02.05.2017 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Aufwachen!, Kommentar zum Euro-Clearing von Dietegen

Müller

Frankfurt (ots) - Aus vielen kleinen Puzzlestücken lässt sich ein

Bild formen. Im Poker um das so genannte Euro-Clearing, also um die

Verrechnung von Zins- und Anleihekontrakten basierend auf Euro,

lassen sich erste Konturen ablesen. So ist es naheliegend, dass die

EU verhindern will, dass sich nach dem Brexit systemrelevantes

Geschäft mit Zinsswaps oder Kreditausfall-Versicherungen in London

aus EU-Sicht rechtlich gesehen verselbstständigt - geht es doch um

große Summen. Sollte etwas im Londoner Euro-Clearing schief laufen,

und wären Banken in der Eurozone stark getroffen, müssten

schlimmstenfalls Staaten der Eurozone sie stützen, während die Briten

fein raus wären. Soviel zur Befürchtung der einen Seite, ein nicht

völlig auszuschließendes Extremszenario.

Nach dem, was aus Brüssel dringt, werden Standortpflichten

erwogen. Zugleich wird darüber nachgedacht, dass die europäische

Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA direkte Durchgriffsrechte auf

Clearinghäuser bekommt, die im Euro-Clearing in London aktiv sind. Je

nach Ausgestaltung im Einzelnen - beides sind Wege mit Risiken und

dem Potenzial erheblicher und unerwünschter Nebeneffekte.

Fall eins wäre die Einführung der Standortpflicht. Hier ist die

Zersplitterung von Liquidität und Risikomanagement-Strukturen

vorgespurt. Möglich gar, dass Banken außerhalb der EU das

Euro-Clearing an der Themse übernehmen. EU-Marktteilnehmer hätten in

punkto Kosten und Wettbewerbssituation das Nachsehen. Fall zwei

wiederum - die Unterwerfung unter eine starke EU-Aufsicht - könnte

einen Rattenschwanz regulatorischer Vorgaben nach sich ziehen. Eine

Einigung nicht nur auf britischer Seite wäre damit erschwert. Und

wenn geklärt ist, welche Durchgriffsrechte eine so schlagkräftige

EU-Aufsicht in Großbritannien hat - wie verhält es sich mit

Durchgriffsrechten in anderen Drittstaaten wie den USA, der Schweiz?

Das bisherige Modell einer Äquivalenz der Aufsicht scheint ja

überholt zu sein.

Trotzdem: Der Durchgriff einer gestärkten EU-Aufsicht auf das

Londoner Euro-Clearing ist für die Briten zumutbar. Im

Dollar-Clearing ist London ebenfalls bedeutend, und außerhalb der USA

beanspruchen die US-Aufseher Vergleichbares, was die EU möchte. Damit

ließen sich bestehende Marktstrukturen erhalten. Jetzt muss Vorsorge

getroffen werden, dass den angedeuteten Problemen und Konflikten

vorgebeugt wird, die mit einer gestärkten EU-Aufsicht verbunden sein

könnten. Es ist höchste Zeit aufzuwachen, bevor diese Büchse der

Pandora geöffnet wird.

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