07.10.2015 20:39:39

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Börsen-Zeitung: Die Dividendenfrage, Kommentar zu Volkswagen von Peter

Olsen

Frankfurt (ots) - Schaut man auf die Kursentwicklung der

VW-Vorzugsaktie vom Mittwoch, dann muss man dem neuen Konzernlenker

Matthias Müller gratulieren. Mit seinen Aussagen auf der

Betriebsversammlung und in einem FAZ-Interview hat er wohl

Beschäftigten und Investoren Ängste genommen, auch wenn allen klar

ist, dass die Aufarbeitung der Dieselabgasaffäre noch ganz am Anfang

steht.

Über die Dividende habe er sich noch keine Gedanken gemacht, räumt

der 62-Jährige freimütig ein. Aber die Dividendenfrage ist gerade für

Volkswagen von hoher Relevanz, denn Stamm-Großaktionäre wie die

Familien Porsche und Piëch sowie das finanziell nicht auf Rosen

gebettete Land Niedersachsen fordern ihren Tribut.

Bisher beschränkt sich die bilanzielle Vorsorge für die technische

Reparatur von bis zu 11 Millionen Fahrzeugen auf 6,5 Mrd. Euro.

Zuletzt wies der Konzern einen Reingewinn von 10,8 Mrd. Euro aus. Da

wäre auch nach der Rückstellung ein beachtlicher Spielraum für eine

Ausschüttung vorhanden, zumal die Wolfsburger mit einer

Ausschüttungsquote von gerade einmal einem Fünftel ihre Anteilseigner

nicht gerade verwöhnen.

Aber kann sich der Konzern, angefeindet von vielen Seiten und vor

nicht kalkulierbaren Strafzahlungen und Schadenersatzforderungen

stehend, in der jetzigen Situation überhaupt eine Ausschüttung

erlauben? Wäre es nicht ein gutes Zeichen, wenn gerade die

Stammaktionäre, die auf der Kapitalseite den Aufsichtsrat bestimmen,

verzichteten, dafür aber die im Streubesitz befindlichen

stimmrechtlosen Vorzugsaktien bedient würden? Immerhin waren es ja

die Vorzugsaktionäre, die vor fünf Jahren mit 4,1 Mrd. Euro zur

Kapitalerhöhung gebeten wurden, um den Reverse Takeover von Porsche

durch Volkswagen mitzufinanzieren - und letztlich den Familienstämmen

Porsche und Piëch zur (Stimmen-)Mehrheit in Wolfsburg zu verhelfen.

Und möglicherweise muss Volkswagen die Vorzugsaktionäre ja wieder

zur Kasse bitten, um angesichts kommender Milliarden-Belastungen die

Bilanzstrukturen solide zu halten. Spielraum von etwa 12 Mrd. Euro

für Kapitalerhöhungen zu aktuellen Kursen bestünde noch, erst dann

würde das Vorzugs- zum Stammkapital aufschließen.

Für 2014 kehrte Volkswagen insgesamt 2,3 Mrd. Euro aus, davon

knapp 900 Mill. Euro an die Vorzugsaktionäre. Mit einer

Dividendenzahlung an den stimmrechtslosen Streubesitz würde

Volkswagen vom jüngsten Kurssturz gebeutelte Anteilseigner

besänftigen und die im Dax geführte Vorzugsaktie stützen.

OTS: Börsen-Zeitung

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