05.08.2018 14:36:40
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Ostbeauftragter zu Gehaltsschere: Wirtschaft im Osten stärken
BERLIN (dpa-AFX) - Angesichts der stark auseinander gehenden Arbeitnehmer-Verdienste muss aus Sicht des Ostbeauftragten der Bundesregierung die Wirtschaft im Osten gestärkt werden. "Der Osten muss weiter aufholen", sagte Wirtschaft-Staatssekretär Christian Hirte der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist nach wie vor so, dass die Wirtschaft dort kleinteiliger ist als im Westen und die Großkonzerne mit ihren überdurchschnittlich hohen Gehältern fehlen."
Hirte betonte: "Mir ist es ein Anliegen, die kleinen und mittleren Unternehmen im Osten weiter zu unterstützen und zu stärken. Hier haben wir in den letzten Jahren bereits deutliche positive Entwicklungen gesehen."
Die Verdienste der Arbeitnehmer in Deutschland sind regional stark unterschiedlich und bleiben im Osten klar unter dem Niveau im Westen. Am wenigsten bekamen Vollzeitbeschäftigte Ende vergangenen Jahres im Mittel mit 2183 Euro brutto im Monat im Landkreis Görlitz in Sachsen. Das geht aus einer Auswertung neuer Daten der Bundesagentur für Arbeit durch die Linksfraktion im Bundestag hervor. Bundesweit am besten verdient wurde demnach in Ingolstadt in Bayern mit 4635 Euro.
Entscheidend ist laut Hirte, was man sich von dem Gehalt tatsächlich leisten könne. "50 Prozent mehr Gehalt in Hamburg relativieren sich sehr schnell, wenn man für die eigenen vier Wände das Dreifache bezahlen muss."
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ich glaube, dass die Bruttoeinkommen in Ost und West nie ganz vergleichbar werden. Aber wir sollten dafür sorgen, dass es die Haushaltseinkommen werden." Letztlich gehe es darum, was sich Familien mit ihrem Einkommen leisten könnten. Da spielten Aspekte wie Kita-Gebühren oder ein gebührenfreies Kita-Jahr, Wohnkosten und Infrastrukturangebote eine Rolle.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff warnte vor einem Schlechtreden der Ost-Bundesländer. "Im Rahmen des Möglichen ist seit der Wiedervereinigung viel erreicht worden", sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). Sachsen-Anhalt stehe zum Beispiel kurz vor der Vollbeschäftigung. "Deswegen ist es falsch, Ostdeutschland pauschal als Niedriglohnland zu bezeichnen." Die Gesamtsituation in Deutschland sei heute eine andere. "Die großen Unterschiede bestehen nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch zwischen Ballungszentren und ländlichen Räumen, zwischen Boomregionen und strukturschwachen Gegenden in Ost und West", sagte Haseloff.
Die Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Sahra Wagenknecht, kritisierte auch die unterschiedliche Vermögensverteilung. Sie bezog sich auf eine Studie, nach der vor allem in manchen ostdeutschen Ländern, aber auch in westdeutschen kriselnden Regionen viel weniger Menschen Aktien besitzen als in wohlhabenden Ländern wie Bayern oder Hamburg. Das zeige das eklatante Regierungsversagen bei der Schaffung gleicher Lebensverhältnisse und einer gerechten Verteilung des Reichtums, sagte Wagenknecht der "Berliner Zeitung" (Samstag)./hoe/sk/DP/he

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