04.01.2018 20:50:40
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Börsen-Zeitung: Die zweite Nachkommastelle, Kommentar zu Priips und
Mifid von Jan Schrader
Frankfurt (ots) - Drei Komma null sechs Prozent Rendite pro Jahr
im optimistischen Fall, das wäre doch etwas, nicht wahr? Oder vergeht
Ihnen die Lust auf den Kauf des Produkts, weil in einer Krise ein
Verlust von zwanzig Komma fünf sieben Prozent per annum droht? Diese
Frage dürfen sich nun die Anleger stellen, wenn sie sich über ein
Investmentvehikel, in diesem Fall ein Zertifikat der
sparkasseneigenen DekaBank, im Basisinformationsblatt informieren.
Diverse Prozentzahlen können sie dabei der Szenarioanalyse entnehmen,
zu der Anbieter seit Montag verpflichtet sind. Irgendwie sollen die
bis auf die zweite Nachkommastelle genauen Schätzwerte verschiedene
Produkte miteinander vergleichbar machen. Neben dem Datensalat, der
sich aus der EU-Verordnung Priips ergibt, stellen die beratenden
Banken seit Mittwoch im Zuge der EU-Richtlinie Mifid II viele weitere
Angaben bereit. Bon appétit!
Mehr Daten zu Kosten und Renditechancen sollen Sparern die Auswahl
von Finanzprodukten fortan erleichtern. Schon jetzt aber zeigt sich,
dass die ausgereichten Informationen nicht nur umfassend und zum Teil
widersprüchlich, sondern auch mit einem Anspruch verbunden sind, der
sich in der Praxis nur begrenzt einlösen lässt: dem Wunsch nach
präziser Information. Allzu leicht geht die Flut an Daten, kombiniert
mit formal korrekten Hinweisen, zulasten der Verständlichkeit. Selbst
die sonst zurückhaltend agierende Finanzaufsicht BaFin hatte bereits
im Mai erkennen lassen, dass sie sich ein schlankeres
Informationsblatt und eine "verbraucherfreundliche Sprache" wünscht.
Schön wär's.
Dabei sind die Prinzipien der Geldanlage eigentlich einfach.
Aktien bieten höhere Chancen als sichere Zinsanlagen, auf Dauer
lassen sich so vermutlich viel größere Vermögen aufbauen, doch eine
Garantie dafür gibt es nicht. Fonds eignen sich, um Geld über viele
Aktientitel zu verteilen, während andere Instrumente wie einige
Zertifikate es erlauben, auf eine bestimmte Kursentwicklung
ausgewählter Titel zu setzen. Aber auf welche Informationen kommt es
im Detail an? Nicht nur einige Finanzprodukte, auch
EU-Gesetzgebungsverfahren sind bekanntlich komplex, die Einigung über
jeden Buchstaben und jede Nachkommastelle ist somit kompliziert.
Nun also muss der Anleger mit unterschiedlichen Dokumenten mit zum
Teil präzise anmutenden, aber schwer interpretierbaren Daten leben.
Vielleicht gibt es demnächst ein Informationsblatt, das darüber
aufklärt, wie Informationsblätter zu lesen sind - hoffentlich in
verbraucherfreundlicher Sprache.
OTS: Börsen-Zeitung
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www.boersen-zeitung.de

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