12.10.2017 20:56:40

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Börsen-Zeitung: Im Landeanflug, Kommentar zur Lufthansa von Heidi

Rohde

Frankfurt (ots) - Die Zerschlagung von Air Berlin ist perfekt und

Lufthansa der große Gewinner. Konzernchef Carsten Spohr hatte

geduldig auf jenen Tag Mitte August gewartet, an dem Etihad bei Air

Berlin den Stecker zog und die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft

Insolvenz anmelden musste. Aller teuren Altlasten wie Schulden,

Personal und Leasingverträgen enthoben übernimmt Lufthansa ein

maßgeschneidertes Paket an Fliegern und Routen. Über den Zuschnitt

hat der Konzern schon vor der Vertragsunterzeichnung mit den

zuständigen Wettbewerbshütern in Brüssel gesprochen und Auflagen

einkalkuliert.

Dennoch bleiben einige nicht unwesentliche Teile des Geschehens,

die Lufthansa nur schwerlich kalkulieren kann. So ist nicht zuletzt

von Bedeutung, was mit dem Rest von Air Berlin passiert, den die

Kranichlinie aus kartellrechtlichen Gründen nicht übernehmen kann.

Ebenso wie das Air-Berlin-Management hatte Spohr auf den "Partner"

Easyjet gesetzt, mit dem neben Lufthansa als einzigem seit rund drei

Wochen exklusive Verhandlungen geführt wurden. Sowohl was die

Sondierungsgespräche in Brüssel angeht als auch beim Kaufpreis und

den Folgekosten von rund 300 Mill. Euro dürfte der Konzern

unterstellt haben, dass auch mit Easyjet ein Abschluss erzielt wird.

Die Briten sind jener Wettbewerber, der für Lufthansa als berechenbar

gilt, mit dem sie glaubt, am besten auf Augenhöhe konkurrieren zu

können.

Doch Easyjet droht im Landeanflug abzudrehen und hat dem Vernehmen

nach ihr Gebot gesenkt. Air Berlin verhandelt mit Hochdruck weiter

und will - oder muss - nun auch erneut die Thomas-Cook-Tochter Condor

als Interessentin in Betracht ziehen. Dabei drohen dem

Insolvenzverwalter nicht nur erhebliche Einbußen gegenüber seinem

bisherigen Szenario, sondern auch die Gefahr, dass Air Berlin das

Geld ausgeht. Im Wettlauf gegen die Zeit wird seine Position täglich

schwächer. Das weiß auch Easyjet, die sowohl den Preis drücken als

auch lukrative Landerechte sichern will.

Falls Easyjet zu hoch pokert oder sich tatsächlich zum Rückzug

entschließt, droht der Lufthansa doch noch unliebsame Konkurrenz im

Heimatmarkt, wenn etwa Ryanair bei der Neuvergabe der Landerechte gut

zum Zuge käme. Neben all diesen Unwägbarkeiten kann die Lufthansa

überdies nicht sicher sein, dass die Air-Berlin-Piloten in Anbetracht

von Gehaltsabschlägen bis zu 40% bei ihr Schlange stehen werden.

Falls nicht könnte auch ihr Wachstumskurs von Personalmangel gebremst

werden. Es ist daher nicht auszuschließen, dass es im Anflug auf die

Landebahn noch ein paar Turbulenzen gibt.

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