30.11.2017 22:33:56

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Machtkampf in der CSU Man muss den Hausmeister nicht lieben Ralf Müller, München

Bielefeld (ots) - Streit mag weder der Deutsche noch der Bayer. Der Bayer schätzt eine kurze, klärende Rauferei, aber dann muss wieder klar sein, wer der Chef auf dem Hof ist. Diese Erwartungen erfüllt die CSU im Augenblick nicht. Je länger die Taktiererei um die Spitzenämter andauert, desto mehr bröckeln die ohnehin historisch niedrigen Umfragewerte für die scheinbar ewige bayerische Regierungspartei. Bei früheren Erhebungen zeigte sich, dass die bayerischen Wähler vor allem Markus Söder zutrauen, als Regierungschef den Freistaat in der Nachfolge von Horst Seehofer zu führen. Das mag für Nichtbayern schwer zu verstehen sein, gilt doch der 50-jährige Nürnberger nicht gerade als Sympathieträger. Sein Chef persönlich bescheinigte ihm nicht unerhebliche charakterliche Defizite. Doch von "Ehrgeiz zerfressen" zu sein, kann ja vielleicht nichts schaden, denkt sich der bayerische Wähler. Um zu beweisen, wie toll er ist, würde Söder als Ministerpräsident ordentlich wirbeln. Man muss ja den Hausmeister nicht lieben, Hauptsache, er macht seinen Job gut und langt auch mal bei verstopften Toiletten hin. Hier liegt wohl auch der Grund dafür, warum die zweifellos sympathischere Wirtschaftsministerin Ilse Aigner bei diesen Umfragen immer den Kürzeren zog: Zu lieb, zu harmlos. Politische Inhalte spielen bei den Auseinandersetzungen nicht nur keine, sondern gar keine Rolle. Auch wenn gelegentlich Söder in die rechte und sein Chef Seehofer in das Lager der Herz-Jesu-Sozialisten geschoben wird - die Richtung ist letztlich dieselbe. Streit gibt es allenfalls um die Strategie. Das gilt auch für Innenminister Joachim Herrmann, der sich nun ebenfalls um den Chefsessel in der Staatskanzlei bewirbt. Wenn es freilich um Abwehr unüberlegter politischer Schnellschüsse geht, wäre man mit dem bedächtigen Herrmann besser beraten. Wer auch immer als Ministerpräsidentenkandidat der CSU in die Landtagswahl geht, er muss sich darauf einrichten, Chef einer Koalition zu werden. Zwar haben Umfragen nach vielen Fehleinschätzungen Jahre an Glaubwürdigkeit eingebüßt, aber es wäre ein Wunder, wenn die CSU in Bayern in den verbleibenden knapp zehn Monaten wieder auf 45 plus X Prozent gebracht werden könnte. Wenn zu den vier Landtags-Parteien (CSU, SPD, Freie Wähler, Grüne) noch zwei (FDP, AfD) hinzukommen, ist es dahin mit der absoluten CSU-Mehrheit. Und wenn es ganz schräg kommt, droht "Jamaika" in Bayern. Kein Wunder, dass bei der CSU Panik um sich greift.

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