02.10.2014 20:44:48
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ÖVAG wird Abbaueinheit - Neun Regionalbanken, eine steuert Sektor
WIEN (dpa-AFX) - Die krisengeschüttelte ÖVAG, Spitzeninstitut des österreichischen Volksbankensektors, wird bis Mitte 2015 zu einer Abbaubank. Zugleich werden die derzeit 44 Volksbanken zu 9 Landesbanken verschmolzen, die 7 Spezialinstitute zu 3. Die ganze Umwandlung ermögliche eine Sanierung des Volksbankensektors ohne zusätzliches Steuergeld, versicherte ÖVAG-Chef Stephan Koren am Donnerstagabend vor Journalisten.
Die Steuerungskompetenzen der ÖVAG werden abgespalten und auf eine der neun Volksbanken übertragen. Das werde "Monate" dauern. Koren wollte sich nicht festlegen auf welche, doch in einer ersten Mitteilung wurde die Volksbank Wien-Baden als Kandidatin dafür genannt. Damit die Funktionen des Spitzeninstituts bewältigt werden können, ist eine Mitgift in der Größe von sechs Milliarden Euro nötig.
Die ÖVAG selber habe laut Plan Ende 2014 noch 15,5 Milliarden Euro Bilanzsumme und Ende 2015 dann nur mehr 5 Milliarden Euro, nicht zuletzt durch die Abgabe von Werten an das neue Spitzeninstitut. Sie soll bis Mitte 2015 ihre Banklizenz zurückgeben. Wann genau sie endgültig Geschichte sein wird, sei zwar nicht absehbar, aber man werde "2017 einen dicken Strich ziehen können", so Koren. Im Abbauplan ist auch der Verkauf der Rumänientochter vorgesehen. Koren geht davon aus, dass am Schluss sogar noch Geld übrig bleiben wird. Es werde aber nicht dafür reichen, dass der Staat das von ihr eingeschossene Geld (1,3 Milliarden Euro) zurückerhalten könne. Auch die Volksbanken als Mehrheitseigentümer haben bisher 1,3 Milliarden Euro abschreiben müssen.
Die ÖVAG muss diesen Schritt zu einer Abbaueinheit gehen, weil es nicht möglich war, die sich abzeichnende Kapitallücke zu schließen. Aufgrund neuer regulatorischer Bestimmungen (Basel III) werde die ÖVAG "knapp an eine Milliarden Euro" an anrechenbarem Eigenkapital verlieren, so Koren. Weder der Staat als größter Eigentümer noch die Volksbanken hätten den Willen gehabt, Kapital nachzuschießen. Wenn die ÖVAG nun zu einer Abbaubank werde, dann gülten geringere Kapitalanforderungen.
Koren wies jeden Zusammenhang der heute beschlossenen Maßnahme mit dem laufenden Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) weit von sich. Eine Begründung der Maßnahmen mit dem Stresstest wäre eine "Irreführung" sagte er. Es habe mit der EZB noch keinen offiziellen Kontakt gegeben, "wir machen es sicher nicht, weil wir EZB-Lücken sehen", vielmehr erkenne man seit zwei Jahren Lücken. In Medien war kolportiert worden, dass der Stresstest, dessen Ergebnisse Ende Oktober veröffentlicht werden, einen Kapitalbedarf von bis zu 800 Millionen Euro ergeben hätte.
Der Abbau der ÖVAG wird auch zahlreiche Jobs kosten. Derzeit arbeiten 650 Menschen in der ÖVAG, ein Drittel in der jetzigen Abbaueinheit. Wie viele der anderen von den Volksbanken übernommen werden hänge auch davon ab, welche Leistungen die Volksbanken künftig zentral organisieren wollten. Schon bisher habe die ÖVAG 700 Stellen abgebaut.
Koren ist sich sicher, dass auf die Steuerzahler keine weiteren Kosten zukommen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Republik zuschießen muss", sagte er. Alle Anleihen sollen sich über den Abbau finanzieren. Auch eine Auswirkung auf die Staatsschulden sieht er nicht: "Ich wüsste nicht, warum eine private Einheit die sich selbst liquidiert staatsschuldenwirksam werden sollte", darauf würde er sich fast zu wetten trauen./tsk/sp/APA/he
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