08.07.2015 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Alexis, Kommentar zu Griechenland von Detlef Fechtner

Frankfurt (ots) - Man stelle sich einen Griechen vor, einen

Lebenskünstler, der fast immer lächelt, oft sogar herzlich lacht. Der

kämpferisch auftritt und auf Selbstbestimmung pocht, auch wenn die

Lage aussichtslos scheint. Na, an wen erinnert die Beschreibung?

Richtig, an Alexis Sorbas. Anthony Quinn hat die Figur des Mannes mit

dem Dreizehntagebart, der wenig Selbstzweifel kennt, fest für alle

Zeiten im Gedächtnis deutscher Spielfilmfreunde verankert.

Derzeit wird das Bild, das Westeuropäer von Griechen haben,

freilich von einem anderen Alexis geprägt - nicht Sorbas, sondern

Tsipras. Er hat sich, indem seine Regierung Verhandlungen auf

Beamtenebene sabotierte, selbst in eine spielentscheidende Rolle

manövriert. Mehr denn je liegt es jetzt maßgeblich an ihm, ob seine

Landsleute im Sommer noch mit Euro oder doch mit (neuer) Drachme

zahlen werden. Denn die Kapitalgeber haben ein Ultimatum gestellt -

und auch wenn mancher daran nicht mehr glaubt: Es dürfte das letzte

sein.

Am Sonntag werden sich Europas Regierungschefs über die

Vorarbeiten der Euro-Finanzminister beugen. Wenn sie dann erfahren,

dass der Vorschlag, den Tsipras bis Donnerstagnacht abzuliefern

versprochen hat, nicht für eine Verständigung taugt, bleibt ihnen

wenig anderes, als das Scheitern der Verhandlungen zu erklären. Das

wäre dann der entscheidende Schritt in den Grexit. Eine nochmalige

Vertagung würde erfordern, dass die Banken länger geschlossen bleiben

und die EZB die Institute weiter am Leben hält. Beides erscheint so

gut wie unzumutbar - den Griechen gegenüber ebenso wie der Notenbank.

Die Euro-Partner haben - weil sie nach dem Referendum keine

Reformrabatte geben und einen nominalen Schuldenschnitt vermeiden

wollen - an der dritten Stellschraube gedreht. Sie bieten nun längere

und daher deutlich aufgestockte Hilfen an. Das eröffnet Tsipras die

Chance, einzulenken - und gegenüber dem heimischen Publikum für sich

zu beanspruchen, dass auf seinen Druck hin ein Sparpaket in etwas

verwandelt wurde, was man als Wachstumsprogramm verstehen kann.

Zumindest einige, wenn auch nicht alle Kritiker dürfte das

besänftigen.

Kurzum: Letztlich liegt die Antwort auf die Frage, ob Hellas aus

dem Euro ausscheidet oder nicht, im Wesentlichen daran, ob der

Premier - um das Risiko jäher Verarmung des ohnehin gebeutelten

griechischen Volks zu reduzieren - einlenkt. Oder ob er an seiner

Linie festhält, mit dem Risiko, dass - anders als bei Alexis Sorbas -

am Ende viel mehr als eine Seilbahn zu Bruch geht.

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