31.03.2022 20:29:38

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Biden zeigt Nerven, Kommentar zum Ölpreis von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Die Aktion ist spektakulär: Noch niemals zuvor hat ein

US-Präsident so viel Öl aus der strategischen Reserve des Landes auf den Markt

geworfen. Rund 180 Millionen Barrel sollen es werden. Das entspricht in etwa

einem Drittel der gesamten Reserve und fast dem globalen Ölverbrauch von zwei

Tagen. Die russischen Ölexporte, die Joe Biden am liebsten ganz unterbinden

würde, machen etwa 4 bis 5 Millionen Barrel pro Tag aus.

Der US-Präsident zeigt damit eindeutig Nerven. Die Sanktionen gegen Russland

bringen erhebliche Nebenwirkungen im Inland mit sich. Die Preise für Benzin und

Heizöl erreichen Rekordniveaus, und bei Diesel drohen Engpässe, die zu

Lie­ferschwierigkeiten bei zahlreichen Gütern führen könnten. Gleichzeitig sind

70 Prozent der Amerikaner der Meinung, dass sich das Land in die falsche

Richtung bewegt. Außerdem stehen im November Kongresswahlen an.

Daher bemüht sich Biden intensiv darum, Öl aufzutreiben. Mit dem Iran wird eine

Einigung angestrebt, damit die Sanktionen aufgehoben werden können. Mit dem

bisherigen Gegner Venezuela befindet man sich ebenfalls in Gesprächen. Die USA

wollen sogar Indien erlauben, weiter russisches Öl zu kaufen, solange dies zu

einem deutlichen Abschlag gegenüber dem Weltmarktpreis erfolgt und die

bisherigen Mengen nicht überschritten werden.

Allerdings sind die Bemühungen der US-Administration bislang nicht von Erfolg

gekrönt. Venezuela kann aufgrund der desolaten Lage seiner Ölindustrie die

Produktion nur langsam steigern. Der Iran verkauft unter der Hand bereits rund 3

Millionen Barrel vornehmlich an China, so dass die möglichen Steigerungen

ebenfalls begrenzt sind. Das Kartell Opec plus zeigt sich bislang vom Drängen

Bidens unbeeindruckt und dreht den Ölhahn nur äußerst langsam auf. Hier rächt

sich, dass Biden das Verhältnis zum saudi-arabischen Kronprinzen zu Beginn

seiner Amtszeit gründlich ruiniert hat. In der Not haben daher die USA sogar die

Ölimporte aus Russland kräftig hochgefahren, auch wenn offiziell ein Embargo

verhängt ist.

Wenngleich durch die Freigabe der Reserven nach Einschätzung der Analysten der

Commerzbank der Ölmarkt im zweiten Quartal nicht mehr unterversorgt und im

dritten Jahresviertel sogar überversorgt wäre, ist mit Blick auf die zahlreichen

geopolitischen Konflikte letztlich doch nicht zu erwarten, dass es zu einem

nachhaltigen Rückgang des Ölpreises kommt, zumal die Reserven wieder aufgefüllt

werden müssen. Wie es scheint, hat Biden weiterhin gute Gründe, nervös zu sein.

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