23.08.2013 20:44:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Journalisten wehren sich gegen Überwachung Dienst an der Demokratie THOMAS SEIM
Bielefeld (ots) - In dieser Woche zwangen britische Geheimdienste
die Zeitung Guardian, die Festplatte ihres Laptops zu zerstören. Der
Chefredakteur erklärte später, er habe sich dem Zwang gebeugt, weil
ein Verfahren gedroht hätte, in dessen Verlauf die Zeitung nicht mehr
hätte über den Fall des US-Bürgers Snowden hätte berichten dürfen,
der seit Monaten Informationen aus geheimen Quellen über
Rechtsverstöße des US-Geheimdienstes NSA verbreitet. </DC>Das ist
eine gefährliche Entwicklung. Sie bedroht die Freiheit der
Berichterstattung. Journalisten sind nicht nett, eher lästig. Sie
sind anstrengend. Für Politiker, Beamte, Wirtschaftsführer, Sportler
Menschen des öffentlichen Lebens. Diese Gruppen haben ein gespaltenes Verhältnis zu Journalisten. Und umgekehrt. Auch wir Journalisten vertrauen niemandem. Freundschaften gibt es in dem Job kaum. Nähe zu den Genannten gar nicht. Und wenn es sie gibt, dann stehen sie immer unter dem Vorbehalt des Misstrauens, dass Privates doch öffentlich werden kann oder muss. So ist die Rollenverteilung. Entscheidend für Journalisten ist, ob sie ohne Einschränkung Fakten recherchieren und veröffentlichen dürfen. Dieses in Artikel 5 des Grundgesetzes verbriefte Recht gehört zu den Grundwerten unseres Gemeinwesens. Auch Journalisten irren und gehen fehl. Man muss nur an die furchtbaren Bilder des Gladbecker Geiseldramas vor 25 Jahren denken, um selbstkritisch Schuld anzuerkennen. Damals haben sich Journalisten vorübergehend gemein gemacht mit der Story der Gangster. Das war eine schlimme Erfahrung. Trotz unserer Selbstkritik damals gibt es keine Garantie, dass so etwas nicht wieder geschieht. Auch das gehört zu unserer bitteren Wahrheit. Aber ohne Zeitungen und ihre Journalisten würde nichts besser, sondern vieles schlimmer. Ganz gleich, ob es um die Überwachungsaffären der Geheimdienste, um die Fotos von den Misshandlungen in Abu Ghraib oder auch um die Berichterstattung über Missstände in Bielefelder Krankenhäusern geht: Ohne Journalisten gäbe es die Missstände vermutlich noch und die Verantwortlichen wären nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Das ist Dienst an der Demokratie. Vor 45 Jahren telefonierte der damalige noch amtierende US-Präsident Richard Nixon kurz nach einer Fernsehansprache zur Watergate-Affäre, die Journalisten aufdeckten, mit einem seiner späteren Nachfolger, George Bush senior. Nixon sagte laut einem jüngst veröffentlichten Protokoll: "Die Leute könnten es vielleicht verstehen." Aber: "Zur Hölle mit den Kommentatoren." So lange es Journalisten gibt, die Nachrichten und Ereignisse auf Wirklichkeit, auf Wahrheit überprüfen, gibt es für Politiker, Betrüger, Doping-Sünder, Beamte und Wirtschaftsführer keine Garantie, dass ihre Ungesetzlichkeiten unentdeckt bleiben. Das ist lästig manchmal, ja. Und wir sind darüber nicht immer glücklich, ja. Aber darin bestehen Wert und Leistung von Redaktionen. Das ist konstitutives Element unserer Demokratie.
Menschen des öffentlichen Lebens. Diese Gruppen haben ein gespaltenes Verhältnis zu Journalisten. Und umgekehrt. Auch wir Journalisten vertrauen niemandem. Freundschaften gibt es in dem Job kaum. Nähe zu den Genannten gar nicht. Und wenn es sie gibt, dann stehen sie immer unter dem Vorbehalt des Misstrauens, dass Privates doch öffentlich werden kann oder muss. So ist die Rollenverteilung. Entscheidend für Journalisten ist, ob sie ohne Einschränkung Fakten recherchieren und veröffentlichen dürfen. Dieses in Artikel 5 des Grundgesetzes verbriefte Recht gehört zu den Grundwerten unseres Gemeinwesens. Auch Journalisten irren und gehen fehl. Man muss nur an die furchtbaren Bilder des Gladbecker Geiseldramas vor 25 Jahren denken, um selbstkritisch Schuld anzuerkennen. Damals haben sich Journalisten vorübergehend gemein gemacht mit der Story der Gangster. Das war eine schlimme Erfahrung. Trotz unserer Selbstkritik damals gibt es keine Garantie, dass so etwas nicht wieder geschieht. Auch das gehört zu unserer bitteren Wahrheit. Aber ohne Zeitungen und ihre Journalisten würde nichts besser, sondern vieles schlimmer. Ganz gleich, ob es um die Überwachungsaffären der Geheimdienste, um die Fotos von den Misshandlungen in Abu Ghraib oder auch um die Berichterstattung über Missstände in Bielefelder Krankenhäusern geht: Ohne Journalisten gäbe es die Missstände vermutlich noch und die Verantwortlichen wären nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Das ist Dienst an der Demokratie. Vor 45 Jahren telefonierte der damalige noch amtierende US-Präsident Richard Nixon kurz nach einer Fernsehansprache zur Watergate-Affäre, die Journalisten aufdeckten, mit einem seiner späteren Nachfolger, George Bush senior. Nixon sagte laut einem jüngst veröffentlichten Protokoll: "Die Leute könnten es vielleicht verstehen." Aber: "Zur Hölle mit den Kommentatoren." So lange es Journalisten gibt, die Nachrichten und Ereignisse auf Wirklichkeit, auf Wahrheit überprüfen, gibt es für Politiker, Betrüger, Doping-Sünder, Beamte und Wirtschaftsführer keine Garantie, dass ihre Ungesetzlichkeiten unentdeckt bleiben. Das ist lästig manchmal, ja. Und wir sind darüber nicht immer glücklich, ja. Aber darin bestehen Wert und Leistung von Redaktionen. Das ist konstitutives Element unserer Demokratie.
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