
Interventionsopfer zu bringen bereit ist, um eine eindeutig
marktgetriebene Abwertung des Yuan gegenüber dem allseits
erstarkenden Dollar zu verhindern. Dies passt auch insofern zu den
Zeichen der Zeit, als der Yuan auf dem Weg zur globalen
Reservewährung flexibler werden muss und sich damit zwangsläufig vom
Dollar abkoppelt.
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