18.07.2018 19:59:41

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Börsen-Zeitung: Klare Kante / Kommentar zur Geldbuße für Google von

Andreas Heitker

Frankfurt (ots) - Um es gleich vorneweg klarzustellen: Die

Entscheidung der EU-Kommission, Google mit einer bislang nie

dagewesenen Geldbuße zu überziehen, hat nichts damit zu tun, dass

Europas oberste Wettbewerbshüterin Margrethe Vestager etwas gegen die

USA hätte, wie deren Präsident Donald Trump kürzlich behauptete. Es

geht auch nicht um Rache für Entscheidungen von US-Behörden gegen

europäische Konzerne, um einen protektionistischen Schutz der

EU-Wirtschaft oder den Aufbau von Verhandlungsmasse im Handelsstreit

mit Washington. Es geht vielmehr ganz schlicht darum, dass in Europa

Regeln für alle Unternehmen gleichermaßen gelten - egal, woher sie

kommen und wie mächtig sie sind. Und es zeigt, dass die EU-Kommission

zumindest im Bereich der Wettbewerbspolitik gewillt ist, klare Kante

zu zeigen, um das Recht auch durchzusetzen.

Die Brüsseler Entscheidung wird Google treffen. Vielleicht nicht

so sehr wegen der gut 4 Mrd. Euro, die zu berappen sind, sondern

eher, weil die EU in das bislang recht erfolgreiche Geschäftsmodell

des Konzerns eingreift. Google hatte nach Erkenntnissen der

EU-Kommission bereits sehr früh verstanden, was der Übergang von

Desktop-PCs zu mobilen Internetdiensten für einen Wandel mit sich

bringt, und daher bereits Mitte der 2000er Jahre seine Strategie

entsprechend angepasst. Die Folge sieht man heute: Bei Smartphones

beherrscht der Konzern die Internetsuche, die lizenzpflichtigen

Betriebssysteme und die Android-App-Stores mit Marktanteilen von zum

Teil über 95%. Wettbewerb findet hier nicht mehr statt.

Die Macht von vorinstallierten Apps auf mobilen Geräten, die

Google nutzt, sollte nicht unterschätzt werden. Untersuchungen haben

zum Beispiel gezeigt, dass 2016 mehr als 95% aller Internetrecherchen

auf Android-Geräten, bei denen die Google-Suche und der

Chrome-Browser vorinstalliert waren, auch über die Google-Suche

liefen. Auf Geräten von Windows Mobile, auf denen diese Apps nicht

vorinstalliert waren, wurde dagegen nur in weniger als 25% der

Suchanfragen auf Google zurückgegriffen.

Die Brüsseler Entscheidung öffnet nun den Markt wieder ein Stück

weit, wovon viele kleine Firmen, Tüftler und App-Entwickler

profitieren werden. Und auch wenn Google mit ihrer Suchmaschine,

ihrem Browser, Betriebssystem und anderen Diensten wie der

Videoplattform Youtube weiter an den Schaltstellen sitzt - die

EU-Verbraucher werden künftig hoffentlich ein wenig mehr Auswahl

haben.

(Börsen-Zeitung, 19.07.2018)

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