17.09.2014 21:02:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Halbzeit für Joachim Gauck Die Macht des offenen Wortes Alexandra Jacobson, Berlin
Bielefeld (ots) - Das Wichtigste an Joachim Gaucks Amtsführung
liegt im Grundsätzlichen. Er hat es geschafft, dem höchsten Amt im
Staat wieder Bedeutung und Würde zu geben. Gauck ist, um es
volkstümlich auszusprechen, ein Staatsoberhaupt, mit dem sich dieses
Land wieder sehen lassen kann. Es besteht die Chance, dass er im
Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern die Amtszeit durchhält. Schon
bringen ihn manche für weitere fünf Jahre ins Gespräch. Als Gauck ins
Schloss Bellevue einzog, war das Ansehen des Bundespräsidenten auf
niedrigstes Niveau abgestürzt. Gauck hat es geschafft, das
unglückliche Agieren von Christian Wulff und auch den vorzeitigen
Abschied von Horst Köhler vergessen zu machen. Der 74-Jährige wird
von der großen Mehrheit der Bürger akzeptiert und gemocht. Obwohl er
sich entschlossen hat, den Menschen nicht nach dem Munde zu reden. Er
vertritt Ansichten, die nicht unbedingt mehrheitsfähig sind. Gauck
ist dafür, dass Deutschland außenpolitisch mehr Verantwortung in der
Welt übernimmt. Dass auch militärisches Eingreifen angesichts von
Menschenrechtsverletzungen manchmal unausweichlich ist, gehört zu
seinen festen Überzeugungen. Gauck entwickelt seine Werte aus einem
ganz bestimmten Erfahrungsschatz heraus - der ehemalige Pastor kommt
aus der Bürgerrechtsbewegung in der DDR. Die Westbindung ist für ihn
keine Worthülse, sondern Garantie für Freiheit. Gauck pflegt das
offene Wort. Er nimmt gegenüber Putin ebenso wenig ein Blatt vor den
Mund wie gegenüber dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan. Sieht
er die Freiheit in Gefahr, spricht er Klartext. Natürlich hat auch
Gauck seine Schwächen. Manchmal wirkt er zu eitel und selbstverliebt.
Dass er wochenlang gezögert hat, bevor er das neue Diätengesetz für
Bundestagsabgeordnete unterschrieb, war unnötig. Da hat er sich ein
populistisches Muskelspiel geleistet. Doch die Befürchtung, dass er
sich dauerhaft auf Kosten der Regierung oder auf Kosten von Merkel,
die ihn nie wollte, profilieren würde, ist mittlerweile
gegenstandslos. Gauck hat seinen eigenen Kopf, er ist authentisch,
eigenständig. Auch nach zweieinhalb Jahren ist man noch gespannt auf
seine nächste Wortmeldung. alexandra.
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