30.10.2014 20:50:47
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Börsen-Zeitung: Dreckige Pläne, Kommentar zu Vattenfall von Ulli
Gericke
Frankfurt (ots) - Großaktionäre haben immer recht. Wenn schon Carl
Icahn mit seinen überschaubaren 0,9% Aktienanteilen Apple-Chef Tim
Cook zwingen kann, den geforderten Aktienrückkauf auszuweiten, welche
Durchsetzungskraft hat dann ein 100%-Eigner! Wie etwa der schwedische
Staat beim heimischen Erzeuger Vattenfall. Wenn dann nach der
Reichstagswahl eine neue Regierung an die Macht kommt, will diese
natürlich auch ihren nicht unwichtigen Staatsbetrieb auf Linie
bringen. Das war bei der abgewählten bürgerlichen Koalition nicht
anders als bei der neuen rot-grünen Minderheitsregierung. Diese
streitet zwar noch über die künftige Stromerzeugung aus schwedischen
Atomkraftwerken, ist sich aber schon sicher, dass Elektrizität aus
deutscher Braunkohle keine Zukunft hat. Schließlich gibt es keine
andere Art der Stromproduktion, bei der so viel klimaschädliches
Kohlendioxid (CO2) entsteht wie hier.
Nicht anders als Tim Cook kommt natürlich auch der neue
Vattenfall-Chef Magnus Hall den Wünschen seiner Eigner nach. In den
nächsten Monaten würden "Optionen für eine nachhaltige und neue
Eigentümerstruktur" des ostdeutschen Braunkohlegeschäfts geprüft.
Zugleich sehe die neue Strategie die "Umstellung unseres
Erzeugungsportfolios auf erneuerbare Energien" vor. Da ist noch
einiges zu tun. Während die Braunkohle für ein Drittel der
Stromerzeugung steht, steuern Wind und Biomasse bislang nur magere 3%
zur Produktion bei. Hinzu kommt ein nennenswerter Anteil Wasserkraft,
dem Namensgeber von Vattenfall, sprich: Wasserfall.
So weit der politische Wille. Sollte er Realität werden, bleibt
von dem drittgrößten deutschen Stromerzeuger eine bessere
Vertriebsfirma mit angeschlossenem Mittelspannungsnetz in
Ostdeutschland übrig. So was wie Yello oder die Elektrizitätswerke
Schönau in Groß. Wobei allerdings offen ist, ob sich überhaupt Käufer
für die Lausitzer Braunkohletagebaue und die dortigen Kraftwerke
finden. Das ist - natürlich - eine Frage des Preises. Ist dieser zu
niedrig, droht Vattenfall die dritte Milliardenabschreibung
hintereinander und der dritte Dividendenausfall. Viel wichtiger ist
jedoch, ob es heute überhaupt opportun ist, Braunkohlekraftwerke zu
kaufen. Diese gehören zwar zu den wenigen Anlagen, mit denen noch
Geld verdient werden kann. Aber wer braucht Kraftwerke bei den
bestehenden massiven Überkapazitäten hierzulande? Und dann noch
solche CO2-Dreckschleudern? So spricht einiges dafür, dass mit der
Verkaufsoffensive der neuen Regierung nur die Unmöglichkeit ihrer
umweltfreundlichen Pläne gezeigt werden soll.
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