20.11.2015 19:22:39
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neues deutschland: Zu neuen Vorwürfen an den Verfassungsschutz
Berlin (ots) - Wenn stimmt, was die Thüringer Linksfraktionschefin
behauptet, müssen eigentlich Köpfe rollen: Hat das Bundesamt für
Verfassungsschutz den Untersuchungsausschuss in Erfurt ausgeforscht,
der die Verstrickung von Verfassungsschützern in die Mordserie des
NSU aufklären sollte? Hat das Bundesamt eine demokratische Fraktion
in einem Landesparlament bespitzelt? Das sind Vorwürfe, die sich auf
die Kernsubstanz jener Verfassung beziehen, die das Amt beschützen
soll. Das Volk und seine Vertreter sind der Souverän. Sie
kontrollieren Regierung und Behörden - nicht umgekehrt. Es ist im
Geiste des Grundgesetzes kaum zu rechtfertigen, dass Bundesbehörden
demokratische Landesparlamentarier überwachen. Das ist das Einmaleins
der parlamentarischen Demokratie. Ist das alles also der Fall, liegt
hier ein Staatsskandal vor. Eigentlich. Wieso nur eigentlich? Weil
zwischen Verfassung und Wirklichkeit notorisch Lücken klaffen. Weil
nicht nur in diversen NSU-Ausschüssen, sondern auch im NSA-Ausschuss
deutlich wurde, dass Sicherheitsbehörden demokratische Kontrolle
ungestraft hintertreiben. Weil die skandalumwehten Geheimdienste nach
den Pariser Anschlägen gepäppelt werden und sich schon wieder
sakrosankt zu fühlen scheinen. Es ist gut möglich, dass auch eine
solche Causa gedeckelt werden könnte. Nicht auszuschließen ist also,
dass es einmal mehr beim Eigentlich bleibt. Irgendwann müssen sich
dann die Bürger selbst dieses Eigentliche zur Aufgabe machen. Sein
Inhalt ist nicht weniger als die Demokratie.
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