14.04.2015 20:51:40

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Börsen-Zeitung: Frankenstein lässt grüßen, Kommentar zu

Nokia/Alcatel-Lucent von Andreas Hippin

Frankfurt (ots) - Kein Tag vergeht, ohne dass eine neue

Großübernahme angekündigt wird. Längst hat das Fusionsfieber auch die

Technologiebranche erreicht. Der Chiphersteller NXP schluckte den

Rivalen Freescale, Hewlett-Packard kaufte sich Aruba Networks. Nun

räumten Nokia und Alcatel-Lucent ein, über einen Zusammenschluss zu

verhandeln. Allerdings könnte die Übernahme des französischen

Technologiekonzerns, der vor rund einem Jahrzehnt aus der Fusion von

Alcatel und Lucent Technologies entstand, am Preis scheitern - wie

zuletzt Gespräche zwischen Intel und dem kleineren

US-Halbleiterproduzenten Altera.

Es ist nicht das erste Mal, dass das finnische Unternehmen, das

einst der größte Handyproduzent der Welt war, mit der

CAC-40-Gesellschaft verhandelt. Vor zwei Jahren war es den Finnen

vermutlich zu teuer, bei einem Kauf auch die Kosten des von Michel

Combes angeleierten Konzernumbaus zu übernehmen. Den Herauskauf von

Siemens aus dem Joint Venture NSN Networks vor zwei Jahren hat man in

Helsinki bis heute nicht verdaut. Entsprechend groß dürfte die

Zurückhaltung bei der Höhe des Angebots sein - mögen die beteiligten

Investmentbanker angesichts des Traumpaars auch noch so sehr ins

Schwärmen geraten.

Die Gefahr ist groß, dass aus all den Komponenten eine Firma

zusammengeschustert würde, an der lediglich Viktor Frankenstein seine

Freude hätte. Für die Führung von Alcatel-Lucent wäre es vermutlich

interessanter, Nokia lediglich die schwächelnde Mobilfunksparte zu

überlassen, um sich ganz auf Wachstumsfelder wie die flexible

Netzwerktechnologie SDN (Software Defined Networking) konzentrieren

zu können. Die Wende ist für sie geschafft, allein das Altgeschäft

belastet noch. Eine Komplettübernahme dürfte also nicht billig

werden. Alcatel-Lucent verfügt über ein Portfolio von mehr als 30000

Patenten und hat 15000 weitere beantragt. Zudem sind beachtliche

Verlustvorträge aufgelaufen.

Sollte es dennoch zu einer Einigung kommen, könnten die beiden

Firmen die Rivalen Ericsson und Huawei hinter sich lassen und zum

Branchenprimus aufsteigen. Die französische Regierung wäre in diesem

Fall gut beraten, Nokia keine Steine in den Weg zu legen. Der Nutzen

von Megamergers für Aktionäre mag zweifelhaft sein. Der Sicherheit

der Daten von Telekomkunden wäre es jedoch förderlich, wenn ein

starker europäischer Wettbewerber den chinesischen Billiganbietern

Huawei und ZTE Paroli bieten könnte. Schließlich geht es um kritische

Infrastruktur.

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